Leibniz-Forscher entwickelt Wirkstoff gegen Sepsis
Bei einer Blutvergiftung dreht unser Immunsystem regelrecht durch: Es reagiert sehr stark und setzt große Mengen an Botenstoffen frei, die den gesamten Körper alarmieren und überall Entzündungen auslösen. Sobald lebenswichtige Organe wie die Lunge betroffen sind, können die Patienten sterben. Schlüsselfiguren beim Ausbruch der Sepsis sind so genannte Lipopolysaccharide (LPS), die bei der Zellteilung der Bakterien, bei Angriffen auf das Immunsystem oder bei der Behandlung mit Antibiotika freigesetzt werden. Unser Körper sieht in ihnen einen Feind, gegen den er sofort Gegenmaßnahmen einleitet. Bei einer Sepsis ist die LPS-Konzentration jedoch so hoch, dass der Körper eine verheerende Entzündungsreaktion in Gang setzt.
„Ein großes Problem ist, dass Medikamente wie Antibiotika bei der Bekämpfung der Bakterien die LPS erst freisetzen, sie aber nicht binden können“, sagt Klaus Brandenburg. Synthetische Peptide, also kleine Proteine aus 20 bis 50 verknüpften Aminosäuren, können diese Bindefunktion übernehmen. Brandenburg ist es bereits gelungen, Peptide künstlich herzustellen, bei denen bereits ein Peptid-LPS-Verhältnis von 10:1 ausreicht, um die Entzündung zu hemmen. Diese Peptide können darüber hinaus auch bei Vireninfektionen das Immunsystem stärken. Die Wirksamkeit der Peptide bei LPS wurde bereits sowohl im Reagenzglas als auch in lebenden Organismen nachgewiesen. Nun müssen die Peptide auf mögliche Nebenwirkungen getestet werden. Brandenburg möchte nach der laufenden vorklinischen Testphase Anfang 2011 mit der klinischen Phase beginnen. Ehe die Zulassung beantragt wird, muss das Arzneimittel an einer großen Anzahl von Patienten getestet werden.
Die Marktchancen sind gewaltig: Allein in den USA schätzt man die Ausgaben für die Behandlung von Sepsis auf jährlich 17 Milliarden Dollar, in Deutschland auf 1,77 Milliarden Dollar. „Wir werden uns um die Schutzrechte in Europa, Amerika und Japan bemühen“, sagt Brandenburg.
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