Sartorius startet dynamisch ins Geschäftsjahr 2020
Coronavirus-Pandemie bisher mit insgesamt neutraler Auswirkung, jedoch deutlich unterschiedlich in den Sparten
Sartorius ist mit deutlich zweistelligem Wachstum bei Auftragseingang, Umsatz und Ertrag dynamisch in das Geschäftsjahr 2020 gestartet.
„Wir sind in Summe sehr zufrieden mit unseren Ergebnissen des ersten Quartals und zuversichtlich für den weiteren Jahresverlauf“, sagte Konzernchef Joachim Kreuzburg. „Natürlich stellt die Coronavirus-Pandemie auch uns vor operative Herausforderungen, die wir aber bislang erfolgreich bewältigen konnten.“ Kreuzburg verwies darauf, dass Sartorius als ein für den Gesundheitssektor relevantes Unternehmen von staatlichen Lockdowns relativ wenig betroffen oder ausgenommen sei und deshalb die Produktion in allen Werken weitgehend unterbrechungsfrei laufe. Auch Lieferketten konnten überwiegend intakt gehalten werden. „Allerdings sind natürlich auch bei Sartorius sämtliche Arbeitsabläufe durch die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen an allen Standorten weltweit betroffen, unsere Kundenkontakte, die Übergänge der Produktionsschichten und die auf Homeoffice umgestellte Büroarbeit.“ Mit Blick auf die Auftragslage gäbe es in den Sparten unterschiedliche Effekte. So habe der Stillstand der wirtschaftlichen Aktivität in China in den Monaten Januar und Februar die Nachfrage nach Laborinstrumenten spürbar gedämpft. Hingegen sei die Nachfrage nach Verbrauchsmaterial für die Produktion von Medikamenten und Impfstoffen sowie für diagnostische Testkits zuletzt lebhaft gestiegen und teilweise von Vorzieheffekten durch Lageraufbau geprägt gewesen. „Auf Konzernebene haben sich solche gegenläufigen Effekte weitgehend ausgeglichen“, sagte Kreuzburg.
Geschäftsentwicklung im Konzern
Der Konzernumsatz stieg im ersten Quartal gegenüber einer moderaten Vorjahresbasis währungsbereinigt um 16,5% auf 509,9 Mio. Euro (nominal +17,0%). Die Akquisition des Zellkulturmedienspezialisten Biological Industries, die Sartorius im Dezember 2019 abgeschlossen hatte, trug wie erwartet gut einen Prozentpunkt zum Wachstum bei. Der Auftragseingang erhöhte sich um 29,7% auf 629,4 Mio. Euro (nominal +30,4%). Das operative EBITDA lag bei 137,9 Mio. Euro nach 114,0 Mio. Euro im Vorjahr (+20,9%). Die entsprechende Marge war positiv durch Skaleneffekte und leicht negativ durch Wechselkurse beeinflusst und erhöhte sich auf 27,0% (VJ: 26,2%). Der maßgebliche Konzernnettogewinn stieg um 17,5% auf 57,1 Mio. Euro; der Gewinn je Stammaktie lag bei 0,83 Euro (VJ: 0,71 Euro), der Gewinn je Vorzugsaktie bei 0,84 Euro (VJ: 0,72 Euro).
Geschäftsentwicklung in den Regionen
Sartorius hat seine Umsätze in allen Geschäftsregionen in fast identischem Maße zweistellig gesteigert. Die Region Amerika schloss das erste Quartal mit einem Umsatzplus von 17,1% auf 180,7 Mio. Euro ab. In Asien|Pazifik stiegen die Umsätze um 16,3% auf 122,2 Mio. Euro. Während die Bioprozess-Sparte in dieser Region größere Equipment-Aufträge gewinnen konnte, verzeichnete die Laborsparte vor allem in den ersten beiden Monaten des Jahres einen deutlichen Umsatzrückgang. Im März zogen die Geschäfte in China hingegen wieder an. In der Region EMEA erwirtschaftete Sartorius 207,0 Mio. Euro, was im Vergleich zum ersten Quartal 2019 einem Umsatzplus von 16,1% entspricht.
Geschäftsentwicklung der Sparten
Die Sparte Bioprocess Solutions, die eine breite Palette innovativer Technologien für die Herstellung von Biopharmazeutika anbietet, erzielte gegenüber einem relativ moderaten Vorjahresquartal einen Umsatzanstieg von 22,4% (nominal +23,0%) auf 394,3 Mio. Euro. Der anorganische Wachstumsbeitrag durch die Akquisition von Biological Industries betrug knapp einen Prozentpunkt. Mit rund zwei Prozentpunkten Wachstumsbeitrag deutlich bemerkbar machten sich Vorzieheffekte von Kunden, die im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie ihre Lager aufstockten. Noch dynamischer als der Umsatz erhöhte sich der Auftragseingang mit einem Plus von 39,6% (nominal +40,3%) auf 506,2 Mio. Euro, der stark beeinflusst war von größeren Equipment-Aufträgen aus China sowie oben beschriebenen Vorzieheffekten. Das operative EBITDA der Sparte stieg aufgrund von Skaleneffekten und trotz leicht negativer Währungseffekte auf 119,9 Mio. Euro (VJ: 90,9 Mio. Euro). Die entsprechende Marge belief sich auf 30,4% gegenüber 28,3% in der Vergleichsperiode.
Die Entwicklung der Sparte Lab Products & Services, die auf Technologien für Labore vor allem der Pharmabranche und Life-Science-Forschung spezialisiert ist, war im ersten Quartal durch die in China stark reduzierte Nachfrage vor allem nach Laborinstrumenten beeinflusst. Die Auswirkung der Pandemiekrise betrug etwa -6 Prozentpunkte auf den Spartenumsatz, der sich mit einem Plus von 0,1% (nominal +0,5%) auf 115,6 Mio. Euro auf dem Niveau des Vorjahres bewegte. Der anorganische Wachstumsbeitrag durch den Zukauf von Biological Industries betrug ungefähr 2,5 Prozentpunkte. Der Auftragseingang stieg gegenüber der Vorjahresbasis leicht um 0,5% (nominal +0,9%) auf 123,3 Mio. Euro. Das operative EBITDA der Sparte belief sich auf 18,0 Mio. Euro (VJ: 23,2 Mio. Euro); die entsprechende Marge lag mit 15,6% unter dem Wert des Vorjahres von 20,1%. Maßgeblich hierfür waren neben der durch die Corona-Krise in China bedingten schwachen Kapazitätsauslastung zu Jahresbeginn auch deutlich negative Wechselkurseffekte.
(Angaben zum Umsatz und Auftragseingang währungsbereinigt. Umsätze und Margen der Sparten in der Vergleichsperiode wegen der veränderten Zuordnung zweier kleiner Produktsegmente angepasst.)
Zentrale Bilanz- und Finanzkennziffern
Der Sartorius Konzern ist bilanziell und finanziell sehr solide aufgestellt. Die Eigenkapitalquote stieg auf 39,0% (31.12.2019: 38,0%). Der dynamische Verschuldungsgrad verringerte sich auf 1,8 (31.12.2019: 2,0). Der Umfang der Investitionen wurde aufgrund der Corona-Pandemie im ersten Quartal etwas stärker als ohnehin geplant reduziert. Entsprechend lag die Investitionsquote nach den ersten drei Monaten bei 8,8% nach 12,9% im Vorjahresquartal.
Geplante Übernahme ausgewählter Geschäfte von Danaher Life Science
Sartorius rechnet weiter damit, innerhalb der nächsten Wochen die letzten Kartellfreigaben zu erhalten und die geplante Übernahme ausgewählter Life-Science-Geschäfte des Danaher-Konzerns abschließen zu können. „Wir sind zuversichtlich, die Akquisition in Kürze vollziehen und mit der Integration beginnen zu können“, sagte Kreuzburg. „Durch den Zukauf erweitern wir in beiden Sparten unser Angebot sehr substanziell um innovative Technologien, mit denen wir unsere Pharma-Kunden noch umfassender bei der Entwicklung und Produktion von Biotech-Medikamenten und Impfstoffen unterstützen können. Die Integration wird während der Coronavirus-Pandemie aufgrund der verschiedenen Einschränkungen eine besondere Herausforderung, auf die wir uns allerdings intensiv vorbereitet haben.“
Prognose für das Gesamtjahr 2020 aktualisiert
Auf Basis der Resultate des ersten Quartals und im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Vollzug der Akquisition ausgewählter Life-Science-Geschäfte von Danaher passt Sartorius seine Prognose für das Gesamtjahr 2020 an. Die Prognose basiert auf dem Szenario, dass das Danaher-Portfolio ab Mai 2020 einbezogen wird.
Aufgrund der andauernden Corona-Pandemie steht die Prognose unter größerer Unsicherheit als üblich, sowohl hinsichtlich der Entwicklung des bestehenden Geschäfts als auch bezüglich der Integration der Akquisitionen. Zugrunde gelegt werden die Annahmen, dass China nach weitgehend überstandener Pandemie seine Wirtschaft weiter erfolgreich hochfährt sowie Europa und die USA den Pandemie-Höhepunkt bald erreicht haben und wirtschaftliche Lockerungen implementieren.
Unter diesen Voraussetzungen erwartet die Unternehmensleitung ein Umsatzwachstum im Konzern von nunmehr um 15% bis 19% (bisherige Prognose 10% bis 13%). Zum Umsatzanstieg sollen die Erstkonsolidierung von Biological Industries unverändert knapp 1,5 Prozentpunkte beitragen. Der Einbezug des von Danaher erworbenen Portfolios soll gut 5 Prozentpunkte zum Wachstum beitragen. Hinsichtlich der Profitabilität rechnet Sartorius unverändert mit einem Anstieg der operativen EBITDA-Marge1 auf etwa 27,5% nach 27,1% im Vorjahr. Die auf den Umsatz bezogene Investitionsquote dürfte wie bisher prognostiziert bei rund 10% liegen (VJ: 12,3%). Der dynamische Verschuldungsgrad berechnet als Quotient aus Nettoverschuldung und operativem EBITDA dürfte unter Berücksichtigung der Akquisition des Danaher-Portfolios zum Jahresende 2020 bei etwa 2,75 liegen (bisher ohne Berücksichtigung der Akquisition: etwas unter 2,0).
Für die Sparte Bioprocess Solutions erwartet Sartorius nun ein Umsatzwachstum von 17% bis 21% (bisher: 11% bis 14%). Hierzu sollen die Konsolidierung von Biological Industries rund 1 Prozentpunkt und die des Danaher-Portfolios rund 3,5 Prozentpunkte beitragen. Aufgrund der insgesamt hohen Nachfrage wird somit ein gegenüber der bisherigen Prognose um etwa 3 Prozentpunkte höheres organisches Wachstum erwartet. Für die operative EBITDA-Marge1 geht das Management weiter von einem Anstieg auf rund 30,0% aus (VJ: 29,1%), worin leicht verwässernde Effekte durch die Einbeziehung von Biological Industries und des Danaher-Portfolios enthalten sind.
Die Sparte Lab Products & Services wird ihre Umsätze im Jahr 2020 voraussichtlich um 10% bis 14% steigern können (bisher 7% bis 10%), wobei die Einbeziehung von Biological Industries unverändert 2,5 Prozentpunkte und des Danaher-Portfolios rund 10 Prozentpunkte zum Wachstum beitragen sollen. Aufgrund der auch für den weiteren Jahresverlauf erwarteten negativen Auswirkungen der Pandemiekrise auf Teile des Geschäfts der Sparte reduziert sich die Prognose für den organischen Wachstumsbeitrag damit um rund 6 Prozentpunkte. Die operative EBITDA-Marge wird unverändert bei etwa 20,0% erwartet (VJ: 21,6%), worin ein Anstieg von rund 1,5 Prozentpunkten durch die Konsolidierung des Danaher-Portfolios und eine kleine Verwässerung durch Biological Industries enthalten sind.
Alle Zahlen zur Prognose sind, wie in den vergangenen Jahren auch, auf Basis konstanter Währungsrelationen angegeben.
Hauptversammlung und Dividendenvorschlag
Ebenfalls beeinflusst von der Pandemie ist die weitere Planung zur Durchführung der diesjährigen Hauptversammlung, die ursprünglich für den 26. März als Präsenzveranstaltung datiert und dann verschoben worden war. „Vor dem Hintergrund der weiter andauernden Einschränkungen hinsichtlich der Durchführung größerer Veranstaltungen werden wir von der neuen gesetzlichen Möglichkeit einer reinen Online-Hauptversammlung Gebrauch machen“, sagte Kreuzburg, der zugleich eine Überprüfung des Dividendenvorschlags ankündigte. „Wir gehen davon aus, uns noch für einige Zeit auf erhebliche Unsicherheiten und Risiken einstellen zu müssen, gleichzeitig dürfte die derzeitige Situation allerdings auch zusätzliche Chancen zur weiteren Verstärkung mit innovativen Technologien bieten. Außerdem werden wir uns besonders engagieren, um Menschen und Institutionen zu unterstützen, die durch die Pandemiekrise besonders hart getroffen sind oder eine wichtige Rolle bei ihrer Bewältigung spielen. Vor dem Hintergrund dieser drei Gesichtspunkte werden wir unseren Dividendenvorschlag gegebenenfalls anpassen, über Näheres werden wir nach Beratung in den zuständigen Gremien informieren.“