Bayer: Drittes Quartal herausfordernd
Konzernumsatz wpb. um 5,1 Prozent auf 8,506 Milliarden Euro gesunken
Bayer AG
„Die Auswirkungen der Pandemie verstärken die Belastungen für unsere Division Crop Science. Hinzu kommen negative Währungseffekte wie die massive Abwertung des brasilianischen Real, die das Geschäft im zweitgrößten Agrarmarkt der Welt deutlich belastet“, sagte Nickl. Die Belastungen im Agrargeschäft führten – wie am 30. September angekündigt – zu nicht zahlungswirksamen Wertberichtigungen für die Division.
AskBio-Übernahme stärkt langfristige Wachstumsperspektive
Einen sehr wichtigen strategischen Schritt hat Bayer in der vergangenen Woche mit der Übernahme von Asklepios BioPharmaceuticals angekündigt. AskBio ist ein US-Pharmaunternehmen, das auf die Forschung, Entwicklung und Herstellung von Gentherapien in verschiedenen therapeutischen Gebieten spezialisiert ist. „Durch diese Akquisition stärken wir unsere Position im Bereich von Zell- und Gentherapien ganz erheblich“, sagte Baumann. „Bayer ist wie kaum ein anderes Unternehmen aufgestellt, um das langfristige Innovationspotenzial der Bio-Revolution in den Bereichen Gesundheit und Landwirtschaft zu realisieren und einen entscheidenden Beitrag zur Lösung einiger der drängendsten Menschheitsfragen zu leisten: Wie sichern wir in Zeiten des Klimawandels die Nahrungsversorgung von bis zu zehn Milliarden Menschen im Jahr 2050? Und wie sichern wir die Lebensqualität von immer mehr älteren Menschen? In der Beantwortung dieser Fragen liegt unsere attraktive langfristige Wachstumsperspektive.“
Im dritten Quartal ging der Konzernumsatz währungs- und portfoliobereinigt (wpb.) um 5,1 Prozent auf 8,506 Milliarden Euro zurück. Das EBITDA vor Sondereinflüssen des Konzerns sank um 21,4 Prozent auf 1,795 Milliarden Euro. Hierin enthalten waren negative Währungseffekte in Höhe von 205 Millionen Euro. Das EBIT betrug minus 9,399 (Vorjahr: plus 1,208) Milliarden Euro. Dabei wirkte sich die nicht zahlungswirksame Wertberichtigung auf immaterielle Vermögenswerte sowie Geschäfts- und Firmenwert in der Division Crop Science mit insgesamt 9,251 Milliarden Euro aus.
Sonderaufwendungen im EBIT in Höhe von 10,181 Milliarden (13 Millionen) Euro standen im Zusammenhang mit der genannten Wertberichtigung sowie mit Rückstellungen in Bezug auf mögliche zukünftige Rechtsstreitigkeiten zu Roundup™ im Rechtskomplex Glyphosat. Weitere Sonderaufwendungen resultierten aus dem laufenden Restrukturierungsprogramm und aus Rechtsfällen bei Pharmaceuticals. Das Konzernergebnis lag bei minus 2,744 (plus 1,036) Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis je Aktie aus fortzuführendem Geschäft sank um 30,2 Prozent auf 0,81 Euro, lag aber in den ersten neun Monaten des Jahres mit 5,07 Euro auf Vorjahresniveau.
Der Free Cash Flow verringerte sich im dritten Quartal um 2,1 Prozent auf 1,237 Milliarden Euro. Die Nettofinanzverschuldung konnte zum 30. September gegenüber Ende Juni 2020 um 21,5 Prozent auf 28,268 Milliarden Euro reduziert werden, im Wesentlichen aufgrund der Erlöse aus dem Verkauf der Geschäftseinheit Animal Health.
Crop Science von hohen Produktretouren belastet
Im Agrargeschäft (Crop Science) verringerte sich der Umsatz wpb. um 11,6 Prozent auf 3,028 Milliarden Euro. Hiervon war insbesondere die Region Nordamerika betroffen. In Asien/Pazifik hingegen steigerte die Division den Umsatz. Im Bereich Maissaatgut und Pflanzeneigenschaften war das globale Geschäft wpb. um 39,9 Prozent rückläufig. Insbesondere in Nordamerika sank der Umsatz durch höhere Retouren und gesunkene Lizenzeinnahmen erheblich, weil die Anbauflächen für Mais in diesem Jahr geringer waren als geplant. Bei Herbiziden ergab sich im Vergleich zum starken Vorjahresquartal wpb. ein Umsatzrückgang von 12,7 Prozent, vor allem in Nordamerika, wo sich im Vorjahr aufgrund von extremen Wetterbedingungen im ersten Halbjahr Umsätze ins dritte Quartal verschoben hatten.
Im Bereich Sojabohnensaatgut und Pflanzeneigenschaften blieb der Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres (wpb. plus 0,2 Prozent). Ein Zuwachs in Lateinamerika konnte den Absatzrückgang in Nordamerika ausgleichen. Bei den Fungiziden stieg der Umsatz wpb. um 12,0 Prozent. Zuwächse gab es hier in allen Regionen. In Lateinamerika profitierte Bayer vor allem von der Umstellung des Marktes auf das Produkt Fox Xpro™ in Brasilien.
Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Crop Science belief sich auf minus 34 (Vorjahr: plus 500) Millionen Euro. Das Ergebnis ist im Wesentlichen auf den Umsatzrückgang in Nordamerika zurückzuführen, vor allem aufgrund der negativen Retourenbilanz. Ein negativer Währungseffekt von 123 Millionen Euro belastete zusätzlich.
Eine erfreuliche Nachricht kam im Oktober aus den USA: Die dortige Umweltbehörde EPA erteilte eine neue fünfjährige Zulassung für das XtendiMax™-Herbizid mit VaporGrip™-Technologie. Das auf dem Wirkstoff Dicamba basierende Produkt ist für viele Landwirte in den USA ein wichtiges Werkzeug zur Kontrolle von Unkräutern. Damit ist die Unsicherheit beendet, die sich ergeben hatte, nachdem ein US-Gericht im Juni den Einsatz von Dicamba untersagt hatte.
Im Zusammenhang mit glyphosatbasierten Roundup™-Produkten hat das Unternehmen zu etwa 88.500 Klagen verbindliche Vergleichsvereinbarungen abgeschlossen, ist derzeit dabei, diese abzuschließen oder hat sich bisher dem Grund nach geeinigt. Ende Juni hatte Bayer von etwa 125.000 eingereichten und nicht eingereichten Klagen berichtet, wobei diese Zahl bis zum Abschluss der Vergleiche nicht fix sein wird – angesichts von Unsicherheiten in puncto Berechtigung und Teilnahme. Mit Blick auf mögliche künftige Roundup™-Klagen arbeitet das Unternehmen gemeinsam mit den Klägeranwälten weiter an einem konstruktiven Vorschlag, um die Kritikpunkte des Gerichts zur Zufriedenheit aller Parteien zu lösen. Obwohl Fortschritte erzielt wurden, wird dieser Prozess mehr Zeit brauchen. Im dritten Quartal hat Bayer zusätzliche Rückstellungen für die Lösung möglicher künftiger Klagen gebildet. Es ist absehbar, dass das neue Konzept etwa 2 Milliarden US-Dollar kosten wird und damit mehr als die ursprünglich erwarteten 1,25 Milliarden US-Dollar. Nach Abschluss der formellen Vereinbarung wird das Unternehmen einen Antrag auf vorläufige Genehmigung einreichen.
Pharmaceuticals legt beim Ergebnis zu
Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln (Pharmaceuticals) reduzierte sich wpb. um 1,8 Prozent auf 4,229 Milliarden Euro. In China konnte die Division die negativen Effekte aus der Umsetzung neuer Tenderverfahren bei den Produkten Glucobay™ und Avelox™ durch starkes Mengenwachstum bei Glucobay™ sowie Wachstum bei anderen Produkten teilweise ausgleichen. Die bereits gegen Ende des Vorquartals erkennbaren leichten Erholungstendenzen von den weltweiten Beeinträchtigungen durch COVID-19, vor allem in den Bereichen Augenheilkunde und Frauengesundheit, setzten sich weitestgehend fort.
Mit dem oralen Gerinnungshemmer Xarelto™ erzielte Bayer einen Umsatzzuwachs von wpb. 13,8 Prozent, insbesondere durch höhere Absatzmengen in China, Deutschland und Russland. Mit dem Augenmedikament Eylea™ konnte das Unternehmen gegenüber dem Vorjahr wpb. 2,2 Prozent mehr umsetzen. Dazu trugen die Vermarktung der Eylea™-Fertigspritze sowie eine starke Nachfrage in China bei. Trotz einer leichten Erholung gegenüber dem Vorquartal wurde das Wachstum in Europa durch weiterhin bestehende Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit COVID-19 gebremst. Ein wpb. Wachstum von 20,8 Prozent gelang mit Aspirin™ Cardio, einem Produkt zur Herzinfarktsekundärprävention, hauptsächlich in China aufgrund einer stark gestiegenen Nachfrage. Weiterhin deutlich war der Zuwachs beim Krebsmedikament Stivarga™ (wpb. 17,5 Prozent), insbesondere in den USA. Dabei half u. a. die orale Anwendungsform des Medikaments, die es ermöglicht, die Behandlung während der anhaltenden Pandemie auch außerhalb von Kliniken und Arztpraxen weiterzuführen. Deutlich rückläufig hingegen war das Geschäft mit den Krebsmedikamenten Nexavar™ (wpb. minus 14,1 Prozent) und Xofigo™ (wpb. minus 14,8 Prozent), vor allem in den USA. Der Umsatz mit Xofigo™ wurde auch durch die Einschränkungen im Zusammenhang mit COVID-19 beeinträchtigt.
Das EBITDA vor Sondereinflüssen steigerte Pharmaceuticals um 0,9 Prozent auf 1,515 Milliarden Euro. Die Ergebnis- und Margenverbesserung konnte durch konsequentes Kostenmanagement erreicht werden – trotz des per saldo COVID-19-bedingten Umsatzrückgangs sowie zusätzlich belastender Währungseffekte von 48 Millionen Euro.
Consumer Health deutlich stärker als der Markt
Der Umsatz mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health) legte wpb. um 6,2 Prozent auf 1,205 Milliarden Euro zu – und damit deutlich stärker als der Markt. Nach der erwarteten Reduktion des Lagerbestands im Handel im zweiten Quartal, die auf das außerordentlich starke erste Quartal folgte, setzte sich der Wachstumstrend in allen Regionen fort. Das gilt vor allem für die Kategorie Nahrungsergänzung – mit einem wpb. Umsatzplus von 21,4 Prozent durch den gestiegenen Fokus auf Gesundheit und Prävention in Verbindung mit der COVID-19-Pandemie und durch die Einführung neuer Produkte. Ein besonders starker Zuwachs (wpb. 14,2 Prozent) gelang auch in der Kategorie Magen-Darm-Gesundheit. Hingegen verringerte sich der Umsatz vor allem in der Kategorie Allergie und Erkältung (wpb. minus 6,8 Prozent).
Das EBITDA vor Sondereinflüssen steigerte Consumer Health um 12,3 Prozent auf 301 Millionen Euro, vor allem infolge des signifikanten Umsatzwachstums und der positiven Beiträge des Ende 2018 initiierten Effizienzprogramms. Negativ wirkten sich Währungseffekte von 30 Millionen Euro und die fehlenden Ergebnisbeiträge der 2019 verkauften Geschäfte aus.
Währungsbereinigter Konzernausblick für 2020 bestätigt
Den angepassten währungsbereinigten (wb.) Ausblick des Konzerns für das Gesamtjahr 2020 bestätigte Bayer. Das Unternehmen erwartet wb. einen auf 43 bis 44 Milliarden Euro erhöhten Umsatz und eine Steigerung der um Sondereinflüsse bereinigten EBITDA-Marge auf etwa 28 Prozent. Das entspräche wb. einem EBITDA vor Sondereinflüssen von etwa 12,1 Milliarden Euro. Beim bereinigten Ergebnis je Aktie geht Bayer von einem wb. Anstieg auf 6,70 bis 6,90 Euro aus. Jedoch erwartet das Unternehmen aufgrund veränderter Wachstumsannahmen nun ein wpb. Umsatzwachstum bei Crop Science von 1 (bisher: 2) Prozent und bei Consumer Health von 5 (bisher: 4) Prozent. Auf der Währungsseite rechnet Bayer für das Gesamtjahr mit nochmals steigenden negativen Effekten auf Umsatz und Ergebnis.