BAVC-Konjunkturumfrage: Tiefe Krise – keine schnelle Erholung

„Eine Branche in der Krise braucht einen Tarifabschluss für die Krise“

09.04.2024
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Die Chemie- und Pharmaindustrie am Standort Deutschland befindet sich unverändert in einer kritischen Lage: Die doppelte Krise durch fehlende Nachfrage und strukturelle Probleme hat weite Teile der Branche fest im Griff und schlägt massiv auf die Ertragslage der Unternehmen durch. Mit einer Erholung im laufenden Jahr rechnet nur eine Minderheit; der Großteil der Unternehmen geht davon aus, dass in 2024 keine Besserung eintreten wird. Das sind die zentralen Ergebnisse der BAVC-Konjunkturumfrage, für die im Februar und März Daten von 400 Betrieben mit über 200.000 Beschäftigten erhoben wurden. 

Stiller: „Eine Branche in der Krise braucht einen Tarifabschluss für die Krise“

„Unsere Branche ist in der Krise - und wird es bis auf Weiteres auch bleiben. Das gilt für alle Bereiche: Sämtliche Teilbranchen haben 2023 weniger produziert und weniger umgesetzt. Wir verlieren Wettbewerbsfähigkeit und produzieren heute so wenig wie zuletzt 2005“, resümiert BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller. „Das Jahr 2024 haben viele Unternehmen aufgrund fehlender Aufträge bereits abgeschrieben. Umso wichtiger ist, dass wir in den anstehenden Tarifverhandlungen einen Weg finden, der den Unternehmen Zuversicht gibt und die Planbarkeit erhöht. Eine Branche in der Krise braucht einen Tarifabschluss für die Krise. Und genau daran werden wir in den nächsten Wochen mit der IGBCE arbeiten. Wir müssen dem Schutz des Standorts oberste Priorität einräumen und die begonnene De-Industrialisierung gemeinsam stoppen.“

Die zentralen Ergebnisse der BAVC-Konjunkturumfrage im Einzelnen:

  • Die aktuelle wirtschaftliche Lage wird von den Unternehmen so schlecht eingeschätzt wie nie zuvor – schlechter noch als in der Pandemie und schlechter auch als nach dem Energiekostenschock infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Mit 48 Prozent gibt jeder zweite Betrieb an, die aktuelle Geschäftslage sei „kaum befriedigend“ oder „schlecht“. „Gut“ ist die Geschäftslage in gerade einmal 14 Prozent der Betriebe. Anfang 2022 war dies noch bei 45 Prozent der Unternehmen der Fall.
  • Jedes fünfte Unternehmen fuhr im vergangenen Jahr Verluste ein: 18 Prozent der Betriebe haben 2023 rote Zahlen geschrieben. Weitere 25 Prozent geben eine Nettoumsatzrendite unter drei Prozent an. Damit befinden sich insgesamt 43 Prozent der Unternehmen in einer Ertragssituation, die von IGBCE und BAVC gemeinsam stets als so niedrig eingeschätzt wurde, dass den Betrieben Erleichterungen und Öffnungen bei den Tarifabschlüssen gewährt wurden.
  • Wesentlicher Grund für die Krise der Branche ist fehlende Nachfrage. Zwei Drittel der Unternehmen (68 Prozent) nennen „Auftragsmangel“ als Ursache negativer Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb im ersten Quartal 2024.
  • Für 2024 sehen die Unternehmen kaum noch Chancen für eine signifikante Verbesserung der Lage. Im Gegenteil: 63 Prozent rechnen nicht vor 2025 mit einer Erholung. Hinzu kommt: Jeder zwölfte Betrieb der Branche (8 Prozent) geht davon aus, dass sich wesentliche Teile seines Geschäft am Standort Deutschland nicht mehr erholen werden.

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