Antikörper im Schnellverfahren

Technologie zur Antikörper-Herstellung aus Potsdamer Labor könnte bei der Bekämpfung des Coronavirus helfen

17.04.2020 - Deutschland

Weltweit wird unter Hochdruck an der Entwicklung eines Impfstoffes gegen den Coronavirus SARS-CoV-2 gearbeitet. Essenziell für die Virusforschung ist das Verständnis davon, wie Antikörper gebildet werden und wie sie funktionieren. Ein Forschungsteam um die Potsdamer Biologin Prof. Dr. Katja Hanack hat in den letzten Jahren ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die Herstellung von qualitativ hochwertigen monoklonalen Antikörpern enorm beschleunigen lässt. Die Technologie kann dafür verwendet werden, in der aktuellen Situation Antikörper gegen das Coronavirus zu finden, die für die Diagnostik und Therapie eingesetzt werden können.

© new/era/mabs

Schematische Darstellung eines künstlichen Zelloberflächenrezeptors (gelb) mit gebundenem Antigen (grün) und Antikörper (blau, grau).

Dringen Viren in den menschlichen Körper ein, werden sie von Antikörpern quasi markiert, sodass die körpereigenen Abwehrzellen sie effektiv bekämpfen können. Auf dem Vorhandensein und der Menge von Antikörpern basieren auch Verfahren, mit denen sich eine Coronavirus-Infektion nachweisen lassen. Antikörper lassen sich in vitro – also künstlich im Labor – herstellen. Mit bisher üblichen Methoden ist das sehr aufwendig und dauert bis zu zwölf Monate. Die Potsdamer Biologin Katja Hanack hat eine Methode entwickelt, mit der eine bestimmte Art von Antikörpern, nämlich qualitativ hochwertige monoklonale Antikörper, in weniger als drei Monaten hergestellt werden kann: das innovative, in Europa und den USA patentierte Antikörper-Screening SELMATM.

Die SELMATM-Technologie wurde an der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Stiftungsprofessur für Immuntechnologie von Katja Hanack entwickelt und in das 2014 gegründete Biotech-Unternehmen new/era/mabs für eine Verwertung transferiert. Es basiert auf dem Finden und Isolieren von spezifischen Antikörper-produzierenden Zellen. Diese neue Antikörper-Generation kann flexibel auf jeden gewünschten Antikörper abgewandelt werden – so auch auf einen, der das Coronavirus erkennt und markiert.

Katja Hanack hat seit 2015 an der Universität Potsdam die Stiftungsprofessur für Immuntechnologie inne. Mit ihrer Forschungsgruppe am Institut für Biochemie und Biologie der Universität Potsdam baut sie eine künstliche Immunreaktion im Labor auf. Bereits im Jahr 2014 gründete sie gemeinsam mit Pamela Holzlöhner das Unternehmen new/era/mabs, das die maßgeschneiderte Herstellung von monoklonalen Antikörpern anbietet. Die Gründungsidee der beiden Wissenschaftlerinnen wurde im Jahr 2014 mit dem Guido-Reger-Gründerpreis der Universität Potsdam prämiert.

Die Forschungsgruppe um Katja Hanack hat ihre zukunftsweisenden Ergebnisse zum Antikörper-Screening kürzlich als Open-Access-Artikel in den „Nature Scientific Reports“ veröffentlicht. Die im Artikel beschriebene fortschrittliche und hocheffektive Methode soll künftig auch in der Herstellung humaner Antikörper zur therapeutischen Anwendung zum Einsatz kommen.

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