Qiagen und Bio-Rad Laboratories sprechen über Zusammengehen
Ein Deal zwischen Qiagen und Bio-Rad wäre eine der größten Transaktionen der letzten Monate
(dpa-AFX) Die beiden Labordienstleister Qiagen und Bio-Rad Laboratories denken laut einem Pressebericht über ein Zusammengehen nach. Entsprechende Gespräche über eine Fusion liefen seit einiger Zeit, berichtete das "Wall Street Journal" (WSJ) am Montagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. In den nächsten Wochen dürfte es allerdings keine Vereinbarung über den womöglich 10 Milliarden US-Dollar (10,3 Mrd Euro) schweren Deal geben. Möglicherweise einigten sich die Unternehmen auch nicht. Damit steht Qiagen abermals im Fokus eines geplanten Unternehmensdeals, nachdem das Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits mehrere Offerten erhalten haben soll. Unter Anlegern sorgten die Nachrichten für Fantasie: Die Qiagen-Aktie stieg am Dienstagvormittag um rund 6,6 Prozent kurz nach Börseneröffnung.
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Bereits am Vortag hatte die Aktie im nachbörslichen Handel an Wert gewonnen. Seit August hingegen ging es tendenziell eher bergab. Derzeit kostet eine Qiagen-Aktie knapp 45 Euro, der Börsenwert liegt bei rund 10,1 Milliarden Euro. Bio-Rad Laboratories wird mit 11,7 Milliarden Dollar (12 Mrd Euro) bewertet.
Ein Deal zwischen Qiagen und Bio-Rad wäre eine der größten Transaktionen der letzten Monate. Steigende Zinsen und die sprunghaft angestiegene Inflation hatten zuletzt dazu geführt, dass Finanzierungen ausgesetzt wurden und Unternehmensbewertungen einbrachen. Entsprechend ruhig war es auf dem Markt rund um Fusionen und Übernahmen geworden.
Eine Fusion beider Unternehmen könnte durchaus Sinn ergeben, kommentierte Berenberg-Experte Odysseas Manesiotis in einer ersten Reaktion am Dienstag. Neben Kundenüberschneidungen hätten beide Unternehmen führende Positionen in verschiedenen Bereichen ihrer Märkte eingenommen. So könnte Bio-Rad etwa von der Reichweite Qiagens im Segment rund um Biowissenschaften profitieren und damit die Geschäftsbereiche Genomik, Proteomik und Zellbiologie ausbauen. Qiagen dürfte hingegen die Reichweite von Bio-Rad bei Krankenhauslaboren zugutekommen. Durch die Überlappungen bei Kunden und Lieferanten könnten ferner Kosten deutlich reduziert werden - allerdings könnte dies auch Regulierer auf den Plan rufen. Manesiotis sieht zudem erhebliches kartellrechtliches Risiko bei der digitalen Polymerase-Kettenreaktion (dPCR).
Bio-Rad Laboratories aus dem kalifornischen Hercules ist an einem weiteren deutschen Branchenvertreter beteiligt: Der Entwickler und Hersteller von Produkten für Biowissenschaften und Diagnostik hält derzeit rund 28 Prozent der Vorzugsaktien und 38 Prozent der Stämme am mit 23 Milliarden Euro bewerteten Laborzulieferer Sartorius.
Für Qiagen ist es nicht das erste Mal, dass das Unternehmen Interesse auf sich zieht: Vor zwei Jahren hatte das US-amerikanischen Technologieunternehmen Thermo Fisher Scientific aus Waltham (Bundesstaat Massachusetts) versucht, Qiagen für zehn Milliarden Dollar an sich zu reißen. Der Deal platzte aber, weil die Aktionäre dem Vorhaben nicht zustimmten und es nicht zur benötigten Zwei-Drittel-Mehrheit kam. Vor allem der aktivistische Investor Davidson Kempner Capital führte an, dass Qiagen bei dem Übernahmeplan unterbewertet worden sei.
Anfang 2021 kamen Spekulationen darüber auf, dass der US-Diagnostik-Konzern Quidel ebenfalls Interesse an Qiagen habe. Allerdings blieb es bei Gerüchten, eine Vertiefung von etwaigen Gesprächen gab es nicht.
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