Wie RNA-Schnipsel die Gefäße schützen
Bisher unbekannte Funktion einer microRNA entdeckt, durch die die Gefäßinnenwand geschützt und das Atheroskleroserisiko reduziert wird
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Atherosklerose – umgangssprachlich auch als Gefäßverkalkung bezeichnet – spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und gehört in der westlichen Welt zu den häufigsten Todesursachen. Sie entwickelt sich fast ausschließlich an Gefäßabzweigungen, da dort Turbulenzen im Blutstrom die Endothelzellen schädigen, die die innerste Wandschicht der Gefäße bilden. Dies begünstigt die Einwanderung von Entzündungszellen und letztendlich die Bildung atherosklerotischer Plaques. Die miRNA miR-126-5p ist in Endothelzellen stark angereichert und spielt für den Schutz der Zellen eine wichtige Rolle. Die Forscher haben nun die Mechanismen hinter dieser Funktion untersucht und aufgedeckt, dass durch die Blutströmung erzeugter hoher Scherstress die Schutzwirkung initiiert.
„Der Hohe Scherstress setzt in den Endothelzellen einen mehrstufigen Prozess in Gang: Dabei geht die microRNA miR-126-5p im Zytosol einen Komplex mit einem RNA-bindenden Protein ein“, sagt Donato Santovito, Postdoc in Webers Team und Erstautor der Arbeit. Der Komplex wird in den Zellkern transportiert, wo sich miR-126-5p löst, an das Enzym Caspase-3 bindet und dieses dadurch hemmt. Das Enzym ist entscheidend am programmierten Zelltod beteiligt, der sogenannten Apoptose. Viele Risikofaktoren für Atherosklerose – etwa Turbulenzen im Blutstrom, erhöhte Blutzuckerspiegel oder Blutfettgehalte – lösen die Apoptose von Endothelzellen aus. Indem sie Caspase-3 im Zellkern hemmt, schützt miR-126-5p die Endothelzellen vor dem Zelltod und verhindert damit, dass an Stellen mit hoher Scherbeanspruchung Schäden auftreten, die Atherosklerose begünstigen. Zudem stellt ein intaktes Endothel eine wichtige Schutzbarriere für das gesamte Gefäßsystem dar.
„Diese bisher unbekannte Funktion von miR-126-5p stellt ein neues Prinzip der biologischen Regulation dar, das andere gut beschriebene Mechanismen ergänzt“, sagt Weber. Die Wissenschaftler wollen in einer interdisziplinären internationalen Kooperation und im Rahmen des Transregio-Sonderforschungsbereichs 267 auch andere miRNAs daraufhin untersuchen. Zudem könnte nach ihrer Ansicht die Modulation dieses Signalwegs neue Optionen für die Therapie von Gefäßerkrankungen eröffnen.