Nährmedium für die Entwicklung regenerativer Therapien

Gründer im Interview: PL BioScience

06.04.2022 - Deutschland

Das junge Life-Science-Unternehmen PL BioScience aus Aachen entwickelt und vermarktet Humanes Plättchenlysat (HPL) als Zellkulturmedium. Das Ziel: Eine tierfreie und qualitativ überlegene Alternative zum Marktstandard zu schaffen, der auf Blut von Kälberföten basiert. Gründer und CEO Dr. Hatim Hemeda im Interview mit bionity.com.

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Dr. Hatim Hemeda, Gründer und CEO von PL Bioscience

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Die ELAREM™-Technologie von PL BioScience eignet sich für die breite Verwendung innerhalb der Life-Science-Industrie.

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Forschungsergebnisse, die mit ELAREM™-Nährmedien erzielt werden, bleiben translationsfähig.

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Wer seid Ihr und woher kommt Ihr?

PL BioScience ist ein junges Life-Science-Unternehmen, das ich zusammen mit unserem CFO Christian Wilkes 2015 als Spin-off der RWTH Aachen gegründet habe. Bei PL BioScience entwickeln, produzieren und vermarkten wir Humanes Plättchenlysat (HPL), das in rasant wachsenden Bereichen wie der regenerativen Medizin als Nährmedium zur in vitro Zellkultivierung eingesetzt wird.

Aus menschlichen Thrombozyten gewonnen, ist unser HPL reich an Wachstumsfaktoren, die das Zellwachstum auch außerhalb des Organismus anregen. Der humane Ursprung des Nährmediums fördert insbesondere die sichere und effiziente Produktion humaner Stammzellen – für die Grundlagenforschung bis zur Stammzelltherapie. Aber viele weitere primäre Zellen und Zelllinien profitieren ebenfalls von HPL in der Zellkultur.

Inzwischen arbeitet unser 14-köpfiges Team an der Weiterentwicklung der HPL-Technologie, die unter dem Namen ELAREM™ zu einer Plattformtechnologie etabliert wurde. Die verschiedenen Produkte sind unterschiedlichen Zielgruppen – und entsprechenden Entwicklungsstadien – zugeschnitten. So unterstützen sie weltweit die Entwicklung regenerativer Therapien, etwa zur Wundheilung in der plastischen Chirurgie oder zur Behandlung von Autoimmunkrankheiten wie Diabetes mellitus Typ 1.

Welche Herausforderung löst PL BioScience? Was ist Eure große Vision?

Mithilfe unseres Humanen Plättchenlysats als Zellkulturmedium schlagen wir die Brücke zwischen Forschung und Klinik. Wir sind einer von weltweit wenigen Herstellern, die mit HPL eine tierfreie und qualitativ bessere Alternative zum bisherigen Marktstandard, dem Fötalen Kälberserum (engl. Fetal Bovine Serum – FBS) anbieten. Das Serum wird aus dem Blut ungeborener Kälber gewonnen und steht vermehrt in der Kritik: In der EU verboten, wird das Verfahren zur Gewinnung ins Ausland verlagert, fernab GMP-konformer Prozesse (GMP: Gute Herstellungspraxis). Für klinische und therapeutische Studien, etwa in der Stammzelltherapie, ist FBS meist ungeeignet. Es birgt Risiken wie die potenzielle Übertragung von Prionenerkrankungen und die Möglichkeit, dass eine nachteilige Immunantwort beim Patienten hervorgerufen wird.

HPL löst dieses Problem, denn durch seine Zusammensetzung fördert es das Zellwachstum sogar besser und wird gemäß GMP hergestellt. Unsere wissenschaftlich geprüften ELAREM-Produkte unterstützen die Zellkultivierung in allen Stadien der Entwicklung regenerativer Therapien – von der Grundlagenforschung bis zur Zellproduktion für Stammzelltherapien. Unsere Vision ist es, die vielfältigen Entwicklungen zur Behandlung lebensbedrohlicher Krankheiten mit voranzutreiben. Dazu möchten wir unsere Marktstellung ausbauen und größter Hersteller von HPL in Europa werden.

Wie seid Ihr auf die Idee gekommen?

Die Idee entstand 2013 in den Laboren des Helmholtz-Instituts für Biomedizinische Technik der RWTH Aachen. Damals forschte ich als Molekularbiologe im Bereich der automatisierten Isolierung humaner Stammzellen. Dabei stieß ich auf ein Nährmedium aus menschlichem Thrombozytenkonzentrat, das HPL, das damals nicht kommerziell erhältlich war. Um das zu ändern, gründete ich gemeinsam mit meinem Geschäftspartner Christian die PL BioScience GmbH. Unser Ziel: Ein unter standardisierten Bedingungen produziertes HPL anzubieten. Eine Lösung, die dem breit verwendeten „Goldstandard“, dem Fetalen Kälberserum, nicht nur das Wasser reichen kann, sondern überlegen ist.

Wie war Euer Entwicklungsprozess? Was waren die größten Herausforderungen und Rückschläge? Was waren die größten Erfolge?

Wir sind organisch gewachsen, mit allem, was in den ersten Jahren dazugehört: Lange Arbeitstage mit vielen Tassen Kaffee, ein kleines Team, das in allen Bereichen mit anpackt und die Hands-On-Mentalität großschreibt. Das war eine spannende Zeit mit vielen Entwicklungsprozessen. Unsere Ausdauer und der Teamgeist wurde belohnt: Zuletzt konnten wir namhafte Investoren gewinnen, die uns mit finanziellen Mitteln und ihrem Branchen-Know-how zur Seite stehen. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, dass uns auf unserer Mission neben unseren Kunden und Partnern auch branchenerfahrene Investoren unterstützen.

So konnten wir unser Team erweitern und es gelang uns, unser breites HPL-Portfolio zur Plattform-Technologie ELAREM™ zu bündeln, die wir mit Blick auf die Marktanforderungen stetig weiterentwickeln.

Wie war die Reaktion des Markts und der Branche?

Von Tag eins an waren die Reaktionen sehr positiv. Wir haben PL BioScience aus der Anwendung heraus gestartet, dadurch waren und sind wir immer im engen Austausch mit unserer Zielgruppe. Viele unserer Kunden schätzen genau das und begleiten uns seit Jahren, sind sogar gemeinsam mit uns gewachsen. So konnten wir uns einen Namen in der Life-Science-Branche machen und das Vertrauen zahlreicher internationaler Unternehmen und Forschungseinrichtungen gewinnen, die mit ihren Innovationen die biomedizinische Entwicklung vorantreiben. Und dass wir mit unserem HPL ein Teil dieser Entwicklungen sind, treibt uns an.

Würdet Ihr diesen Weg wieder gehen – oder gibt es etwas, was Ihr anders machen würdet?

Uneingeschränkt ja. Wir würden diesen Weg – gemeinsam als Team – wieder gehen. Was wir aber inzwischen anders machen: Mit den Jahren sind wir selbstbewusster geworden, das heißt, wir sind uns des Wertes unserer Produkte bewusst. Unser Produkt ist Problemlöser und schafft einen Mehrwert, entsprechend steht auch ein Wert dahinter.

Was können andere von Eurer Start-up-Geschichte lernen?

Es ist wichtig, die richtigen Menschen mit an Bord zu haben und dass sich diese Köpfe ergänzen, damit der Blick über den Tellerrand nicht verloren geht. Jedes Teammitglied bringt eine andere Perspektive ein. Die Idee zu PL BioScience hatte ich; zusammen mit der betriebswirtschaftlichen Perspektive von Christian wurde daraus ein Unternehmen. Überzeugt das Businessmodell, muss die richtige Marketingstrategie her, damit die Zielgruppe von dem Produkt erfährt. Dafür hat sich bei uns ein interdisziplinäres Team bewährt, sodass wir uns am Markt etablieren konnten und unser Netzwerk stetig wächst.

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