Kleine Moleküle steuern bakterielle Resistenz gegen Antibiotika
Kai Papenfort
Antibiotika entfalten ihre Wirkung auf unterschiedliche Weise. Einige, beispielsweise Penicillin, greifen die Zellwand der Bakterien an, indem sie deren Synthese hemmen. Doch sind die Bakterien diesem Angriff nicht hilflos ausgeliefert. „Wir konnten eine kleine Ribonukleinsäure identifizieren, welche die Resistenz des Cholera-auslösenden Bakteriums Vibrio cholerae entscheidend beeinflusst“, sagt Kai Papenfort, Professor für Allgemeine Mikrobiologie der Universität Jena.
Das Protein CrvA kommt im periplasmatischen Raum des Bakteriums vor. Dieser liegt zwischen der äußeren Zellwand und der ebenfalls von einer Membran umgebenen Grundsubstanz der Zelle, dem Cytoplasma. Dort bestimmt CrvA die Krümmung des stäbchenförmigen Bakteriums V. cholerae. „Bisher war nicht bekannt, wodurch das Protein reguliert wird. Wir konnten mit der kleinen Ribonukleinsäure VadR ein Molekül identifizieren, das die Synthese dieses Proteins hemmt“, sagt Papenfort. Kleine Ribonukleinsäuren enthalten im Gegensatz zur Boten-RNA keine Erbinformationen, beeinflussen diese allerdings – meist nach der Überschreibung der DNA zur Boten-RNA.
Für die Antibiotikaresistenz entscheidend
„Cholera-Bakterien, bei denen das Protein CrvA nicht durch VadR unterdrückt wird, zeigen eine verminderte Überlebensrate bei Kontakt mit Penicillin“, so Papenfort. Das weise darauf hin, dass der Erhalt der Zellform durch VadR für die Antibiotikaresistenz entscheidend sei, fügt der Mikrobiologe hinzu. Die Forschenden deckten weitere Funktionen der kleinen RNA VadR auf, darunter auch auf die Bildung von Biofilmen, die eine wichtige Rolle bei der Pathogenität von V. cholerae spielen.
„VadR ist eines von vielen Molekülen, die in die Genexpression bei V. cholerae eingreifen können. Wenn wir all diese Moleküle, deren Funktionen und ihr Zusammenspiel verstehen, können wir daraus neue Therapieansätze ableiten. Die zunehmenden Resistenzen gegen Antibiotika machen dies dringend erforderlich“, sagt Papenfort, der mit seiner Forschung einen wichtigen Beitrag dazu im Exzellenzcluster „Balance of the Microverse“ der Universität Jena leistet.
Originalveröffentlichung
Meistgelesene News
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Mit dem Absenden des Formulars willigen Sie ein, dass Ihnen die LUMITOS AG den oder die oben ausgewählten Newsletter per E-Mail zusendet. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Die Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch die LUMITOS AG erfolgt auf Basis unserer Datenschutzerklärung. LUMITOS darf Sie zum Zwecke der Werbung oder der Markt- und Meinungsforschung per E-Mail kontaktieren. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit ohne Angabe von Gründen gegenüber der LUMITOS AG, Ernst-Augustin-Str. 2, 12489 Berlin oder per E-Mail unter widerruf@lumitos.com mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Zudem ist in jeder E-Mail ein Link zur Abbestellung des entsprechenden Newsletters enthalten.