Krebsdiagnose in Minutenschnelle

Tumorränder direkt im OP identifizieren: Refined Laser Systems erhält 2,7 Millionen Euro

30.01.2023 - Deutschland

Das Biophotonik-Unternehmen Refined Laser Systems hat eine Seed-Finanzierung in Höhe von 2,7 Millionen Euro bekannt gegeben. Das aufstrebende Unternehmen ist auf innovative Lasersysteme für die SRS-Mikroskopie und Quantentechnologie spezialisiert. Angeführt wurde die Runde vom High-Tech Gründerfonds und APEX Ventures, unter Beteiligung der NRW.BANK, Onsight Ventures und Papst Venture Capital.

Computer-generated image

Symbolbild

Zu den weiteren Investoren gehören der Privatinvestor Tom Merk, ehemaliger EVP des führenden Laserherstellers Coherent, Hans-Michael Hauser, ehemaliger Partner bei BCG, und Biophotonics-Experte Dr. Werner Falkenstein.

Die Mittel werden für die Entwicklung eines intraoperativen Mikroskop-Prototyps verwendet, welcher Tumorränder direkt im OP-Saal identifiziert und eine Diagnose innerhalb von Minuten durch einen telemedizinisch eingebundenen Pathologen und KI-Unterstützung ermöglicht.

Das Herzstück des von Refined Laser Systems hergestellten Prototyps wird die bereits weltweit eingesetzte Lasertechnologie und ein Bildgebungssystem sein, das 2023 einsatzbereit sein wird. Darüber hinaus plant das Unternehmen, das neue Kapital für den Ausbau seines Teams und die Vorbereitungen für die klinische Zulassung einzusetzen.

Der heutige Goldstandard der Krebsdiagnostik (Hämatoxylin- und Eosin- oder H&E-Färbung von biopsiertem Gewebe) erfordert zeitaufwändige Präparationsschritte, bestehend aus Gewebeentnahme, Dünnschnitt und Färbung, bevor ein Pathologe eine Diagnose stellen kann.

Trotz vieler Fortschritte dauert dieser Prozess in der Regel bis zu zehn Stunden und verlängert die medizinische Behandlung. So müssen zum Beispiel durchschnittlich 12 Prozent der Brustkrebsoperationen in Deutschland wiederholt werden, weil bei der ersten Operation nicht alle Krebszellen identifiziert und entfernt werden konnten.

Refined Laser Systems hat es sich zur Aufgabe gemacht, Pathologie und Chirurgie dabei zu unterstützen, diese Herausforderung zu bewältigen und die Belastungen für die Patienteninnen und Patienten sowie die Kosten für das Gesundheitswesen zu reduzieren. Die patentierte Technologie basiert auf der Raman-Mikroskopie, einer Kombination aus herkömmlicher Lichtmikroskopie und eindeutiger chemischer Identifizierung durch Raman-Spektroskopie. Die Kombination dieser beiden Techniken ermöglicht die chemische Analyse von Zellen und Gewebe durch die Verknüpfung von spektralen bzw. chemisch spezifischen Informationen mit räumlichen Daten.

Durch die Stimulierung des Raman-Prozesses mithilfe der Lasertechnologie von Refined Laser Systems können kontrastreiche H&E-äquivalente Mikroskopiebilder innerhalb von Minuten generiert werden. Der Großteil der zeitaufwendigen Probenpräparation entfällt hierbei, da die Raman-Mikroskopie ohne externe Färbemittel auskommt und an dicken ungeschnittenen Proben eingesetzt werden kann.

Die schnelle Identifizierung zusätzlicher Gewebebestandteile erlaubt eine größere Informationstiefe für eine genauere Diagnose. Mit diesem Fortschritt wird es möglich sein, die Sicherheit der vollständigen Tumorentfernung zu erhöhen und Wiederholungsoperationen zu vermeiden.

Während konventionelle Lasersysteme tischfüllende Aufbauten in spezialisierten Laserlaboren benötigen, nehmen die schlüsselfertigen Laser von Refined Laser Systems nicht mehr Platz als ein 19-Zoll-Einschub ein.

Mit seinen Entwicklungen will Refined Laser Systems nicht nur die Zeit bis zur Diagnose verkürzen, sondern auch Fortschritte in der Krebstherapie erzielen. Die Identifizierung einzelner Krebszellen und ihre Einordnung in den räumlichen Kontext von Gewebeproben wird ein tieferes Verständnis der zellulären Interaktionen ermöglichen, die für eine genaue Vorhersage des Krankheitsverlaufs und des Ansprechens auf eine Therapie erforderlich sind.

"Bei heutigen Krebstherapien muss in bis zu einem Drittel aller Fälle eine Operation wiederholt werden, weil es nach wie vor eine Herausforderung ist, Krebszellen schnell zu identifizieren, ohne eine umfangreiche Biopsie durchzuführen. Wir freuen uns sehr, dass wir das Kapital für die Entwicklung von Werkzeugen erhalten haben, die nahezu sofortigen Einblick in Gewebe- und Zellsysteme ermöglichen und damit die Belastung der Patienten und Patientinnen sowie die Kosten für die Krebstherapie reduzieren. Nach der erfolgreichen Einführung unserer Technologie in der wissenschaftlichen Community freuen wir uns darauf, sie nun in die klinische Anwendung zu bringen. Wir werden die Finanzierung nutzen, um einen Prototyp zu entwickeln, die klinische Zulassung vorzubereiten und unser Team zu erweitern", Dr. Max Brinkmann, Mitgründer von Refined Laser Systems.

"Refined Laser Systems adressiert ein sehr relevantes Problem in der Krebsdiagnostik. Die immer komplexere Diagnostik und steigende Krebsinzidenzen bei weniger Nachwuchs in der Pathologie bringt diese an ihre Grenzen. Hier wird das Mikroskopieverfahren von Refined Laser Systems ansetzen, um durch Vereinfachung und Verbesserung dringend benötigte Entlastung zu schaffen. Darüber hinaus bietet die Aufnahme des kompletten molekularen Fingerabdrucks mit Hilfe der Raman-Mikroskopie in Kombination mit künstlicher Intelligenz als Diagnosehilfe enormes Potential für eine patientenspezifische Auswahl und Einsatz neuer Krebstherapien", Dr. Jan Engels, Investment Manager beim High-Tech Gründerfonds.

"Uns hat die nachgewiesene Erfolgsbilanz der Technologie von Refined Laser Systems in der Wissenschaft in Verbindung mit der langfristigen Vision der Gründer überzeugt. Die Möglichkeit, Bilder von Gewebestrukturen während der Operation digital aufzunehmen, wird es Chirurgen und Pathologen ermöglichen, Diagnosen ohne Verzögerung zu stellen. Wir erwarten, dass dies das Patientenwohl und die Patientenversorgung wesentlich verbessern wird", Dr. Gordon Euller, Partner bei APEX Ventures Medical Fund.

"Unser Investitionsfokus auf patentierte Technologien hat mit dem IP-Portfolio von Refined Laser Systems eine perfekte Ergänzung gefunden. Wir freuen uns, diese neue Technologie so weit voranzutreiben, dass sie das Wohlbefinden von Patienten in der Krebstherapie deutlich verbessert und den Druck auf das Gesundheitssystem verringert", Daniel Papst, Mitinhaber und Geschäftsführer der Papst Venture Capital GmbH.

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