„Todeskomplex“ in Nervenzellen entdeckt

Neuartige Wirkstoffe, die als molekulare Abstandshalter im Gehirn wirken, verhindern Neurodegeneration

29.06.2021 - Deutschland

Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) beteiligt sich mit einer Seed-Finanzierung am Neuro-Start-up FundaMental Pharma GmbH (FMP), einer Ausgründung des Interdisziplinären Zentrums für Neurowissenschaften (IZN) der Universität Heidelberg. Die Wissenschaftler der FMP haben einen „Todeskomplex“ in den Nervenzellen entdeckt, dessen Aktivierung zur Neurodegeneration führt. Mit der Entdeckung einer neuartigen Wirkstoffklasse hat die FMP darüber hinaus die Grundlage zur erfolgreichen Bekämpfung lebensbedrohender neurologischer Erkrankungen gelegt. Die Finanzierung macht es nun möglich, klinische Studien vorzubereiten.

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Symbolbild

Manchmal sind wir einfach zur falschen Zeit am falschen Ort oder treten anderen Menschen zu nahe. Auch Nervenzellen sind vor diesem Missgeschick nicht geschützt. Bei ihnen können die Nähe von bestimmten Oberflächenrezeptoren zusammen mit einer falschen Platzwahl in der Neurotransmitter-vermittelten Kommunikation den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.

Professor Bading, einer der Gründer von FMP, ist diesem Problem, in dessen Zentrum die toxischen Eigenschaften des Glutamat-gesteuerten NMDA-Typ Neurotransmitterrezeptors steht, in den letzten Jahrzehnten konsequent auf den Grund gegangen. Mit der Entdeckung einer für die Nervenzellen bedrohlichen molekularen Paarbildung zwischen NMDA Rezeptor und einem weiteren Membranprotein, dem TRPM4, ist ihm und seinem Heidelberger Team ein wissenschaftlicher Durchbruch gelungen. Die FMP hat bereits eine Klasse von Wirkstoffen identifiziert, welche den todbringenden Aufdringling auf Distanz hält und in zwei bis drei Jahren an Patienten getestet werden soll.

Millionen Menschen weltweit erleben die dramatischen Konsequenzen neurodegenerativer Erkrankungen, wie Gedächtnisschwund, verwaschene Sprache, Entkräftung, Verlust der Kontrolle über den eigenen Körper, Auflösen der Persönlichkeit und Tod. Mit der neuen Wirkstoffklasse der FMP sollen Erkrankungen wie Alzheimer Demenz, vaskuläre Demenz, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und die Huntington’sche Erkrankung aufgehalten und im besten Falle gestoppt werden. Auf diesem Wege könnte nicht nur unsägliches persönliches Leid gemindert werden sondern auch ein positiver Beitrat für unser soziales Gefüge und unser Gesundheitssystem geleistet werden.

"Das von uns entdeckte neue pharmakologische Wirkprinzip der ‚Interface Inhibitoren‘ weckt die Hoffnung, dass bisher unbehandelbare neurodegenerative Erkrankungen des Menschen gemildert werden könnten. Interface Inhibitoren eröffnen völlig neue Möglichkeiten, sowohl was medikamentöse Behandlungen als auch gentherapeutische Ansätze betrifft", Professor Hilmar Bading, wissenschaftlicher Gründer von FundaMental Pharma.

"Es bedurfte eines langen Anlaufs und viel Geduld sowie eines weiteren wissenschaftlichen Durchbruchsbis hin zur Firmengründung. Nun sind wir sehr glücklich und auch ein wenig stolz, mit dem HTGF die nötige Unterstützung gefunden zu haben, um unsere Arbeiten erfolgreich fortzusetzen", Dr. Thomas Schulze, Mitgründer und CEO von FundaMental Pharma.

"Nach jahrzehntelanger Forschung hat das Team von FundaMental Pharma eine neue Wirkstoffklasse entwickelt, die ein völlig neues therapeutisches Fenster für eine Vielzahl von neurodegenerativen Erkrankungen öffnen könnte. Wir freuen uns darauf, das Team auf seinem weiteren Weg zu unterstützen", Niels Sharman, Investment Analyst beim High-Tech Gründerfonds.

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