Long-COVID – alles eine Frage der Gene?
Neue Studienergebnisse zeigen möglichen Risikofaktor auf
Endlich können die meisten von uns wieder ohne Corona-Angst den Sommer genießen. Die Ruhe scheint allerdings trügerisch, glaubt man einem aktuellen Statement der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Auswirkungen von Long-COVID, also Krankheitszeichen noch sehr lange nach der akuten Phase der Corona-Infektion, lassen die Alarmglocken klingen. Fast 36 Millionen Menschen europaweit waren in den drei Pandemie-jahren von Long-COVID betroffen und haben oder hatten daher mit den Spätfolgen einer COVID-19 Infektion zu kämpfen. Hans Kluge, Regionaldirektor der WHO geht sogar davon aus, dass wir uns niemals wirklich von der Pandemie erholen werden, solange nicht umfassende Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten für Long-COVID zur Verfügung stehen. Entsprechend warnt die WHO eindringlich vor einem blinden Fleck in unserem Wissen in Bezug auf Long-COVID. Dieser blinde Fleck könnte nun ein bisschen kleiner geworden sein. Eine Studie an mehreren tausend Menschen ergibt Hinweise darauf, dass Varianten eines Gens mit dem Namen FOXP4 mit einem erhöhten Long-COVID Risiko verknüpft sein könnten.
Aber müssen uns die Nachrichten von einem „Long-Covid Gen“ beunruhigen? Ganz im Gegenteil, stellt Professor Jörn Bullerdiek, Direktor des Instituts für Medizinische Genetik der Universitätsmedizin Rostock und Vorstandsmitglied des Ärzte- und Ärztinnenverbandes Long Covid (ÄLC) fest. „FOXP4 ist der Name des Gens, um das es geht, und das haben wir alle. Es zeigt sich nun, dass eine Variante im Bereich dieses Gens gehäuft bei Long-COVID Erkrankten zu finden ist. Entsprechend werden nicht alle Menschen, die diese Variante haben, nach einer akuten Corona-Infektion Long-COVID bekommen. Und umgekehrt kann man auch Long-COVID bekommen, wenn man die Variante nicht hat.“ Die Ergebnisse der Studie werden dennoch großen Einfluss darauf haben, Entstehungsmechanismen von Long-COVID besser zu verstehen, sagt Bullerdiek voraus.
Für Professor Martin Walter, Direktor der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Jena und Präsident des ÄLC, belegt die Studie eindrucksvoll die Bedeutung der Forschung auf diesem Gebiet: „Wir haben uns daher sehr über die Ankündigung des Bundesgesundheitsministers gefreut, 41 Millionen Euro für die Forschung zur Verfügung zu stellen. Neben den Ursachen und Behandlungsansätzen muss aber auch die aktuelle klinische Situation beforscht und so schnell wie möglich flächendeckend verbessert werden. Enger Austausch zwischen Betroffenen, Fachdisziplinen und Vertretern der Versorgungssysteme, wie er zum Beispiel auch beim 2. Long-COVID Kongress am 24. und 25.11.2023 in Jena stattfinden wird, ist daher von großer Bedeutung.“
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