Heinrich-Emanuel-Merck-Preis für Analytik 2022 geht an belgische Chemikerin
Der bahnbrechende Ansatz ihrer Arbeit besteht darin, die Zirkulardichroismus-Ionenspektroskopie für große Biomoleküle anwendbar zu machen
Merck KGaA
„Diese Auszeichnung ist eine große Ehre für mich. Ich möchte Merck besonders für die öffentliche Aufmerksamkeit, die das Unternehmen der analytischen Chemie zuteilwerden lässt, danken. Auch wenn sie bisweilen nur als Hilfsmittel gelten, bilden neue Entwicklungen in der Analytik tatsächlich das Rückgrat für jedes Forschungsvorhaben“, sagte Gabelica nach der Preisübergabe.
Gabelica entwickelte massenspektrometrische Analysemethoden zur Untersuchung von Nukleinsäurestrukturen und deren Reaktion auf ihre Umgebung oder auf die Bindung an niedermolekulare Wirkstoffe. Der bahnbrechende Ansatz ihrer Arbeit besteht darin, die Zirkulardichroismus-Ionenspektroskopie für große Biomoleküle anwendbar zu machen. Da die Massenspektrometrie bisher im Wesentlichen nicht in der Lage war, Chiralität zu erkennen, eröffnet ihre Arbeit neue Möglichkeiten zur Messung der Chiralität direkt im Massenspektrometer. Gabelicas Forschung zur Messung des Zirkulardichroismus direkt an biomolekularen Ionen erweitert die Möglichkeiten der Massenspektrometrie für die Strukturanalyse und könnte ein breites Spektrum an Anwendungen ermöglichen, die von der Massentrennung und dem zirkular polarisierten Licht zur Charakterisierung anderer chiraler Moleküle profitieren. Mit ihrer Veröffentlichung zu diesem Thema in der Fachzeitschrift Science hat sie sich international einen Namen gemacht.
Die diesjährige Preisträgerin des Heinrich-Emanuel-Merck-Preises für Analytik erlangte im Jahr 2002 ihren Doktorgrad in Chemie an der Universität Lüttich in Belgien. Nach ihrem einjährigen Postdoc-Aufenthalt in Frankfurt als Humboldt-Stipendiatin kehrte Gabelica 2005 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an das Mass Spectrometry Laboratory Liège zurück. 2013 wechselte sie an das französische Institut Européen de Chimie et Biologie (IECB) in Pessac, dessen Leitung sie derzeit innehat. Seit 2013 ist sie ebenfalls Forschungsleiterin am staatlichen französischen Institut Inserm (Institut national de la santé et de la recherche médicale).
„Mit ihren bahnbrechenden Untersuchungen zu molekularen Wechselwirkungen hält Valérie Gabelica Einzug in eine Reihe renommierter und innovativer Heinrich-Emanuel-Merck-Preisträgerinnen und -Preisträger“, sagte Ulrich Betz, Vice President Innovation bei Merck. „Durch die direkte Beurteilung der Chiralität eines beliebigen Moleküls bereits während der Massenspektrometrie wurde die Vielseitigkeit dieser Technologie erheblich erweitert, so dass sich weitere Anwendungsmöglichkeiten im Bereich Life Sciences und der Arzneimittelforschung ergeben könnten.“
Seit 1988 zeichnet der mit 15.000 € dotierte Heinrich-Emanuel-Merck-Preis für Analytik Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus, die sich mit neuen Methoden in der chemischen Analyse und ihrer Weiterentwicklung in Anwendungen zur Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen befassen. Hierzu gehören z. B. die Bereiche Bio- und Materialwissenschaften sowie Umweltschutz.
Über den heute verliehenen Preis hinaus würdigt Merck die Wissenschaft sowie die Arbeit von Forschenden mit einer Reihe anderer Auszeichnungen. Zuletzt hinzugekommen ist der Future Insight Prize, der 2018 zum ersten Mal ausgeschrieben wurde. Bei der diesjährigen Verleihung im Juli stehen Forschungsvorhaben zur Bekämpfung des Klimawandels im Vordergrund. Zu den weiteren von Merck vergebenen Förderpreisen und Auszeichnungen zählen unter anderem die Emanuel-Merck-Vorlesung, der Innovation Cup und der Alfred A Bader Award für studentische Innovation.