Sartorius erwartet für 2024 profitables Wachstum
Umsatz soll bis 2028 pro Jahr zweistellig steigen
„2023 war ein sehr ungewöhnliches und herausforderndes Jahr in unserer Industrie. Der Lagerbestandsabbau bei Kunden und weitere Faktoren wie eine sehr schwache Nachfrage in China haben die Geschäftsentwicklung länger und ausgeprägter als ursprünglich prognostiziert beeinflusst. Daher haben wir das abgelaufene Jahr mit rückläufigen Umsätzen abgeschlossen, wobei unsere Profitabilität aufgrund angepasster Kostenbasis weiter auf gesundem Niveau und oberhalb des Standes vor der Pandemie lag. Da viele Kunden mit ihren Lageroptimierungen inzwischen weiter fortgeschritten sind, belebt sich das Geschäft seit dem Ende des 3. Quartals, und wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend im Verlauf des Jahres 2024 schrittweise verstärken sollte“, sagte Sartorius-Vorstandschef Joachim Kreuzburg.
„Einen wichtigen strategischen Meilenstein markiert im abgelaufenen Jahr die Akquisition des Spezialisten für Transfektionsreagenzien Polyplus und der damit weiter vorangetriebene Aufbau unserer Technologie-Plattform für Anwendungen im Zell- und Gentherapie-Markt“, so Kreuzburg weiter. „Mit unseren Produkten können wir an entscheidenden Stellen dazu beitragen, dass solche hochinnovativen Therapien schneller auf den Markt und damit zum Patienten kommen. Zudem haben wir unsere Produktions- und Forschungsinfrastruktur nicht nur für organisches Wachstum gerüstet, sondern angesichts geopolitischer Unwägbarkeiten auch in Resilienz investiert, mit dem Ziel, weiterhin in allen Regionen die höchsten Standards bei Kundenbelieferung und Produktqualität zu erfüllen.“
Geschäftsentwicklung des Konzerns im Jahr 2023
2023 hatten die anhaltende Nachfragenormalisierung nach der Pandemie und ein länger als erwartet andauernder Lagerbestandsabbau bei Kunden in der gesamten Life-Science-Branche zu gedämpften Ergebnissen und zahlreichen Prognoseanpassungen geführt. Entsprechend sank auch der Umsatz des Sartorius Konzerns gegenüber der hohen, von pandemiebedingt positiven Sondereffekten geprägten Vorjahresbasis nach vorläufigen Zahlen um wechselkursbereinigt 16,6 Prozent (Prognose: etwa -17%; nominal: -18,7 Prozent) auf 3.396 Millionen Euro. Darin enthalten ist ein Wachstumsbeitrag aus Akquisitionen von etwa 1,5 Prozentpunkten. Ohne Berücksichtigung des Coronageschäfts lag der Umsatzrückgang wechselkursbereinigt bei etwa 12 Prozent. Der Auftragseingang reduzierte sich wechselkursbereinigt um 21,5 Prozent (nominal: - 23,5 Prozent) auf 3.067 Millionen Euro.
Die allgemeine Marktschwäche betraf erwartungsgemäß alle Geschäftsregionen. Auch beeinflusst durch den Entfall von Geschäft mit russischen Kunden verzeichnete die Region EMEA, die für rund 39 Prozent des Konzerngeschäfts steht, einen Rückgang um 14,4 Prozent. In der Region Amerika belief sich das Umsatzminus auf 14,9 Prozent bei einem Anteil von rund 38 Prozent an den Konzernerlösen. In der Region Asien | Pazifik führte insbesondere auch eine ausgeprägte Marktschwäche in China zu deutlichen Umsatzrückgängen. Der Umsatz sank um 22,1 Prozent, der entsprechende Anteil belief sich auf gut 23 Prozent.
Der Ertrag des Konzerns gemessen am operativen EBITDA ging zwischen Januar und Dezember hauptsächlich aufgrund von Volumen- und Produktmixeffekten um 31,7 Prozent auf 963 Millionen Euro zurück. Die daraus resultierende Marge lag bei 28,3 Prozent (Prognose: etwas über 28 Prozent) nach 33,8 Prozent im Vorjahr. Preiseffekte auf der Einkaufs- und der Kundenseite glichen sich weitgehend aus.
Der maßgebliche Nettogewinn des Konzerns erreichte 339 Millionen Euro nach 655 Millionen Euro im Vorjahr. Der bereinigte Gewinn je Stammaktie lag bei 4,94 Euro (Vorjahr: 9,57 Euro), der bereinigte Gewinn je Vorzugsaktie bei 4,95 Euro (Vorjahr: 9,58 Euro).
Sartorius beschäftigte zum 31. Dezember 2023 weltweit rund 14.600 Mitarbeitende nach knapp 16.000 zum Stichtag des Vorjahres, wobei die Reduktion vornehmlich aus dem Auslaufen befristeter Beschäftigungsverhältnisse und Fluktuation resultierte.
Zentrale Bilanz- und Finanzkennziffern
In Folge der Akquisition von Polyplus verringerte sich die Eigenkapitalquote zum 31. Dezember 2023 erwartungsgemäß auf 28,3 Prozent (31. Dezember 2022: 38,1 Prozent). Der dynamische Verschuldungsgrad gemessen als Quotient aus Nettoverschuldung und operativem EBITDA lag bei 5,0 (31. Dezember 2022: 1,7). Der operative Cashflow erreichte 836 Millionen Euro nach 734 Millionen Euro im Vorjahr; wie geplant konnte dieser Anstieg trotz des Ertragsrückgangs vor allem durch die Optimierung des Working Capitals erreicht werden. Während Sartorius im Jahr 2022 und den Vorjahren zur Absicherung seiner Lieferfähigkeit angesichts zeitweise angespannter Lieferketten die Vorratsbestände gezielt erhöht hatte, werden diese seit 2023 plangemäß zurückgeführt. Die Investitionen des Unternehmens lagen mit 560 Millionen Euro in etwa auf Vorjahresniveau (523 Millionen Euro), während die entsprechende Quote bezogen auf den Umsatz 16,5 Prozent erreichte gegenüber 12,5 Prozent im Jahr 2022.
Geschäftsentwicklung der Sparte Bioprocess Solutions
In der Sparte Bioprocess Solutions, die eine breite Palette innovativer Technologien für die Herstellung von Biopharmazeutika, Impfstoffen sowie Zell- und Gentherapeutika anbietet, lag der Umsatz im Jahr 2023 mit 2.678 Millionen Euro um wechselkursbereinigt 17,6 Prozent (Prognose: etwa -18 Prozent; nominal: - 19,5 Prozent) erwartungsgemäß unter dem hohen Niveau des Vorjahres. Darin enthalten ist ein Wachstumsbeitrag aus Akquisitionen von etwa 2 Prozentpunkten. Ohne Berücksichtigung des Coronageschäfts ging der Umsatz wechselkursbereinigt um knapp über 12 Prozent zurück. Maßgeblich für den Rückgang waren der nach dem Pandemieende begonnene kundenseitige Lagerbestandsabbau, der teilweise aufgrund von relativ niedrigen Produktionsniveaus länger als ursprünglich erwartet andauert, das weitgehend entfallene Russlandgeschäft sowie eine insgesamt gedämpfte Investitionstätigkeit von Kunden vor allem in China und den USA.
Das temporär schwächere Marktumfeld zeigte sich noch stärker im Auftragseingang, der sich um wechselkursbereinigt 21,1 Prozent (nominal: -23,0 Prozent) auf 2.404 Millionen Euro verringerte. Allerdings setzte angesichts fortgeschrittener Lagerbestandsreduzierungen auf Seiten der Kunden seit Ende des 3. Quartals eine moderate Erholung der Auftragslage ein, so dass der Auftragseingang im 4. Quartal leicht oberhalb des Umsatzniveaus lag.
Das operative EBITDA der Sparte verringerte sich in Folge der Volumenentwicklung und aufgrund von Produktmixeffekten auf 782 Millionen Euro, woraus eine Marge von 29,2 Prozent resultierte (Prognose: etwas über 29 Prozent; Vorjahr: 35,7 Prozent).
Geschäftsentwicklung der Sparte Lab Products & Services
Die auf Life-Science-Forschung und Pharmalabore spezialisierte Sparte Lab Products & Services wies einen Umsatz von 718 Millionen Euro aus, dies entspricht einem Rückgang von wechselkursbereinigt 12,7 Prozent gegenüber dem hohen Niveau des Vorjahres (Prognose: etwa -13 Prozent; nominal: - 15,4 Prozent). Ohne Berücksichtigung des coronabezogenen Geschäfts verminderte sich der Umsatz wechselkursbereinigt um knapp 11 Prozent. In der Sparte, die einen signifikanten Anteil ihres Umsatzes mit hochwertigen Laborinstrumenten und Bioanalytik erzielt, war eine seit Mitte des Jahres ausgeprägte Investitionszurückhaltung seitens der Pharmalabore vor allem aus China und den USA in Bezug auf hochwertige Bioanalytik-Systeme maßgeblich für den Geschäftsverlauf.
Die dämpfenden Einflussfaktoren zeigten sich noch deutlicher beim Auftragseingang, der 2023 bei 663 Millionen Euro lag (wechselkursbereinigt: - 22,7 Prozent; nominal: -25,1 Prozent), wobei auch in der Laborsparte das Geschäft im Verlauf des 4. Quartals etwas anzog und der Auftragseingang das Umsatzniveau im 4. Quartal leicht übertroffen hat.
Das operative EBITDA der Sparte verzeichnete einen Rückgang auf 180 Millionen Euro. Die entsprechende Marge lag mit 25,1 Prozent moderat unter dem Vorjahreswert (Prognose: etwas über 25 Prozent; Vorjahr: 26,2 Prozent).
Prognose für das Geschäftsjahr 2024
Auf Basis der leichten Nachfrageerholung seit Ende des 3. Quartals 2023 sowie der von Branchenbeobachtern prognostizierten positiven Marktaussichten geht Sartorius davon aus, im Jahr 2024 und darüber hinaus profitabel zu wachsen. Dabei rechnet das Unternehmen aufgrund noch nicht vollständig abgeschlossener Lagerbestandsoptimierungen bei Kunden mit einer unterjährig schrittweise zunehmenden Geschäftsdynamik und dementsprechend mit einem eher moderaten ersten Halbjahr 2024. Beeinflusst werden könnte der Geschäftsverlauf zudem von zunehmenden geopolitischen Spannungen sowie konjunkturellen Eintrübungen in einigen Regionen.
Vor diesem Hintergrund der noch instabilen Markttrends und der damit eingeschränkten Visibilität erwartet das Unternehmen einen Umsatzzuwachs im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich, wobei der nichtorganische Beitrag etwa 1,5 Prozentpunkte ausmachen dürfte. Hinsichtlich der Profitabilität prognostiziert die Unternehmensleitung einen Anstieg der operativen EBITDA-Marge auf etwas über 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 28,3 Prozent. Die auf den Umsatz bezogene Investitionsquote wird mit rund 13 Prozent unter dem Wert von 2023 in Höhe von 16,5 Prozent erwartet, und der dynamische Verschuldungsgrad ohne Berücksichtigung möglicher Kapitalmaßnahmen und/oder Akquisitionen bei etwa 4,0.
Für die Sparte Bioprocess Solutions rechnet die Unternehmensleitung mit einer schrittweise sich fortsetzenden Belebung der Nachfrage und einem Umsatzanstieg im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich, wobei Akquisitionen etwa 2 Prozentpunkte beitragen dürften, und einer operativen EBITDA-Marge von über 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert von 29,2 Prozent. Das überdurchschnittlich ertragsstarke Polyplus-Geschäft wird dabei einen leicht positiven Effekt auf die Margenentwicklung haben.
Die Sparte Lab Products & Services ist teilweise von der konjunkturellen Entwicklung abhängig. Eine Reihe von Indikatoren deutet derzeit auf eine verhaltene Entwicklung in wichtigen Wirtschaftsregionen hin. Vor diesem Hintergrund prognostiziert das Management trotz der beobachtbaren Erholungstendenzen einen verhaltenen Umsatzanstieg im unteren einstelligen Prozentbereich und eine operative EBITDA-Marge etwa auf dem Vorjahresniveau (2023: 25,1 Prozent).
„Neben unserem Fokus auf Kundenzufriedenheit, Innovation und organisches Wachstum werden wir intensiv an weiteren Effizienzsteigerungen und einem starken operativen Cashflow arbeiten, um den nach der Polyplus-Akquisition gestiegenen Verschuldungsgrad zügig zu reduzieren. Um dies zu beschleunigen und strategisch weiterhin flexibel agieren zu können, erwägen wir, abhängig von Marktkonditionen, unverändert auch mögliche Eigenkapitalmaßnahmen, mit der Zielsetzung einer Reduktion des dynamischen Verschuldungsgrads um beispielsweise etwa einen Punkt“, sagte Kreuzburg.
Mittelfristausblick bis 2028
Sartorius will seinen profitablen Wachstumskurs dauerhaft fortsetzen und geht davon aus, weiterhin schneller als der Markt zu wachsen. Den neuen Mittelfristzielen zufolge soll der Konzern im Fünfjahresabschnitt bis 2028 ein durchschnittliches jährliches Wachstum im unteren zweistelligen Prozentbereich erreichen, davon dürfte etwa ein Fünftel von Akquisitionen beigetragen werden. Auch die operative Ertragsmarge soll steigen und 2028 bei etwa 34 Prozent liegen. In den Margenzielen sind Aufwendungen für Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionsintensität in Höhe von rund 1 Prozent des Konzernumsatzes enthalten.
Mit Blick auf seine beiden Segmente erwartet Sartorius, dass die Sparte Bioprocess Solutions bis 2028 pro Jahr durchschnittlich im unteren bis mittleren zweistelligen Prozentbereich zulegen wird und eine operative Ertragsmarge von rund 36 Prozent erzielt. Lab Products & Services soll im Durchschnitt jährlich im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich expandieren bei einer Marge im Jahr 2028 von rund 28 Prozent.
„Unsere Ziele bleiben ambitioniert, weil wir uns sehr wettbewerbsfähig aufgestellt haben und einen Markt mit unverändert starken und nachhaltigen, fundamentalen Wachstumstreibern adressieren“, sagte Kreuzburg. „Eine zunehmend wichtige Rolle werden die überdurchschnittlich stark wachsenden neuen Felder spielen, wie etwa das der Zell- und Gentherapien, durch die oftmals bisher nicht behandelbare Krankheiten therapiert werden können. In diesem Zusammenhang ist der Bedarf an Innovationen so hoch wie nie, gleiches gilt mit Blick auf die Bemühungen unserer Kunden, ihre Prozesse schneller, effizienter und ressourcenschonender zu gestalten. Mit unserem breiten und differenzierenden Produktportfolio sind wir hervorragend positioniert, unsere Kunden bei diesen Themen zu unterstützen.“
„Über die Wachstumsziele hinaus arbeiten wir weiterhin an der Umsetzung unserer ambitionierten Nachhaltigkeitsagenda. Bis 2030 haben wir uns vorgenommen, unsere CO2-Emissionsintensität um durchschnittlich rund 10 Prozent pro Jahr zu senken, alle vermeidbaren direkten sowie indirekten Emissionen aus eingekaufter Energie auf null zu reduzieren und 100 Prozent Elektrizität aus erneuerbaren Quellen beziehen. Bis spätestens zum Jahr 2045 wollen wir klimaneutral sein. Darüber hinaus arbeiten wir an einer Reihe von Initiativen zur effizienten Materialnutzung und zur Förderung zirkulärer Stoffkreisläufe“, erläuterte Kreuzburg.