Wie Sauerstoffradikale vor Krebs schützen

Ursprünglich galten Sauerstoffradikale im Körper als ausschließlich schädlich

26.04.2021 - Deutschland

Sauerstoffradikale im Körper gelten gemeinhin als gefährlich, denn sie können so genannten oxidativen Stress auslösen, der mit der Entstehung vieler chronischer Krankheiten wie Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen in Zusammenhang gebracht wird. In Untersuchungen an Mäusen haben Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt jetzt herausgefunden, wie Sauerstoffradikale andererseits auch das Krebsrisiko senken und Schäden am Erbmolekül DNA mindern können.

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Symbolbild

Ursprünglich galten Sauerstoffradikale - reaktive Sauerstoffspezies, kurz ROS – im Körper als ausschließlich schädlich, entstehen sie doch durch zum Beispiel durch Zigarettenrauch, Ozon oder UV-Strahlung und können in Zellen durch ihre hohe Reaktionsfähigkeit viele wichtige Moleküle schädigen, darunter Erbmolekül DNA. In der Folge drohen Entzündungsreaktionen und die Entartung der Zelle zur Krebszelle.

Wegen ihrer schädigenden Wirkung werden ROS auch gezielt vom Körper gebildet, etwa von Immun- oder Lungenepithelzellen, die mit ROS eindringende Bakterien und Viren zerstören. Hierfür sind verhältnismäßig hohe ROS-Konzentrationen nötig. In geringen Konzentrationen spielen ROS eine wichtige Rolle als Signalmoleküle. Für diese Aufgaben werden ROS von einer ganzen Gruppe von Enzymen eigens hergestellt. Ein Vertreter dieser Enzymgruppe ist Nox4. Nox4 produziert laufend eine geringe Menge der reaktiven Sauerstoffspezies Wasserstoffperoxid (H2O2), das in fast allen Körperzellen eine Vielzahl von Funktionen wie etwa die Hemmung von Entzündungsreaktionen aufrechterhält.

Dass Nox4 über die Herstellung von H2O2 der Entstehung von Krebs sogar vorbeugen kann, fanden jetzt Forschende der Goethe-Universität Frankfurt unter der Leitung von Prof. Katrin Schröder heraus. Dazu untersuchten sie Mäuse, die infolge einer genetischen Veränderung kein Nox4 bilden konnten. Wurden solche Mäuse einem Krebs erregenden Umweltgift (Kanzerogen) ausgesetzt, verdoppelte sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen Tumor entwickelten. Da die Mäuse an ganz verschiedene Tumorarten wie Haut-Sarkome und Dickdarm-Karzinome litten, vermuteten die Forschenden, dass Nox4 einen grundsätzlichen Einfluss auf die zelluläre Gesundheit hat.

In molekularen Untersuchungen zeigte sich dann, dass das durch Nox4 gebildete H2O2 bestimmte, wichtige Signalproteine (Proteinkinasen B oder AKT-Kinasen) aus dem Zellkern heraustreibt. Fehlt Nox4 und damit H2O2 im Zellkern, wandern die Signalproteine in den Zellkern und sorgen dort dafür, dass schwere DNA-Schäden kaum noch erkannt werden.

Schwere DNA-Schäden – sogenannte Doppelstrangbrüche – entstehen täglich irgendwo im Körper. Zellen reagieren sehr empfindlich auf solche DNA-Schäden und setzten ein ganzes Repertoire an Reparaturenzymen in Bewegung. Hilft das nicht, aktiviert die Zelle ihr Zelltod-Programm – eine Vorsichtsmaßnahme des Körpers gegen Krebs.

Prof. Katrin Schröder erläutert die Forschungsergebnisse: „Fehlt Nox4 und ist damit kein H2O2 vorhanden, erkennen die Zellen die DNA-Schäden nicht mehr. Mutationen reichern sich an und geschädigte Zellen vermehren sich weiter. Kommt nun ein Umweltgift hinzu, das die DNA massiv schädigt, werden die Schäden nicht mehr erkannt und repariert. Auch werden die betroffenen Zellen nicht eliminiert, sondern vermehren sich zum Teil sehr schnell und unkontrolliert, was schließlich zur Entstehung von Tumoren führt. Eine geringe Menge H202 hält also ein inneres Gleichgewicht in der Zelle aufrecht, das die Zellen vor Entartung schützt.“

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