Bayer: Drittes Quartal erwartungsgemäß unter Vorjahr

Konzernausblick bestätigt - Bayer werde bis Ende kommenden Jahres mehrere Führungsebenen streichen und Koordinationsprozesse vereinfachen

09.11.2023
Bayer AG

Bayer hat den Konzernausblick für das laufende Geschäftsjahr nach einem rückläufigen dritten Quartal bestätigt. „Die Ergebnisse entsprachen weitgehend unseren Erwartungen; schließlich ist das dritte Quartal nie unser stärkstes Quartal. Die wichtigste Botschaft ist: Auf der Grundlage des aktuellen Stands und unserer Erwartungen für das vierte Quartal bestätigen wir unsere aktualisierte Prognose für 2023, die wir im Juli kommuniziert hatten“, sagte der Vorstandsvorsitzende Bill Anderson bei Vorlage der Quartalsmitteilung am Mittwoch. „Wir wissen, dass dies ein starkes viertes Quartal erfordert. Wir konzentrieren uns darauf, genau das zu erreichen – und wir sind zuversichtlich, was unseren Ausblick betrifft.“

„Wir sind mit unserer Performance in diesem Jahr nicht zufrieden. Fast 50 Milliarden Euro Umsatz, aber null Cashflow – das ist einfach nicht akzeptabel“, stellte Anderson klar, der das Unternehmens seit Juni leitet. Dabei möchte er alles ausrichten auf die Mission „Health for all, hunger for none“, Innovationen und wirtschaftliche Performance. „Diese Mission stand nicht immer im Mittelpunkt unserer Tätigkeit. Das wird sich ändern. Wir werden Bayer so umgestalten, dass wir uns nur noch auf das konzentrieren, was für unsere Mission wesentlich ist – und von allem anderen befreien wir uns.“ Bayer werde bis Ende kommenden Jahres mehrere Führungsebenen streichen und Koordinationsprozesse vereinfachen, konkretisierte er. „Durch diesen Schritt erhalten unsere Teams die nötige Entscheidungsfreiheit, um sich voll und ganz auf die Mission zu konzentrieren und wirklich etwas zu bewegen. 95 Prozent der Entscheidungsfindung in der Organisation wird von den Managern auf die Beschäftigten verlagert, die die Arbeit machen.“ Auch wenn sich die Belegschaft erheblich reduzieren werde, handele es sich dabei um kein traditionelles Kostensparprogramm. Außerdem werde der nächsten Hauptversammlung ein neues Vergütungssystem für den Vorstand vorgeschlagen, das stärker an die langfristige Entwicklung des Aktienkurses gekoppelt sei.

„Wir analysieren unsere strukturellen Optionen sehr gründlich. Wir haben ein Expertenteam, einschließlich externer Finanzberater, von dem wir sie bewerten lassen. Sie analysieren die Marktbedingungen und die Auswirkungen, die strukturelle Veränderungen auf Wertschaffung, einmalige Kosten und Dissynergien, Cash Flows und Verschuldungsgrad, Steuereffekte und andere Kriterien haben würden”, sagte Anderson. Bayer befasse sich mit verschiedenen Optionen – neben der Beibehaltung von drei Divisionen werde weiterhin eine Trennung von der Division Consumer Health oder der Division Crop Science geprüft. „Einige Optionen sind mittlerweile auch vom Tisch. So haben wir beispielsweise die Möglichkeit geprüft, das Unternehmen gleichzeitig in drei Teile aufzuspalten. Diese Option schließen wir aus. Eine Aufspaltung in drei Unternehmen würde einen zweistufigen Prozess erfordern.“ Über weitere Einzelheiten werde das Unternehmen im März 2024 bei seinem Kapitalmarkttag zusammen mit der Veröffentlichung des Geschäftsberichts und dem Ausblick für 2024 informieren. Auf Grundlage der aktuellen Marktdynamik und erster Annahmen erwarte Bayer für kommendes Jahr eher schwache Wachstumsaussichten und weiterhin Herausforderungen für die Profitabilität des Unternehmens.

Konzernumsatz wpb. stabil

Der Konzernumsatz lag im 3. Quartal mit 10,342 Milliarden Euro währungs- und portfoliobereinigt auf dem Niveau des Vorjahres (wpb. minus 0,2 Prozent). Währungseffekte wirkten sich mit minus 742 (Vorjahr: plus 940) Millionen Euro aus. Das EBITDA vor Sondereinflüssen verringerte sich um 31,3 Prozent auf 1,685 Milliarden Euro, vor allem bedingt durch den Ergebnisrückgang in der Division Crop Science. Hinzu kamen Währungseffekte von minus 31 (minus 78) Millionen Euro. Das EBIT betrug minus 3,594 (plus 1,199) Milliarden Euro. Darin enthalten waren per saldo Sonderaufwendungen von 4,303 Milliarden (153 Millionen) Euro. Diese stehen im Wesentlichen in Verbindung mit zinsbedingten, nicht zahlungswirksamen Wertminderungen innerhalb der Division Crop Science. Das Konzernergebnis betrug minus 4,569 Milliarden (plus 546 Millionen) Euro. Das bereinigte Konzernergebnis je Aktie sank um 66,4 Prozent auf 0,38 Euro.

Der Free Cash Flow reduzierte sich um 6,4 Prozent auf 1,626 Milliarden Euro. Die Nettofinanzverschuldung verringerte sich zum 30. September gegenüber Ende Juni 2023 um 2,3 Prozent auf 38,721 Milliarden Euro, im Wesentlichen durch Mittelzuflüsse aus der operativen Geschäftstätigkeit.

Crop-Science-Umsatz dank Mengensteigerungen wpb. auf Vorjahresniveau

Im Agrargeschäft (Crop Science) lag der Umsatz mit 4,365 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau (wpb. plus 0,6 Prozent). Mengensteigerungen in allen Regionen standen vor allem – nach einem außergewöhnlich starken Vorjahr – Preisrückgänge bei glyphosathaltigen Produkten gegenüber. Im Bereich Maissaatgut und Pflanzeneigenschaften stieg der Umsatz wpb. um 21,2 Prozent aufgrund von Preissteigerungen in allen Regionen. Das Geschäft mit Fungiziden wuchs wpb. um 16,2 Prozent, im Wesentlichen durch Mengensteigerungen in Lateinamerika. Mit wpb. 15,6 Prozent legte der Bereich Sojabohnensaatgut und Pflanzeneigenschaften ebenfalls prozentual zweistellig zu – im Wesentlichen dank höherer Lizenzeinnahmen in Lateinamerika. Bei den Herbiziden hingegen verringerte sich der Umsatz wpb. um 17,3 Prozent: Erhebliche Preisrückgänge konnten durch höhere Absatzmengen in allen Regionen nicht kompensiert werden.

Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Crop Science sank auf minus 24 (Vorjahr: plus 629) Millionen Euro, vor allem aufgrund der Preisrückgänge bei glyphosathaltigen Produkten. Zusätzlich belasteten insbesondere inflationsbedingt gestiegene Herstellungskosten das Ergebnis. Demgegenüber waren Währungseffekte von plus 121 (minus 93) Millionen Euro zu verzeichnen. Die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen sank um 13,9 Prozentpunkte auf minus 0,5 Prozent.

Neue Produkte bei Pharmaceuticals erfolgreich, China-Geschäft rückläufig

Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Medikamenten (Pharmaceuticals) lag mit 4,538 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres (wpb. minus 0,3 Prozent). Signifikante Zuwächse erzielte die Division mit ihren neuen Produkten: Die Umsätze mit dem Krebsmedikament Nubeqa™ verdoppelten sich wpb. fast, Kerendia™ zur Behandlung der chronischen Nierenerkrankung in Verbindung mit Typ-2-Diabetes legte prozentual noch stärker zu. Zudem wuchs das Radiologie-Geschäft weiter deutlich, insbesondere mit den Produktfamilien CT Fluid Delivery und Ultravist™. Das Geschäft mit dem Augenmedikament Eylea™ verzeichnete ein Umsatzplus von wpb. 5,4 Prozent – durch Mengenzuwächse, insbesondere in Kanada und Asien/Pazifik. Der Umsatz mit dem oralen Gerinnungshemmer Xarelto™ war stabil, wobei Rückgänge aufgrund von generischem Wettbewerbs- und Preisdruck, insbesondere in China und Großbritannien, vor allem durch Absatzsteigerungen in Europa ausgeglichen werden konnten. In China setzte die Division Pharmaceuticals insgesamt deutlich weniger um, unter anderem in Folge von Tenderverfahren bei Adalat™ zur Behandlung von Herzerkrankungen (globaler Umsatz wpb. minus 44,1 Prozent). Zusätzlich beeinträchtigte eine Antikorruptionskampagne im Gesundheitssektor in China die Nachfrage indirekt.

Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Pharmaceuticals sank gegenüber dem starken Vorjahresquartal um 8,6 Prozent auf 1,438 Milliarden Euro. Dies war vor allem bedingt durch einen nachteiligen Produktmix sowie gestiegene Investitionen in Zell- und Gentherapie- sowie Chemoproteomik-Technologien und Projekte der fortgeschrittenen klinischen Entwicklung. Das Vorjahr war zudem durch höhere Erlöse aus dem Verkauf von Randgeschäften begünstigt. Positiv wirkten sich dagegen gesunkene Kosten für Vermarktungsaktivitäten aus. Die Währungseffekte beliefen sich auf minus 47 (Vorjahr: plus 13) Millionen Euro. Die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen lag mit 31,7 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres.

Consumer Health wächst wpb.

Bei den rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health) erhöhte sich der Umsatz um wpb. 1,7 Prozent auf 1,410 Milliarden Euro im Vergleich zu einem Vorjahresquartal, in dem die Division sich im Wettbewerb sehr stark geschlagen und wpb. insgesamt um 4,4 Prozent zugelegt hatte. In allen Regionen waren charakteristische Marktdynamiken zu beobachten. Dabei war wpb. ein deutliches Plus in den Regionen Europa/Nahost/Afrika sowie Lateinamerika zu verzeichnen und ein schwächerer Umsatz in Nordamerika. Das Dermatologiegeschäft der Division entwickelte sich mit einem wpb. Wachstum von 8,5 Prozent sehr positiv. Die Umsätze in dieser Kategorie stiegen in allen Regionen, vor allem dank Bepanthen™ und Canesten™. Die Kategorie Schmerz und Kardio wuchs ebenfalls (wpb. um 4,4 Prozent). Die Kategorie Allergie und Erkältung entwickelte sich leicht rückläufig (wpb. minus 2,6 Prozent), auch aufgrund einer milden Allergiesaison.

Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Consumer Health sank vor allem aufgrund von Währungseinflüssen um 6,8 Prozent auf 313 Millionen Euro. Die Währungseffekte beliefen sich auf minus 57 (Vorjahr: plus 28) Millionen Euro. Durch kontinuierliches Kosten- und Preismanagement konnte die Division die schwächere Mengenentwicklung sowie inflationsbedingt gestiegene Kosten kompensieren. Die um Sondereinflüsse bereinigte EBITDA-Marge verbesserte sich um 0,5 Prozentpunkte auf 22,2 Prozent.

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