Reifen aus Löwenzahn für Deutschen Zukunftspreis nominiert

Gemeinsames Forschungsprojekt „Nachhaltige Reifen durch Löwenzahn – Innovationen aus Biologie, Technik und Landwirtschaft“ zeigt, dass neue, alternative Rohstoffversorgung möglich ist

16.09.2021 - Deutschland

Dr. Carla Recker (Continental), Prof. Dr. Dirk Prüfer (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) und Dr. Christian Schulze Gronover (Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME) sind mit dem gemeinsamen Projekt „Nachhaltige Reifen durch Löwenzahn – Innovationen aus Biologie, Technik und Landwirtschaft“ für den Deutschen Zukunftspreis 2021 nominiert. Das gab das Bundespräsidialamt im Deutschen Museum in München bekannt. Der Bundespräsident zeichnet mit dem Deutschen Zukunftspreis jedes Jahr Einzelpersonen oder Teams für eine hervorragende technische, ingenieur- oder naturwissenschaftliche Innovation aus.

© Continental

Der Urban Taraxagum von Continental ist der erste in Serie gefertigte Fahrradreifen aus Löwenzahn-Kautschuk.

„Die Nominierung ist eine große Ehre für uns. Sie bestätigt einmal mehr das Potenzial einer neuen Rohstoffquelle für Naturkautschuk. Gemeinsam mit unserem Projektnetzwerk konnten wir die Erforschung der gesamten Wertschöpfungskette des Russischen Löwenzahns wesentlich vorantreiben“, betont Dr. Carla Recker, Leiterin des Fachgebiets Materialchemie des Reifenbereichs bei Continental. „Die Industrialisierung des Anbaus von Löwenzahn-Kautschuk ist das Ziel unseres langfristig angelegten Projekts, dessen Schlüssel zum Erfolg in gegenseitigem Vertrauen und Durchhaltevermögen liegt“, ergänzt sie. „Unser erster, in Serie gefertigter Fahrradreifen aus Löwenzahn-Kautschuk, der Urban Taraxagum, zeigt, dass marktfähige Produkte mit Naturkautschuk aus der Löwenzahnpflanze möglich sind.“

Seit 2011 arbeitet das Projektteam gemeinsam daran, Naturkautschuk regional aus Löwenzahn zu gewinnen, anstatt ihn ausschließlich aus weit entfernten Tropenregionen importieren zu müssen – ein für Dr. Dirk Prüfer, Professor für Pflanzenbiotechnologie an der Universität Münster, entscheidender Vorteil dieses Projekts. „Der Schutz unserer Tropenwälder hat im Kampf gegen den Klimawandel oberste Priorität. Deswegen bedarf es auch eines Umdenkens in der Naturkautschuk verarbeitenden Industrie. Unser Ansatz, Naturkautschuk aus Löwenzahn nachhaltig zu gewinnen, kann vielen sozioökonomischen und ökologischen Herausforderungen in diesen Regionen entgegenwirken“, betont der münstersche Wissenschaftler. „Die Gewinnung von Naturkautschuk aus Löwenzahn erlaubt die Rohstoffproduktion in der Nähe zu den Reifenwerken von Continental. Damit können die durch lange Transportwege entstehenden Kohlendioxid- (CO2) Emissionen ebenfalls reduziert werden.“

Der Weg zur Etablierung des Russischen Löwenzahns hin zu einer kultivierbaren Rohstoffquelle stellte für die Forscherinnen und Forscher eine große Herausforderung dar. „Durch konsequentes, wissensbasiertes Handeln und mit moderner Analytik haben wir gemeinsam mit einem Pflanzenzüchter aus Wildpflanzen des Russischen Löwenzahns ertragreiche und widerstandsfähige Pflanzen gezüchtet. Zudem haben wir ein umweltfreundliches Verfahren entwickelt, um den Kautschuk aus den Wurzeln der Pflanzen zu gewinnen beziehungsweise zu extrahieren“, erklärt Dr. Christian Schulze Gronover, Leiter des Forschungsbereichs beim Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME, Münster. „Von diesen Innovationen profitiert schon heute die gesamte Gesellschaft, beispielsweise Landwirte, Logistiker, Maschinenbauer und die Radfahrer natürlich.“

Zum erweiterten Netzwerk, das maßgeblich zur Umsetzung des Projekts beiträgt, gehören unter anderem auch das Julius-Kühn-Institut und das Pflanzenzuchtunternehmen ESKUSA.

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