Komplexe Muster: Eine Brücke vom Großen ins Kleine schlagen
Ein neue Theorie ermöglicht die Simulation komplexer Musterbildung in biologischen Systemen über unterschiedliche räumliche und zeitliche Skalen
LMU / v.zingn
Numerische Berechnungen in Minuten statt Monaten
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler veranschaulichten das Potenzial ihres Ansatzes anhand des Min-Protein-Systems, einem wichtigen Modell für die biologische Musterbildung. Das Bakterium E. coli legt mithilfe verschiedener in der Zelle zirkulierender Min-Proteine fest, an welcher Stelle die Zellteilung erfolgt. Entscheidend ist dabei, dass die beteiligten Proteine je nach ihrer Lokalisation in der Zelle und chemischen Zustand unterschiedlich häufig sind, also eine Vielzahl unterschiedlicher Dichten aufweisen. „Uns ist es nun gelungen, die Komplexität dieses Systems zu reduzieren, indem wir eine Theorie entwickelt haben, die lediglich auf den Gesamtdichten der Proteine basiert, um die Dynamik der Musterbildung vollständig widerzuspiegeln“, sagt Frey. „Dies ist eine enorme Reduktion. Die numerischen Berechnungen dauern dadurch nur Minuten anstatt Monate.“
Theoretische Vorhersagen des Modells, nach denen die Verteilung der Proteine von der Geometrie der Umgebung abhängt, konnten die Forschenden auch experimentell bestätigen, indem sie das Min-Proteinsystem in einer In-vitro-Durchflusszelle nachbauten: Dabei zeigten sich dieselben Proteinmuster wie in der Simulation. „Eine solche Rekonstruktion von Informationen auf kleiner Längenskala aus einer reduzierten Dynamik auf makroskopischer Ebene eröffnet neue Wege für ein besseres Verständnis von komplexen Multiskalensystemen, die in einem breiten Spektrum von physikalischen Systemen vorkommen“, sagt Frey.