Dresdner Start-up „DermaPurge“ entwickelt Hautreinigungsmittel für Gefahrenstoffe
Internationaler Tag des Händewaschens
Händehygiene ist nicht nur in Einrichtungen des Gesundheitswesens und im Alltag ein wichtiges Thema. In allen Bereichen, wo mit Gefahrenstoffen umgegangen werden muss, wie beispielsweise in Laboren von wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen, der Industrie oder auch bei der Feuerwehr brauchen Menschen andere Produkte als Seife, um die Stoffe zügig wieder von der Haut entfernen zu können.
Zwei Wissenschaftler der TU Dresden, Dr. Jonas Schubert und Dr. Max Schnepf, haben sich zusammengetan und in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Physikalische Chemie und Physik der Polymere an der TUD spezielle sowie hautschonende Reinigungsmittel gegen Gefahrstoffe entwickelt. Sie gründeten dafür gemeinsam mit Felix Klee im März 2021 das Unternehmen „DermaPurge“. Unterstützt und begleitet wurden sie dafür vom Start-up Service der TUD „dresden|exists“. Für ihre Entwicklungen, aber auch ihre Geschäftsidee wurden sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Anlässlich des Internationalen Tags des Händewaschens war „dresden|exists“ zu Gast beim Gründungsteam von „DermaPurge“, um zu erfahren wie der Stand des jungen Unternehmens ist und welche Hautreinigungsprodukte für spezielle Anwendungen neu entwickelt worden sind.
dresden|exists: Herr Klee, Sie sind Mitgründer von „DermaPurge“. Beschreiben Sie uns in kurzen Worten, was das Thema Händewaschen mit Ihrem Unternehmen zu tun hat.
Felix Klee: Wir von DermaPurge entwickeln Hautreinigungsmittel gegen Gefahrstoffe. Das hat insofern etwas mit dem Tag des Händewaschens zu tun, weil es immer noch Millionen von Arbeitnehmer:innen allein in Deutschland gibt, die sich gelegentlich oder auch regelmäßig Gefahrstoffe von der Haut waschen müssen. Das geht nicht mit herkömmlichen Hautreinigungsmitteln – wie Seife zum Beispiel. Und da kommen dann unsere Entwicklungen ins Spiel.
dresden|exists: Welche Produkte entwickeln Sie?
Felix Klee: Die Reise hat mit nano-ex angefangen. Das ist ein Patent, um kleinste Partikel von der Haut loszuwerden. Dieses Gel haben wir für Labore entwickelt, in denen mit Nanopartikeln gearbeitet wird – unter anderem in der Forschung oder in der Industrie. Mit nano-ex haben wir ein Patent entwickelt, womit man 4-Nanometer kleine Partikel von der Haut bekommt. Das muss man sich einmal bildlich vorstellen…. Da reden wir über die Dicke eines DNA-Stranges. Und solche kleine gesundheitsgefährdenden Partikel, die bekommt man damit im Notfall von der Haut.
Als Nächstes haben wir powder-ex entwickelt. Das kommt zum Einsatz in der Industrie – so auch im 3D-Druck. Dort werden unter anderem gefährliche Metallpulver verschmolzen, die man zuverlässig und vor allem schonend von der Haut wegwaschen möchte, bevor man etwa in die Mittagspause geht. Ein anderes Beispiel sind Dentallabore, wo geschliffen und poliert wird und die Mitarbeitenden – aus Arbeitsschutzgründen – nicht einmal Handschuhe tragen dürfen. Auch dort braucht man einfach etwas, um zuverlässig diese Stoffe von der Haut zu bekommen.
Pak-ex ist unser neuestes Patent. Dieses haben wir speziell für Berufsgruppen entwickelt, bei denen krebserregende Stoffe durch Verbrennungsprozesse eine Rolle spielen, wie z.B. bei der Feuerwehr oder Schornsteinfegern. Trotz Schutzkleidung kann es passieren, dass die krebserregenden Stoffe über die Haut aufgenommen werden. Für pak-ex haben wir dieses Jahr sogar einen Preis gewonnen, als beste Produktinnovation für den Feuerwehrbereich.
dresden|exists: Das klingt sehr spannend. Wie kam es zu dieser Idee und was hat die TUD damit zu tun?
Felix Klee: Die TUD hat einen großen Teil zu unseren Erfindungen beigetragen. Meine beiden Kollegen und Mitgründer Max und Jonas haben beide an der TUD promoviert und noch während ihrer Promotion das erste Patent für nano-ex entwickelt. Sie haben damals einen Arbeitsunfall mitbekommen, bei dem eine Kollegin eine bestimmte Art von Nanopartikeln auf die Haut bekommen hat, welche sich nicht von der Haut wegwaschen ließen. Damals haben sie sich dann selbstständig in den Feierabendstunden hingesetzt und in der Folge das Patent entwickelt, was wir jetzt auf den Markt gebracht haben. Ich habe damals noch an der Uniklinik in Dresden gearbeitet und bin dann dazugestoßen, um gemeinsam ein marktreifes Produkt zu entwickeln. Alles hat also an der TUD begonnen.
dresden|exists: Forschung und Entwicklung sind für Sie wichtige Bereiche. Welche Projekte stehen bei Ihnen in nächster Zeit an?
Max Schnepf: Bei uns stehen gerade zwei große Projekte in der Entwicklungspipeline. Zum einen ein Produkt, mit dem man chemische Kampfstoffe von der Haut entfernen kann. Da arbeiten wir mit der Bundeswehr zusammen, weil diese aktuell ein Problem mit ihren bestehenden Produkten hat. Die Produkte, die dort derzeit verwendet werden, sind relativ hautreizend, weil eben der Kampfstoff nach der Behandlung zerstört werden muss. Da sind wir gerade an der Forschung, ein Produkt zu entwickeln, das sowohl einen Kampfstoff zerstört als auch die Haut nicht ganz so belastet.
Das zweite große Projekt ist eine Weiterentwicklung von nano-ex und powder-ex – ein Kosmetikprodukt für den Konsumerbereich. Da geht es darum, dass Leute, die in Großstädten wohnen und damit viel Smog oder anderen Umwelteinflüssen, wie Feinstaub ausgesetzt sind, diese Stoffe besser von der Haut waschen können. Wer schon einmal in einer Großstadt, z.B. in Asien war, der weiß, wovon wir reden.
dresden|exists: Zum Thema Händewaschen haben Sie auch einmal ein Pilotprojekt an einem Kindergarten durchgeführt. Können Sie davon erzählen?
Jonas Schubert: Als Team sind wir im März 2020 zusammengekommen, also zu Beginn von Corona. Unsere Produkte powder-ex und nano-ex haben die Eigenschaft, dass sie sehr farbig sind. Da war die Idee, dass man eben diesen farbigen Effekt, den Indikatoreffekt nutzt. So kann man sehen, ob man sich die Hände richtig gewaschen hat. Diesen Effekt wollten wir auf ein normales Handreinigungsmittel übertragen. Dazu haben wir hier in Dresden ein Produkt mit der Firma LiiL, die ihre Produkte unter dem Markennamen Dresdner Essenz vertreibt, zusammen entwickelt und dann am Markt angeboten. Wir sind z.B. auch in einen Kindergarten gefahren, um den Kindern zu zeigen, wie sie sich richtig die Hände waschen müssen. Für unsere „Lernseife“ haben wir im Rahmen der Sonderausschreibung der Else Kröner Fresenius-Stiftung zur „Verbesserung der Hygiene im Krankenhaus oder im ambulanten Bereich“ sogar eine Auszeichnung bekommen.
dresden|exists: Was haben Sie sich aus diesem Projekt mitgenommen?
Felix Klee: Zum Händewaschen habe ich mitgenommen, dass die visuelle Rückkopplung, also dass man wirklich sieht, wo die Seife schon verrieben ist, dazu führt, dass man viel
aufmerksamer zum Beispiel in den Zwischenräumen oder an den Fingerkuppen die Hände säubert.
Durch das gründliche Einseifen an allen Stellen, merkt man, dass man das im Alltag vielleicht nicht immer ganz so gründlich macht. Der Lerneffekt durch das visuelle Feedback war also wirklich hoch und ich achte nun noch mehr darauf.
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