"Medizintechnik": neuer interuniversitärer Studiengang

19.05.2010 - Deutschland

Ab dem Wintersemester 2010/11 bieten die Universitäten Tübingen und Stuttgart einen neuen interuniversitären Bachelor-Studiengang im Bereich „Medizintechnik“ an. Es ist der bundesweit einzige Studiengang für Medizintechnik, der Kerndisziplinen und Schwerpunkte zweier Universitäten vereinigt: die Ingenieurwissenschaften in Stuttgart und die Medizin in Tübingen.

100 Studierende werden jährlich das sechssemestrige Studium beginnen können. Ihnen werden modulartig in den ersten vier Semestern Grundkenntnisse beispielsweise in Experimentalphysik, Zell- und Humanbiologie, Informatik und Biochemie in Tübingen vermittelt, in Stuttgart unter anderem höhere Mathematik, Medizingerätetechnik, Elektrotechnik sowie Regelungstechnik und Optik-Design. Im dritten Studienjahr können die Studierenden dann zwischen zwei Richtungen wählen: Medizinische Ingenieurwissenschaften in Stuttgart oder Biomedizinische Technologie in Tübingen, die jeweils weitere Spezialisierungen in Vertiefungsfächern ermöglichen.

Der neue Studiengang richtet sich an Bewerber, die eine ausgeprägte Neigung zu den Natur- und Ingenieurwissenschaften haben oder sich medizinischen Themen nähern möchten, ohne das Berufsziel Arzt im Blickfeld zu haben. Das neue Angebot stellt auch gute Einstiegschancen in Berufe bei mittelständischen Unternehmen der Medizintechnikbranche in Aussicht. Ermöglicht wird der Studiengang auch durch vier neue Professuren, die im Hinblick auf den doppelten Abitursjahrgang 2012 vom Land Baden-Württemberg eingerichtet werden. Die Universität Tübingen erhält so neue Lehrstühle für Technologie vitaler Implantate und organisch-anorganische Grenzflächen, die Universität Stuttgart für Konstruktion in der Medizingerätetechnik sowie für Optik-Design und Simulation.

Die Absolventen des Bachelor-Studiengangs können entweder gleich in die Industrie gehen oder zwischen zwei englischsprachigen Masterstudiengängen wählen, die in drei Jahren als internationale Studiengänge eingerichtet werden sollen: „Medical Engineering" in Stuttgart und „Biomedical Technology" in Tübingen. Um das Pendeln der Studierenden zwischen Stuttgart und Tübingen zu erleichtern, sind die Vorlesungspläne darauf abgestimmt, dass jeweils ganze Tage an einem Standort studiert werden. Außerdem können die Studierenden durch den Einsatz von Videotechnik und E-Learning-Plattformen die Lehrveranstaltungen nachbereiten.

Grundlage der neuen Kooperation zwischen einer technischen und einer klassischen Universität ist das Interuniversitäre Zentrum für Medizinische Technologie Stuttgart-Tübingen (IZST), das schon seit Jahren die Forschungsaktivitäten beider Hochschulen und ihrer außeruniversitären Partner in den Bereichen Medizintechnik und Regenerative Medizin bündelt. Der besondere Reiz des Studiengangs ist die starke Vernetzung mit der Medizintechnischen Industrie in Baden-Württemberg, die etwa 60 Prozent des deutschen Marktes ausmacht und hohe Weltmarktanteile hat. Schon während des Studiums können die Studierenden in Betrieben Praktika absolvieren, für bestimmte Kompetenzfelder stehen Dozenten aus der Industrie zur Verfügung.

Der Prorektor für Forschung der Universität Tübingen, Prof. Herbert Müther, begrüßt die neue Kooperation in Forschung und Lehre zwischen den benachbarten Universitäten: „Stuttgart nimmt in den Ingenieurwissenschaften einen Spitzenplatz ein, Tübingen in der Medizin. Beide Stärken werden nun in einem attraktiven und innovativen Studiengang verschmolzen. Die Studierenden werden an beiden Universitäten eingeschrieben sein und erhalten von beiden einen Abschluss.“ Prof. Manfred Berroth, der Prorektor für Struktur an der Universität Stuttgart erklärt: „Der Aufbau des Studiums in grundlagenorientierte Fächer bis zum vierten Semester und wählbare Vertiefungsfächer ab dem fünften Semester ermöglicht eine individuelle und flexible Gestaltung der Studieninhalte und wirkt zudem einer Verschulung des Studiums entgegen.“

Ab dem ersten Semester wird es über eine Stiftung von der Industrie gesponserte Stipendien für besonders Begabte geben, so wird von Anfang an ein direkter Kontakt zur Wirtschaft ermöglicht. Daran beteiligt sind die drei Firmen ERBE Elektromedizin GmbH, MAQUET Cardiopulmonary AG und JOTEC GmbH. Der von ihnen gegründete Förderfonds unterstützt den Studiengang Medizintechnik. Wichtigstes Förderinstrument sind Stipendien in Höhe von circa 5.000 Euro pro Jahr - 1.000 Euro Studiengebühren plus circa 300 Euro monatlich -, die an die fünf bis zehn Prozent Besten des Jahrgangs vom Beginn des Studiums an vergeben werden. Ein Gremium aus Stiftern und Vertretern der Universitäten wählt die Kandidaten aus. Die Stifter werden die Geförderten unter anderem mit Praktika begleiten.

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