Merck wächst stark zum Jahresstart - trübere Aussichten wegen Corona
Starke Geschäfte mit Arzneien und Übernahmen in den USA haben Merck einen starken Jahresauftakt beschert
(dpa) Der Pharma- und Chemiekonzern Merck hat der Corona-Krise zum Jahresauftakt getrotzt, wird aber wegen der Pandemie vorsichtiger. Die Darmstädter konnten im ersten Quartal Umsatz und Ergebnisse kräftig steigern - auch dank der Milliarden-Übernahme des US-Halbleiterzulieferers Versum im vergangenen Herbst. Getragen von guten Geschäften mit Arzneien und Laborbedarf kletterte der Umsatz um 16,7 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro, teilte das Dax-Unternehmen am Donnerstag mit. Die Chemie-Sparte schwächelte aber teils weiter.
Von Januar bis März stieg der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) um 27 Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Euro. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 458 Millionen Euro, vor einem Jahr waren es 190 Millionen Euro.
«Das gute Geschäftsergebnis im ersten Quartal zeigt, dass wir die Krise bisher erfolgreich gemeistert haben», erklärte Merck-Vorstandschef Stefan Oschmann. Die Corona-Pandemie sei sicherlich die größte Herausforderung seit vielen Jahrzehnten - wirtschaftlich, wissenschaftlich und sozial. Merck sei aber mit seinem breiten Geschäftsmodell in unsicheren Zeiten gut aufgestellt. Der Konzern habe in seiner mehr als 350-jährigen Geschichte schon viele Krisen gemeistert und schaue zuversichtlich nach vorne. Bei Merck gebe es keine Kurzarbeit und man habe auch keine beantragt.
Im laufenden Geschäftsjahr dürfte die Pandemie Merck aber stärker belasten. Das Management geht nun von einer «erheblichen Belastung des weltweiten wirtschaftlichen Wachstums» aus, die alle Konzernbereiche treffe. Anfang März hatte sich Merck noch vorsichtig optimistisch gezeigt. In Europa und den USA, wo der Konzern mehr als die Hälfte seiner Erlöse erzielt, dürfte die Pandemie erst im laufenden zweiten Quartal den Höhepunkt erreichen und sich die Lage bis Ende September normalisieren, so Oschmann. Eine zweite größere Corona-Welle berücksichtige das Management nicht in der Prognose.
Daher rechnet der Konzern nicht mehr mit einem starken, sondern nur noch mit einem leichten bis moderaten Umsatzanstieg aus eigener Kraft. Den bereinigten Betriebsgewinn erwartet Merck zwischen 4,35 und 4,85 Milliarden Euro, nach rund 4,4 Milliarden Euro vor einem Jahr - ein leichter Rückgang ist also nicht ausgeschlossen.
Zum Jahresauftakt hatte die Pandemie Merck schon sehr unterschiedlich betroffen. So trübte sich das Geschäft mit Fruchtbarkeitsbehandlungen ein, da Kliniken geschlossen blieben. Die Nachfrage nach Diabetes- und Herzkreislaufmedikamenten wuchs aber in der Corona-Krise.
Im Bereich Spezialchemie litt Merck dagegen unter einer sinkenden Nachfrage nach Pigmenten für Autolacke und herben Umsatzeinbußen bei Flüssigkristallen, etwa für Smartphone-Displays. Dagegen legte Merck mit Halbleitermaterialien zu, hier sprach Oschmann von einer Trendwende. Mit der Übernahme von Versum und dem Materialspezialisten Intermolecular will sich Merck stärker auf die Elektronikindustrie ausrichten. Hier sieht der Konzern mit dem Trend zur vernetzten Industrie und zu immer leistungsfähigeren Prozessoren Chancen.
Den Umsatz mit Laborausrüstung konnte Merck kräftig steigern, aber auch hier wirkte sich die Pandemie aus - etwa wegen des Shutdowns in Asien und da Forschungseinrichtungen geschlossen blieben.