Siemens Healthineers sammelt knapp 3 Milliarden Euro für Übernahme ein
Es ist der teuerste Zukauf in der Geschichte des Unternehmens
(dpa-AFX) Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers hat sich am Kapitalmarkt knapp drei Milliarden Euro für die Übernahme des US-Krebsspezialisten Varian besorgt. Durch die Kapitalerhöhung, bei der das Bezugsrecht der Altaktionäre ausgeschlossen wurde, sinkt der Anteil der Konzernmutter Siemens. Healthineers hatte den Kauf von Varian für 16,4 Milliarden US-Dollar Anfang August angekündigt. Es ist der teuerste Zukauf in der Geschichte des Unternehmens.
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Siemens Healthineers platzierte 75 Millionen neue Aktien für 36,40 Euro je Stück, wie das Unternehmen am späten Mittwochabend in Erlangen mitteilte. Der Bruttoemissionserlös betrug 2,73 Milliarden Euro. Der Schlusskurs im Xetra-Hauptgeschäft hatte bei 38,32 Euro gelegen. Das Papier geriet zu Handelsbeginn am Donnerstag erwartungsgemäß unter Druck und verlor rund 5 Prozent. Ein Händler verwies darauf, dass der Kapitalschritt wegen der Übernahme schon angekündigt und so im Zuge der jüngsten Kursschwäche wohl auch schon eingepreist worden sei.
Mit der Kapitalmaßnahme hat der Medizintechnikkonzern das Grundkapital um 7,5 Prozent erhöht. Damit schöpfte Healthineers den Beschluss nicht vollständig aus, das genehmigte Kapital um bis zu 10 Prozent zu erhöhen. Die Papiere waren ausschließlich professionellen Anlegern in einem beschleunigten Verfahren angeboten worden, hieß es. Unternehmenskreisen zufolge war die Transaktion gut zweimal überzeichnet. Der Anteil des Mutterkonzerns Siemens sinkt dabei von 85 Prozent auf rund 79 Prozent.
Mit dem Erlös soll ein Teil der von Siemens bereitgestellten Brückenfinanzierung für die Varian-Übernahme abgelöst werden. Siemens stellt für die Transaktion 15,2 Milliarden Euro bereit. Healthineers will diese bis zur Hälfte mit einer Kapitalerhöhung ersetzen. Damit ist die nun erfolgte Aktienplatzierung nur ein erster Schritt, weitere dürften folgen.
Healthineers hatte bereits im August erklärt, sich auf der nächsten Hauptversammlung im kommenden Jahr die Genehmigung für eine weitere Eigenkapitalmaßnahme zu besorgen. Der Siemens-Anteil soll dabei weiter sinken - auf etwa 72 Prozent. Zunächst hat sich Healthineers jedoch verpflichtet, in den kommenden sechs Monaten keine weiteren Papiere auszugeben.
Den Unternehmenskreisen zufolge steht Healthineers nicht unter Zeitdruck. Möglich seien auch kombinierte Finanzierungsmodelle, etwa durch die Aufnahme von Fremdkapital. Der Brückenkredit von Siemens läuft zunächst bis zum Ende des Kalenderjahres 2021.
Die Übernahme selbst soll voraussichtlich in der ersten Hälfte des Kalenderjahres 2021 abgeschlossen werden und steht unter Vorbehalt der Zustimmung der Regulierungsbehörden. Zudem müssen die Varian-Aktionäre noch zustimmen. Mit den US-Amerikanern verbindet Healthineers seit 2012 eine strategische Partnerschaft.
Siemens Healthineers war 2018 an die Börse gegangen. Dort kam das Unternehmen mit seinen 50 000 Mitarbeitern bisher gut an. Seit dem Rekordhoch von etwas mehr als 47 Euro Ende Mai hat der Kurs jedoch Federn lassen müssen - auch im Zusammenhang mit der Varian-Übernahme und der angekündigten Kapitalerhöhung. Derzeit ist die Aktie im Mittelwertesegment MDax <DE0008467416> notiert. Durch den steigenden Streubesitz und das zu erwartende höhere Handelsvolumen hat Healthineers nach Abschluss der Transaktion die Chance auf eine Aufnahme in den Dax.