Mehr Stress, weniger Sport: Die Angst vor dem Virus hat Folgen auf den Lebensstil

Die COVID-19-Pandemie hat das Leben der Deutschen gründlich auf den Kopf gestellt

08.04.2021 - Deutschland

86 Prozent der Bürger bestätigen nach gut einem Jahr Corona-Krise, dass ihr Lebensstil sich durch das Virus verändert hat. Das betrifft insbesondere das Gesundheitsverhalten. So sagt rund jeder Vierte, dass er sich psychisch stärker belastet fühlt und weniger Sport getrieben hat. Nur beim Gesundheitsfaktor Ernährung gibt es eine positive Trendwende durch die Pandemie: 24 Prozent der Bürger haben stärker auf ihre Ernährung geachtet – fast alle möchten das auch in Zukunft so beibehalten. Das sind wichtige Ergebnisse der Studie „Ein neues Gesundheitsbewusstsein für Deutschland? Leben mit der Pandemie“, einer Befragung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 1.000 Bürgern.

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Symbolbild

Der Wunsch nach staatlicher Unterstützung wächst

Den Deutschen ist bewusst, dass ihr Lebensstil ein wesentlicher Faktor für ein langes, gesundes Leben ist: So bestätigt die größte Gruppe mit 37 Prozent, dass es vor allem auf Verhaltensfaktoren wie Bewegung oder Ernährung ankommt. Mit 55 Prozent schreibt die Mehrheit die Verantwortung für das Thema Gesundheit dem jeweiligen Menschen selbst zu. Gleichzeitig wächst aber im Vergleich zu einer Vorgängerstudie aus dem Jahr 2019 die Zahl derer, die die Verantwortung bei staatlichen Stellen, vor allem dem Bundesgesundheitsministerium, sehen: von 25 auf 33 Prozent. „Die Pandemie hat großen Einfluss auf das Gesundheitsbewusstsein der Bürger:innen. Sie sind bereit, Eigenverantwortung zu übernehmen, wünschen sich aber ebenso Unterstützung bei einem gesunden Lebensstil durch staatliche Stellen“, sagt Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC. „Präventionsangebote sollten daher zügig ausgebaut werden. Der Wunsch nach erweiterten Präventionsangeboten durch Ärzt:innen, Apps und Co. hat nahezu jede:r zweite Deutsche auch in unserem ,Healthcare-Barometer 2021‘ formuliert. Er bedeutet allerdings auch, dass die Kostenträger die Möglichkeit erhalten und nutzen müssen, die Finanzierung für diese Präventionsangebote nicht nur anhand von Leistungs- (status quo), sondern auch anhand von Präventionskriterien festzulegen.“

Angst um die Gesundheit weit vor finanziellen Sorgen

Dazu gehört auch, die psychische Belastung in den Blick zu nehmen, die während der COVID-19-Pandemie spürbar gestiegen ist. Das Virus stand im vergangenen Jahr im Mittelpunkt aller Überlegungen zum Thema Gesundheit: 70 Prozent haben sich vor allem mit der Gefahr, sich mit dem Virus anzustecken, beschäftigt. 55 Prozent sorgten sich um eine mögliche Überlastung unseres Gesundheitssystems. Klar im Fokus stand die eigene Gesundheit sowie die der Familienmitglieder und Freunde – dem untergeordnet waren Sorgen um die eigene finanzielle Situation. "Die Angst vor der Ansteckung mit dem Virus ist so groß, dass knapp 20 Prozent der Befragten Gesundheitsleistungen wie Haus- und Facharztbesuche oder Zahnkontrollen verschoben haben. Auch das ist ein Faktor, der sich negativ auf die Gesundheit der Deutschen auswirken kann", erklärt Michael Burkhart.

Schlafprobleme und Rauchen zählen zu den größten Hürden

Was hält die Deutschen sonst noch davon ab, gesünder zu leben? An erster Stelle sind es – ebenso wie in der Vorgängerstudie 2019 – Schlafprobleme, wie 35 Prozent der Befragten bestätigen. Weitere Hürden sind das Rauchen (23 Prozent) und die fehlende Motivation (22 Prozent). Deutlich zugenommen hat im Pandemie-Jahr 2020/2021 der Faktor Einsamkeit und Isolation: Er ist von 14 auf 19 Prozent gestiegen. Äußere Faktoren wie die Kosten eines gesunden Lebensstils oder Umweltgefahren spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle.

Wichtigste Ansprechpartner für alle Fragen rund um Gesundheit sind mit 44 Prozent die Ärzte. In der Pandemie-Zeit haben allerdings auch die Therapeuten als Ratgeber an Bedeutung gewonnen – die Zahl derer, die sie als wichtige Ansprechpartner zu Gesundheitsfragen bezeichnen, ist von elf auf 16 Prozent gestiegen.

Bürger sind derzeit noch zurückhaltend bei Apps und Wearables

Nach Informationen zur Verbesserung ihrer Gesundheit suchen die Befragten auch im Internet über Smartphone, wie 38 Prozent angeben – vermehrt seit Beginn der Pandemie. Andere Technologien wie Wearables, Apps oder sprachfähige Geräte nutzen die Bürger hingegen zurückhaltend. Vier von zehn Deutschen setzten derzeit noch keine Technologien zur Unterstützung ihrer Gesundheit ein. „Dennoch sehen wir beim Thema Digitalisierung einen leichten Aufwärtstrend. Der Anteil derer, die Technologien nutzen, ist gegenüber 2019 um fünf Prozentpunkte gestiegen. Ich bin davon überzeugt, dass Apps ebenso wie Video-Sprechstunden auch durch die Pandemie sprunghaft an Bedeutung gewinnen werden. Der Schub für die Telemedizin wird in unserer kommenden Vergleichsbefragung schon sichtbar sein“, prognostiziert Sevilay Huesman-Koecke, International Director und Head of Business Development im Bereich Gesundheitswirtschaft bei PwC.

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