Nachfragenormalisierung prägt erstes Quartal von Sartorius

Ausblick für das Geschäftsjahr bestätigt: Unsicherheiten aufgrund der globalen politischen und wirtschaftlichen Situation weiter hoch

21.04.2023 - Deutschland

Nachdem das coronabezogene Geschäft und ein Lagerbestandsaufbau bei Kunden in den Vorjahren starke zusätzliche Wachstumsimpulse bewirkten, hat sich die Nachfragenormalisierung beim Life-Science-Konzern Sartorius im ersten Quartal 2023 erwartungsgemäß fortgesetzt. Entsprechend verzeichnete das Unternehmen in den ersten drei Monaten des Jahres rückläufige Umsätze und Erträge. Für das Gesamtjahr rechnet die Unternehmensleitung unverändert mit einem moderaten Umsatzwachstum sowie einer Ergebnismarge in etwa auf dem hohen Niveau des Vorjahres.

Sartorius AG

„Starke Nachfrageschwankungen stellen immer eine besondere Herausforderung dar, vor diesem Hintergrund sind wir mit dem Start in das Jahr 2023 zufrieden. Das inzwischen marginale Coronageschäft sowie der noch andauernde Lagerbestandsabbau von Kunden bilden sich wie erwartet deutlich in der Umsatzentwicklung der Sparte Bioprocess Solutions und in einem geringeren Maß in der Laborsparte ab. Im Rahmen unseres fokussierten Kostenmanagements haben wir die kurzfristigen Kapazitäten der aktuellen Nachfrage angepasst, und wir gehen weiter davon aus, dass die Normalisierungseffekte im zweiten Halbjahr keine wesentliche Rolle mehr spielen werden. Dementsprechend bestätigen wir unsere Prognose für das Gesamtjahr 2023. Allerdings beobachten wir sehr genau die möglichen Auswirkungen der aktuellen weltweiten Spannungen auf unsere Branche. Die grundlegenden Wachstumstreiber in unseren Märkten sind unverändert positiv, was sich seit vielen Jahren an unseren unabhängig von Sondereffekten robust zweistelligen Wachstumsraten zeigt. Die Nachfrage nach Biopharmaka wächst kontinuierlich, und gleichzeitig steigt die Bedeutung neuer, innovativer Therapien. Deshalb bauen wir unser Portfolio durch die Akquisition innovativer Technologieführer konsequent weiter aus, wie zuletzt mit der angekündigten Übernahme von Polyplus, und setzen auch unser Investitionsprogramm fort“, sagte Sartorius-Vorstandschef Joachim Kreuzburg.

Geschäftsentwicklung des Konzerns

Die seit dem dritten Quartal 2022 laufende Nachfragenormalisierung hat sich erwartungsgemäß im ersten Quartal 2023 in allen Regionen fortgesetzt, während die coronabezogenen Umsätze fast vollständig zurückgegangen sind. Der Umsatz des Sartorius Konzerns erreichte in den ersten drei Monaten 903 Millionen Euro, was gegenüber dem außergewöhnlich hohen Niveau des Vorjahreszeitraums einem währungsbereinigten Rückgang von 13,2 Prozent entspricht (nominal: -11,9 Prozent). Darin enthalten ist ein Wachstumsbeitrag aus Akquisitionen von rund 1 Prozentpunkt. Ohne Berücksichtigung des Coronageschäfts lag der Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich.

Der Auftragseingang erreichte im ersten Quartal nach einem außergewöhnlich starken Vorjahreszeitraum 765 Millionen Euro (wechselkursbereinigt: - 32,0 Prozent, nominal: - 31,2 Prozent). Hintergrund war vor allem der Abbau von Lagerbeständen, die Kunden während der Pandemie aufgebaut hatten.

Das operative EBITDA ging in Folge der Umsatzentwicklung und einer höheren Kostenbasis in den ersten drei Monaten des Jahres um 22,1 Prozent auf 272 Millionen Euro zurück. Die daraus resultierende Marge lag bei 30,1 Prozent nach 34,1 Prozent im Vorjahreszeitraum. Preiseffekte auf der Einkaufs- und der Kundenseite glichen sich weitgehend aus.

Der maßgebliche Konzernnettogewinn erreichte 116 Millionen Euro nach 167 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der bereinigte Gewinn je Stammaktie lag bei 1,69 Euro (Vorjahreszeitraum: 2,44 Euro), der bereinigte Gewinn je Vorzugsaktie bei 1,70 Euro (Vorjahreszeitraum: 2,45 Euro). Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lag zum 31. März 2023 weltweit bei 15.547 nach 15.942 Ende 2022.

Zentrale Bilanz- und Finanzkennziffern

Der Sartorius Konzern ist bilanziell und finanziell weiter sehr solide aufgestellt. Zum 31. März 2023 betrug die Eigenkapitalquote 36,7 Prozent (31. Dezember 2022: 38,1 Prozent), und der dynamische Verschuldungsgrad lag bei 1,8 (31. Dezember 2022: 1,7). Der Cashflow aus der Investitionstätigkeit belief sich auf -137 Millionen Euro nach -99 Millionen Euro im ersten Quartal 2022. Die Investitionsquote bezogen auf den Umsatz lag bei 15,0 Prozent gegenüber 9,4 Prozent im Vorjahreszeitraum.

Geschäftsentwicklung der Sparte Bioprocess Solutions

Die Nachfragenormalisierung betraf im ersten Quartal 2023 insbesondere die Sparte Bioprocess Solutions, die eine breite Palette innovativer Technologien für die Herstellung von Biopharmazeutika sowie Impfstoffen anbietet. In den ersten drei Monaten des Jahres erzielte die Sparte einen Umsatz von 695 Millionen Euro. Im Vergleich zum außergewöhnlich hohen Niveau des Vorjahreszeitraums entspricht dies einem wechselkursbereinigten Rückgang von 16,1 Prozent (nominal: - 14,7 Prozent). Darin enthalten ist ein Wachstumsbeitrag aus Akquisitionen von rund 1 Prozentpunkt. Unter Ausklammerung des Coronageschäfts bewegte sich der Rückgang im oberen einstelligen Prozentbereich.

Nach einem starken Vorjahreszeitraum erreichte der Auftragseingang im ersten Quartal 576 Millionen Euro (wechselkursbereinigt: -36,1 Prozent; nominal: -35,3 Prozent). Hintergrund war vor allem der Abbau von Lagerbeständen, die Kunden während der Pandemie aufgebaut hatten.

Das operative EBITDA der Sparte ging angesichts der Umsatzentwicklung und einer gestiegenen Kostenbasis in den ersten drei Monaten des Jahres um 26,0 Prozent auf 217 Millionen Euro zurück, woraus eine Marge von 31,2 Prozent resultierte (Vorjahreszeitraum: 36,0 Prozent).

Geschäftsentwicklung der Sparte Lab Products & Services

Der Umsatz der auf die Life-Science-Forschung und Pharmalabore spezialisierten Sparte Lab Products & Services erreichte im ersten Quartal mit 208 Millionen Euro fast das hohe Niveau des Vorjahreszeitraums (wechselkursbereinigt: -2,0 Prozent, nominal: - 0,9 Prozent). Ohne Berücksichtigung des nur noch marginalen coronabezogenen Geschäfts wäre der Umsatz leicht gestiegen.

Der Auftragseingang lag bei 189 Millionen Euro (wechselkursbereinigt: - 15,8 Prozent; nominal: - 15,1 Prozent) und reflektiert das aktuell relativ unsichere Umfeld insbesondere für jüngere Biotech-Unternehmen.

Das operative EBITDA der Sparte kam in den ersten drei Monaten des Jahres auf 55 Millionen Euro (- 1,7 Prozent). Die entsprechende Marge erreichte mit 26,3 Prozent nahezu das hohe Niveau des Vorjahreszeitraums (26,5 Prozent).

Ausblick auf das Geschäftsjahr 2023

Die Unternehmensleitung bestätigt den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2023. Demnach soll der Umsatzzuwachs im unteren einstelligen Prozentbereich liegen. Ohne Berücksichtigung des Coronageschäfts würde sich der Anstieg im oberen einstelligen Prozentbereich bewegen. Rund 1 Prozentpunkt Wachstumsbeitrag soll aus Akquisitionen kommen, wobei die noch nicht abgeschlossene Übernahme von Polyplus nicht eingerechnet ist. Die operative EBITDA-Marge wird in etwa auf dem Niveau des Vorjahres (33,8 Prozent) erwartet.

Für die Sparte Bioprocess Solutions geht das Unternehmen von einem Umsatzwachstum im unteren einstelligen Prozentbereich aus. Ohne Berücksichtigung des Coronageschäfts würde sich der Anstieg im oberen einstelligen Prozentbereich bewegen. Rund 1 Prozentpunkt Wachstumsbeitrag soll aus Akquisitionen kommen, wobei die noch nicht abgeschlossene Übernahme von Polyplus nicht eingerechnet ist. Die operative EBITDA-Marge der Sparte wird in etwa auf Höhe des Vorjahres (35,7 Prozent) erwartet.

Die Umsatzerwartung für den Bereich Lab Products & Services sieht für 2023 ein Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich vor, wobei ohne Berücksichtigung des Coronageschäfts ein Wachstum im oberen einstelligen Prozentbereich erwartet wird. Die operative EBITDA-Marge wird für die Laborsparte ebenfalls in etwa auf dem Vorjahresniveau (26,2 Prozent) erwartet.

Das Unternehmen setzt sein umfangreiches Mittelfristprogramm zur Kapazitätserweiterung fort. Die Investitionsquote bezogen auf den Umsatz dürfte im Jahr 2023 bei etwa 12,5 Prozent und der dynamische Verschuldungsgrad bei etwa 1,5 liegen. Mögliche Akquisitionen, inklusive der angekündigten Übernahme von Polyplus, sind dabei nicht berücksichtigt.

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