Nachhaltiges Papier aus Herbstlaub
Ukrainischer Wissenschaftler zum Finalisten des Young Inventors Prize 2024 ausgewählt
Neues Verfahren für Recyclingpapier aus Laub
Bekanntermaßen beschleunigt die weltweite Abholzung von Wäldern den Klimawandel, verstärkt die Luftverschmutzung, führt zum Verlust der Biodiversität und stört den Wasserkreislauf. Außerdem verursacht die globale Erwärmung Probleme wie Erosion und Süßwasserknappheit. Zudem erhöht sie die Kosten für die Bewältigung von Umweltschäden wie beispielsweise Überschwemmungen.
2021 gründete Valentyn Frechka Releaf Paper, um sein Verfahren zu kommerzialisieren. Das Unternehmen bezieht das Laub von Stadtverwaltungen und wandelt den Abfallstoff in biologisch abbaubare, recycelbare Papierprodukte um. Dies stellt eine praktische und kostengünstige Möglichkeit zur Beseitigung organischer Abfälle in Stadtgebieten dar, schont den Wald und vermeidet Treibhausgasemissionen beim Verrotten der Blätter. Damit erzeugt Releaf Paper umweltfreundliches Verpackungsmaterial und reduziert das Abfallaufkommen. Das Unternehmen produziert aus 2,3 Tonnen Herbstlaub eine ganze Tonne Zellulose - wofür 17 Bäume gefällt werden müssten.
Releaf Paper wandelt dieses Laub mittels fortschrittlicher Technologie völlig ohne Sulfate, Sulfite und Chlor in nachhaltiges Papier um. Die Blätter werden gereinigt und einer chemisch-mechanischen Behandlung unterzogen, bei der sie unter hohem Druck und Dampf zermahlen und aufgeweicht werden. Dieses Verfahren scheidet die Fasern zuverlässig ab, worauf sich ein holzähnlicher Zellstoff ergibt. Dieser wird daraufhin zusammen mit Bio-Füllstoffen zu Papierrollen für unterschiedlichste Produkte wie Papiertüten, Kartonage und Wellpappkartons verarbeitet.
Das Unternehmen mit Büros in Paris und Kiew wandelt außerdem Abfallstoffe in Dünger um, den es an die Städte zurückliefert. In Zukunft möchte Frechkas Unternehmen auch Obstabfälle wie tropische Blätter etwa von Ananas, Bananen oder Yuccas sowie landwirtschaftliche Abfälle verarbeiten.
Inspiriert durch den Naturschutzgedanken
Frechka wurde im Dorf Sokyrnytsia von seinen Großeltern aufgezogen. Schon immer hatte er eine glühende Liebe für die Natur und das Leben. Im Alter von 16 Jahren kam ihm beim Wandern in den Karpaten die Idee, die Abholzung zu reduzieren, indem man abgefallene Blätter als wertvolle Ressource für die Papierproduktion nutzt. Dabei reduziert man gleichzeitig die CO2-Emissionen, die während der Verrottung entstehen. Er trat der Junior Academy of Sciences of Ukraine bei und brachte seine Erfindung auf den Weg.
"Releaf ist ein hervorragendes Beispiel dafür, was möglich ist, wenn Erfahrung, Inspiration und Wissen zum richtigen Moment am richtigen Ort zusammentreffen", erklärt Frechka. "Laub konnte bisher noch nicht zu Papier verarbeitet werden, und wir fühlten uns zu Großem berufen, im Wissen, dass diese Technologie zukünftige Generationen unterstützen und gleichzeitig die Technologie-Landschaft der Ukraine erhalten kann", fügte er hinzu.
2021 erhielt Releaf Paper Unterstützung vom WWF und von Canopy Planet. Nach der Invasion Russlands in der Ukraine 2022 zog Frechka nach Frankreich um und fand zusammen mit seinem Partner eine neue Möglichkeit, die Chancen des Unternehmens zu vergrößern. Aktuell wird das Laubpapier außerhalb der Ukraine produziert. Releaf verkauft seine Produkte in vielen europäischen Ländern. Zu seinen Kunden zählen viele namhafte internationale und Konsumgütermarken.
Releaf Paper löst mithilfe neuer Technologie das Problem von Pflanzenabfällen in Städten und verhindert gleichzeitig die Abholzung von Wäldern. Damit unterstützt es die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur) und 12 (Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion).
Der ukrainische Erfinder des Verfahrens wurde unter die drei Finalisten für den Young Inventors Prize beim diesjährigen Europäischen Erfinderpreis nominiert, mit dem herausragende Erfinder unter 30 Jahren gewürdigt werden. Die anderen Finalisten sind Rochelle Niemeijer, die ein tragbares Testkit entwickelt hat, das mithilfe künstlicher Intelligenz bakterielle Infektionen schnell erkennen kann, sowie Khaoula Ben Ahmed, Ghofrane Ayari, Souleima Ben Temime und Sirine Ayari, die ein verbessertes Steuerungssystem für Rollstühle entwickelt haben. Die Bekanntgabe der Gewinnerinnen und Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2024 und des Young Inventors Prize erfolgt bei der Preisverleihung, die am 9. Juli 2024 per Livestream aus Malta übertragen wird.
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