Rebranding statt Rechtsstreit

Designagentur schenkt Berliner Startup ein neues Logo

04.01.2022 - Deutschland

Vor ein paar Wochen ändert Social-Media-Gigant Facebook seinen Namen in Meta und launchte ein Logo, das dem der deutschen Migräne-App “M-sense Migräne” zum Verwechseln ähnlich sieht. Das Berliner Startup hinter der App reagiert zunächst mit Humor, und die Posts auf allen größeren sozialen Medien gehen viral. Im Netz wird viel gelacht - und zum Rechtsstreit aufgefordert. Doch wer will schon gegen einen Goliath wie Mark Zuckerberg klagen? Ist auch gar nicht nötig: Denn Mutabor, eine der größten deutschen Designagenturen, schenkt dem kleinen Berliner Startup nun ein Rebranding – und alle machen mit: Im Netz türmen sich die Beispiele, wie das neue Design NICHT aussehen soll.

Im Dezember 2020 hat das Berliner Health-Startup Newsenselab GmbH die digitale Gesundheitsanwendung “M-sense Migräne” auf den Markt gebracht - eine App gegen Migräne, die auf Rezept erhältlich ist. Das Medizinprodukt bekam ein in sich verschlungenes grünes M als Logo, dass die sich wiederholenden Schübe der chronischen Erkrankung Migräne symbolisieren soll. Am 28. Oktober 2021 dann die Überraschung: Facebook enthüllt den Rebrand der Firmenbezeichnung zu Meta. Das neue Logo: Ebenfalls ein in sich verschlungenes M, nur in blau.

Newsenselab reagierte auf Twitter mit Humor: "We are very honoured that facebook felt inspired by the logo of our migraine app - maybe they’ll get inspired by our #dataprivacy procedures as well..." or “If this is causing you a migraine, Mark – download our app!”

Die Posts gehen viral und im Netz wird viel gelacht. Viele fordern ein Gerichtsverfahren: Newsenselab solle Meta verklagen und Millionen kassieren. Das hält das Startup aber für unrealistisch: “Eine Abgrenzungsvereinbarung wäre ein üblicher Weg, beide Logos nebeneinander bestehen zu lassen. Aber die Ähnlichkeit des Logos würde den meisten Menschen sicher immer noch suggerieren, wir hätten einen ähnlichen schlechten Umgang mit sensiblen Daten wie Facebook – es gab bereits Fragen von unseren Nutzern, ob wir nun zu Facebook gehören.” sagt Dr. rer. nat. Markus Dahlem, der CEO des Startups hinter der Migräne-App auf Rezept.

Designagentur Mutabor schenkt M-sense ein neues Logo

Aber das Blatt hat sich gewendet: Eine Klage gegen Meta ist nicht mehr nötig, denn dank der medialen Aufmerksamkeit hat eine der größten deutschen Designagenturen von dem Schicksal des kleinen Gesundheits-Startups erfahren – und macht ihm nun ein besonderes Weihnachtsgeschenk: Ein Rebranding for free!

Die Hamburger Agentur Mutabor hat den Trubel um das M-sense Logo beobachtet, und fühlt sich verpflichtet zu helfen. “Mutabor hat sich »Society Centered Design« auf die Fahne geschrieben. Dabei geht es darum, dass nicht der Nutzen eines Einzelnen oder einer Gruppe im Vordergrund stehen soll, sondern der Nutzen aller Menschen und unseres Planeten entscheidend ist für gutes Design,” schreibt Mutabor-CCO Heinrich Paravicini. “Wir glauben darum, dass es nicht sein darf, dass schiere Marktmacht von Konzernen dazu führt, dass Startups, die mit Herzblut ihre Marke aufbauen, gezwungen werden, diese zu ändern. Uns hat der Fall von M-sense sehr bewegt, denn als Meta aka Facebook die neue Marke vorgestellt hat, ist dort genau dies geschehen. Society Centered Design bedeutet für uns, die Pluralität in der Gesellschaft zu stärken. Es ist wichtig, der Kreativität Raum zu verschaffen und eben nicht nur Goliath, sondern auch David eine Stimme zu geben. Aus dieser Überzeugung heraus unterstützt und investiert Mutabor bereits in mehrere Startups. Aber das Projekt für M-sense ist für uns eine besondere Herzensangelegenheit.”

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