Das große Schweigen der Pharma-Industrie
Produktion von Medikamenten
Photo by Roberto Sorin on Unsplash
Während Lebensmittel- und Textilhersteller in den Tests der Stiftung Warentest deutlich transparenter sind, was die Produktionsbedingungen ihrer Produkte betrifft, ist von den Pharmariesen so gut wie nichts zu erfahren.
Die Stiftung Warentest befragte zehn umsatzstarke Pharmahersteller, die Medikamente in Deutschland vertreiben. Darunter waren fünf Originalhersteller, die neue Medikamente entwickeln, und fünf Generikahersteller, die Nachahmerpräparate von Arzneien mit abgelaufenem Patent produzieren. Die Stiftung Warentest wollte zu je einem Medikament wissen, woher der Wirkstoff stammt, wie die Unternehmen gegebenenfalls sicherstellen, dass Luft und Gewässer an ausländischen Produktionsstandorten möglichst wenig verschmutzt werden, und welche Sozialstandards etwa bei Arbeitsschutz, Löhnen und wöchentlicher Arbeitszeit gelten.
Wenig auskunftsfreudig waren vor allem die Originalhersteller. Drei von ihnen – Berlin-Chemie, Pfizer und Sanofi – lieferten keinerlei Informationen zu unseren Fragen. Nur kurze, allgemeine Auskünfte gab es von Hexal, MSD und Novartis. Am kooperativsten waren vier der Generikahersteller. 1A Pharma teilte mit, dass der angefragte Wirkstoff aus Deutschland und den USA stamme. Aliud Pharma, AbZ-Pharma und Ratiopharm gaben an, bei Zulieferern auf Qualität zu achten, etwa durch regelmäßige Audits. Damit erfüllen sie ihre gesetzlichen Pflichten, was die Güte der Produktion betrifft. Doch selbst bei ihnen erhielten wir kaum Informationen zu Arbeits- und Umweltbedingungen.
Hinsichtlich der pharmazeutischen Qualität gibt es Regeln, die Zulieferer in der Produktion einhalten müssen – aber um Umweltstandards geht es da kaum. Studien zeigen, dass Gewässer in der Nähe indischer und chinesischer Pharmafabriken oft mit Antibiotika belastet sind. Wenig herausfinden lässt sich zu den Arbeitsbedingungen in chinesischen und indischen Pharmafirmen.
Veränderungen könnte das ab 1. Januar 2023 geltende Lieferkettengesetz bringen. Denn dann müssen wenigstens die Großen der Branche regelmäßig überprüfen, ob ihre Zulieferer Menschenrechte verletzen oder die Umwelt schädigen – und wenn nötig, auch Abhilfe schaffen.
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