EXIST-Förderung für Innovation in der Biomedizin

Start-up will die Nutzung von Magnet-Nanopartikeln revolutionieren

28.09.2023
UBT

v.l.n.r.: Prof. Dr. Dirk Schüler (wissenschaftlicher Mentor des Projekts BioMagnetix), Dr. Marina Dziuba (EXIST-Stipendiatin), Prof. Dr. René Uebe (wissenschaftlicher Co-Mentor), Dr. Frank Mickoleit (EXIST-Stipendiat), Dr. Andreas Kokott (Institut für Entrepreneurship & Innovation), und Prof. Dr. Rodrigo Isidor (Institut für Entrepreneurship & Innovation; Co-Mentor)

BioMagnetix will die Nutzung von Magnet-Nanopartikeln in der Biomedizin revolutionieren. Dafür gibt es jetzt eine EXIST-Gründerförderung des Bundeswirtschaftsministeriums. Mit gut 150.000 Euro kann die Idee aus dem Labor der Universität Bayreuth erste Schritte in den Markt machen.

Christian Wißler, UBT

Dr. Marina Dziuba mit Bakterienkulturen zur Herstellung magnetischer Nanopartikel.

BioMagnetix nutzt bakterielle Magnet-Nanopartikel als innovative Materialien für die Biomedizin. Das Gründerteam will qualitativ hochwertige und hochfunktionale magnetische Nanopartikel für Bildgebungsverfahren und Therapiezwecke, wie sie beispielsweise in der Krebsforschung zum Einsatz kommen, entwickeln und stetig verbessern. Ab 1. September 2023 erhält das Team, das aus dem Lehrstuhl für Mikrobiologie der Universität Bayreuth hervorgegangen ist, zwölf Monate lang ein EXIST-Stipendium über insgesamt gut 150.000 Euro. Mit dieser Förderung wollen die Forscher*innen nun die ersten Schritte in Richtung einer Kommerzialisierung gehen.

Die Grundlagen von BioMagnetix bauen wissenschaftlich auf den Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Dirk Schüler, dem Inhaber des Lehrstuhls für Mikrobiologie an der Universität Bayreuth, auf. So etablierte Schüler das magnetotaktische Bakterium Magnetospirillum gryphiswaldense als Modellorganismus und Produktionsstamm für bakterielle magnetische Nanopartikel (sog. Magnetosomen). Insbesondere die in den letzten Jahren erzielten wissenschaftlichen Durchbrüche bilden die Voraussetzungen für das Gründungsvorhaben: So haben sich die beiden Lehrstuhlmitarbeiter*innen Dr. Frank Mickoleit und Dr. Marina Dziuba zum Ziel gesetzt, bakteriell hergestellte Magnetosomen für Anwendungen in der (Bio-)Medizin zu nutzen. Das enorme Potential dieser Magnetosomen kann dabei die bisherige Anwendung von Magnet-Nanopartikeln im biomedizinischen Kontext revolutionieren.

Die von BioMagnetix entwickelten Magnet-Nanopartikel werden auf natürliche Weise von Bakterien gebildet. Hierdurch wird eine nachhaltige und umweltfreundliche Produktion ermöglicht – im Vergleich zu chemisch synthetisierten Nanopartikeln, deren Herstellung oft vom Einsatz teilweise toxischer Substanzen und von extremen Reaktionsbedingungen begleitet wird. Magnetosomen sind darüber hinaus von einer biologischen Membran ummantelt, wodurch ein „Verklumpen“ verhindert und somit die Stabilität der Nanopartikel gewährleistet wird – eine der Grundvoraussetzungen für (bio)medizinische Anwendungen. Die genetische Manipulierbarkeit des Bakteriums erlaubt zudem die Herstellung qualitativ hochwertiger, auf die jeweilige Anwendung zugeschnittener Magnet-Nanopartikel. Dies umfasst einerseits die Feinjustierung der magnetischen Eigenschaften, andererseits die Ausstattung mit zusätzlichen Aktivitäten (z.B. Biokatalysatoren, oder Kopplungsgruppen zum Aufspüren von Tumorzellen).

Die bisherigen Errungenschaften von BioMagnetix sind beachtlich: Nach der Verfeinerung des genetischen Tunings der Nanopartikel sowie der Optimierung der Kultivierungsbedingungen der Bakterien für eine verbesserte Magnetosomen-Synthese gehen die Forscher bereits die ersten Schritte zur Massenproduktion. Mögliche Anwendungsfelder für die Medizin finden sich dabei in der Diagnostik und Therapie. So können Magnetosomen einerseits als hocheffiziente Kontrastmittel eingesetzt werden. Mittels magnetischer Hyperthermie (Erzeugung von Wärme in Gegenwart eines magnetischen Feldes) ist eine gezielte Bekämpfung von Krebszellen möglich. Darüber hinaus eignen sich die Partikel für den Transport von Wirkstoffen, welche magnetisch gesteuert am Bestimmungsort freigesetzt werden können. Das vom Forscherteam etablierte „Toolkit“ zur Erzeugung maßgeschneiderter Magnetosomen ermöglicht außerdem einen vielfältigen Einsatz für Forschungszwecke, z.B. in der Molekularbiologie.

Next Step Unternehmensgründung

Gemeinsam mit den Kollegen Sven Binder und Dr. Mauricio Toro-Nahuelpan, die ihre betriebswirtschaftlichen Kenntnisse und Erfahrungen beisteuern, sowie den wissenschaftlichen Mentoren Prof. Dr. Dirk Schüler und Prof. Dr. René Uebe entschieden sich Mickoleit und Dziuba, zukünftig bakterielle Magnet-Nanopartikel zu kommerzialisieren, da sie in ihrer anwendungsorientierten Forschung enormes Potential sehen. „Man sieht, wie sich das Projekt über die Jahre immer weiter erfolgreich entwickelt, so dass wir nun auch den nächsten größeren Schritt zur Lösung real existierender Probleme im medizinischen Bereich gehen möchten“, erklärt Dr. Frank Mickoleit, der seit 2014 am Lehrstuhl für Mikrobiologie der Universität Bayreuth forscht.

Unterstützt wird das BioMagnetix-Team auf dem Weg aus dem Labor heraus in Richtung Unternehmensgründung vom Institut für Entrepreneurship & Innovation an der Universität Bayreuth. Nach ersten Gesprächen im Sommer fiel Ende 2022 die Entscheidung, ein Start-up zu gründen und eine EXIST-Förderung anzustreben. Dieses Förderprogramm ist eine Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und soll zu Existenzgründungen aus der Wissenschaft ermutigen. Weil sich die Universität Bayreuth auch als „GründerUni“ versteht und Start-Up Ideen aktiv unterstützt, konnte schnell der Kontakt zum Institut für Entrepreneurship & Innovation hergestellt werden. Gründungsberater Dr. Andreas Kokott und Prof. Dr. Rodrigo Isidor, Co-Leiter des Instituts, stehen BioMagnetix seither mit ihrer Expertise beratend zur Seite.

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