Genetik und Darmmikrobiom bestimmen Anfälligkeit für multiple Sklerose
Studie zeigt erstmals Zusammenhang zwischen Genetik, Darmmikrobiom und multipler Sklerose bei Mäusen
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Die Forschenden konnten in ihrer Studie zeigen, dass Mäuse je nach genetischer Ausprägung eine unterschiedliche Anfälligkeit für MS haben, die zusätzlich vom Darmmikrobiom und dem Stoffwechsel der Darmbakterien beeinflusst wird. Dazu haben sie Mäuse untersucht, die durch eine genetische Veranlagung besonders stark von MS betroffen waren und mit Mäusen verglichen, die durch ihre genetische Veranlagung weniger stark oder gar nicht von MS betroffen waren. In dem Mikrobiom mit stark ausgeprägter MS fanden die Forschenden vermehrt die Bakterienart Lactobacillus reuteri.
„Wir wollten daraufhin herausfinden, ob diese Bakterienart nur eine Folge der genetischen Ausprägung ist, oder ob sie selbst einen Einfluss auf die Anfälligkeit für MS hat“, erklärt Prof. Busch, Vorstandsmitglied des Exzellenzclusters PMI und Leiter der Arbeitsgruppe „Systembiologie von Entzündungskrankheiten“ am LIED. Dazu transferierten die Forschenden Proben des Darmmikrobioms, also Bakterienmischungen, die mit Lactobacillus reuteri angereichert waren, sowie Proben ohne diese Anreicherung in Mäuse ohne eigenes Darmmikrobiom. Das mit Lactobacillus reuteri angereicherte Mikrobiom führte in diesen Mäusen in der Tat zu einer stärkeren Ausprägung von MS. „Damit konnten wir zeigen, dass die Darmbakterien selbst auch einen Einfluss auf die Ausprägung der Krankheit haben“, erklärt Busch.
„Aufgrund seines positiven Einflusses auf die Verdauung wird Lactobacillus reuteri häufig als Probiotikum verwendet. In unserer Studie ist überraschenderweise gerade dieses Bakterium der „bad guy“. Das zeigt, welche wichtige Rolle die Ernährung, die letztlich auch das Mikrobiom beeinflusst, bei der Prävention und der Behandlung von MS spielen könnte“, sagt der leitende Bioinformatiker der Studie, Dr. Axel Künstner, Wissenschaftler am LIED und ebenfalls Mitglied im Exzellenzcluster PMI. „Unsere Beobachtungen machen deutlich, wie wichtig es ist, neben der Genetik auch andere Faktoren wie etwa das Darmmikrobiom und die Ernährung für die Entstehung und den Verlauf von komplexen Erkrankungen wie MS zu berücksichtigen“ so Künstner weiter.