Granatapfel-Stoffwechselprodukt: Weg zur Stärkung von tumorbekämpfenden Immunzellen identifiziert
Forschende aus dem Georg-Speyer-Haus in Frankfurt und der Goethe-Universität Frankfurt konnten in einem interdisziplinären Projekt des LOEWE-Zentrums Frankfurt Cancer Institute einen neuen Ansatz zur Therapie von Darmkrebs identifizieren. Im präklinischen Modell sowie in Untersuchungen an menschlichen Immunzellen konnte gezeigt werden, dass Urolithin A, ein Stoffwechselprodukt aus dem Granatapfel, die Funktion von Immunzellen in ihrem Kampf gegen Krebs nachhaltig verbessert. Tumorbekämpfende T-Zellen werden nach einer Behandlung mit Urolithin A zu T-Gedächtnisstammzellen, die aufgrund ihrer Teilungsfähigkeit ständig das Immunsystem mit verjüngten, nicht erschöpften T-Zellen versorgen.

Symbolbild
Unsplash
Darmkrebs (kolorektales Karzinom) stellt weiterhin eine Krebserkrankung mit hoher Sterblichkeit in fortgeschrittenen Stadien dar. In den letzten Jahren konnten zahlreiche Forschungserkenntnisse die frühzeitige Diagnose und Therapie verbessern, wobei nicht alle Patientinnen und Patienten auf neuartige Therapieansätze ausreichend ansprechen. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass eine Eigenschaft von Tumorerkrankungen die Immundysfunktion darstellt: Immunzellen, die eigentlich den Tumor bekämpfen sollen, werden durch das umliegende Gewebe des Tumors, das Tumormikromilieu, gezielt unterdrückt. Das Resultat: T-Zellen, die die natürliche Immunantwort unseres Körpers gegen Krebs darstellen, sind in ihrer Funktion eingeschränkt, sodass der Tumor unkontrolliert wachsen und sich verbreiten kann.
Das von Prof. Florian Greten vom Institut für Tumorbiologie und experimentelle Therapie und von der Goethe-Universität geleitete Forschungsteam ist einer möglichen Lösung des Problems nun einen bedeutsamen Schritt nähergekommen. Die Forschenden zeigten, dass Urolithin A in T-Zellen den Abbau ihrer „Kraftwerke“, der Mitochondrien, auslöst, die sogenannte Mitophagie. Gealterte und geschädigte Mitochondrien in den T-Zellen werden hierdurch entfernt und durch neue, funktionsfähige ersetzt. Dies verändert das genetische Programm der T-Zellen, die dadurch den Tumor besser bekämpfen. Die therapeutischen Möglichkeiten von Urolithin A haben die Forschenden auf zwei Wegen beweisen können: Zum einen kann Urolithin A im präklinischen Modell als Nahrungsmittel genutzt werden, was das Tumorwachstum einschränkt und sogar synergistisch mit bestehenden Medikamenten wirkt. Auf der anderen Seite können aber auch menschliche T-Zellen im Labor mit Urolithin A „verjüngt“ werden, woraufhin T-Gedächtnisstammzellen hergestellt werden können.
Dr. Dominic Denk, Arzt am Universitätsklinikum Frankfurt und Erstautor der Studie erläutert: „Unsere Erkenntnisse sind insbesondere spannend, weil nicht die Tumorzelle, sondern das Immunsystem, die natürliche Abwehr gegen Krebs, im Vordergrund steht. Hier fehlen in der Realität der Darmkrebspatienten noch verlässliche Therapieansätze. Durch die Verbesserung der Kombinationstherapie mit bestehenden Immuntherapien eröffnet die Studie direkte Möglichkeiten, in der Klinik weitere Anwendung zu finden. Wir hoffen, hiermit die Therapie von Darmkrebs, aber auch anderer Krebserkrankungen nachhaltig verbessern zu können.“
Aufbauend auf den Erkenntnissen aus dem Labor planen die Forschenden die erfolgreiche Zusammenarbeit fortzuführen: Die Anwendung von Urolithin A soll in nächsten Schritten zur Therapie von Personen mit Darmkrebs im Rahmen von klinischen Studien untersucht werden.
Prof. Greten, Direktor des Georg-Speyer-Hauses und Sprecher des Frankfurt Cancer Institutes (FCI), hebt die notwendige die Teamarbeit hervor: „Diese Arbeit beweist erneut, wie erfolgreich die interdisziplinär ausgerichteten Konzepte des FCI sind. Wir freuen uns sehr, dass wir nun rasch unsere Ergebnisse in die Klinik übertragen können und sehen mit Spannung den anstehenden klinischen Studien entgegen.“
Originalveröffentlichung
Meistgelesene News
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Mit dem Absenden des Formulars willigen Sie ein, dass Ihnen die LUMITOS AG den oder die oben ausgewählten Newsletter per E-Mail zusendet. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Die Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch die LUMITOS AG erfolgt auf Basis unserer Datenschutzerklärung. LUMITOS darf Sie zum Zwecke der Werbung oder der Markt- und Meinungsforschung per E-Mail kontaktieren. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit ohne Angabe von Gründen gegenüber der LUMITOS AG, Ernst-Augustin-Str. 2, 12489 Berlin oder per E-Mail unter widerruf@lumitos.com mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Zudem ist in jeder E-Mail ein Link zur Abbestellung des entsprechenden Newsletters enthalten.
Meistgelesene News
Weitere News von unseren anderen Portalen
Zuletzt betrachtete Inhalte
VAXIMM gibt positive Daten für erste klinische Studie einer Schluckimpfung zur Krebsbehandlung bekannt - Studie erreicht Endpunkte und belegt Sicherheit und Verträglichkeit

Vierter Corona-Impfstoff? - Johnson & Johnson beantragt EU-Zulassung
Baxter und Acambis erhalten Forschungsauftrag für die Entwicklung eines neuen Pockenimpfstoffs - Amerikanisches Gesundheitsministerium beauftragt Baxter/Acambis mit der Neuentwicklung eines Pockenimpfstoffes auf Basis des modifizierten Vakzinia-Virus Ankara

Entstehung von Coronaviren erfolgreich modelliert - Studie der UC Riverside könnte Aufschluss über die Entwicklung wirksamer Medikamente zur Bekämpfung von SARS-CoV-2 und anderen Coronaviren geben
Durchbruch in der Stammzellenforschung
Erforschung virusbedingter Krebserkrankungen

Eine Lösung zur Nutzung von Lignocellulose - Roberto Rinaldi erhält den Willi-Keim-Preis 2014

Dr. Norbert Gerbsch neuer stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BPI

Koalitionsvertrag ist Versprechen für gutes Start-up-Finanzierungsklima

Seltene Erden in Bakterien - Methan-abbauende Bakterien aus heißen Quellen benötigen die kostbaren Metalle zur Energiegewinnung
Göttinger Wissenschaftler erhält Klaus Tschira Preis 2010 im Fach Biologie - Dr. Claudio Tennie wird für „verständliche Wissenschaft“ ausgezeichnet
