Impfstoff gegen Coronavirus im Frühjahr 2021 realistisch
Denn der Impfstoff muss eines unbedingt sein: sicher
(dpa) Das Robert Koch-Institut hat Hoffnungen auf einen baldigen Impfstoff gegen das Coronavirus gedämpft. «Ich persönlich schätze es als realistisch ein, dass es im Frühjahr 2021 sein wird», sagte Präsident Lothar Wieler am Mittwoch. Alles, was bürokratisch machbar sei, müsse getan werden. Klinische Testphasen aber könne man nicht verkürzen. «Wir müssen ein Sicherheitsprofil haben. Impfstoffe können ja Nebenwirkungen haben.»
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Zuvor hatte Dietmar Hopp, Miteigentümer des Tübinger Pharmaunternehmens CureVac, davon gesprochen, möglicherweise bereits im Herbst einen Impfstoff gegen Sars-CoV-2 liefern zu können. CureVac ist eines von vielen Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen, die derzeit weltweit an möglichen Impfstoffen arbeiten.
Auch Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) mahnt zu Geduld. «Überall arbeiten die Forscherinnen und Forscher mit allem Hochdruck daran. Wir sind mit ihnen in einem engen Austausch, aber die Entwicklung braucht ihre Zeit», sagte sie der «Passauer Neuen Presse». Es gebe bei der Entwicklung von Medikamenten hohe Sicherheitsstandards. «Soweit wir es verantworten können, beschleunigen wir die Verfahren.»
Der Berliner Virologe Christian Drosten stellte am Mittwoch im NDR-Podcast die Idee in den Raum, über Lockerungen für die Zulassung von Impfstoffen nachzudenken, wenn die Gesellschaft erhöhte Todesraten in der älteren Bevölkerung nicht akzeptieren wolle. Man müsse für die Risikogruppen irgendetwas machen, sagte er mit Blick auf Modellierungen des Imperial College London zu möglichen Effekten der Eindämmungsmaßnahmen. Die Aussichten seien zum Verzweifeln.
«Wir müssen uns jetzt hinsetzen und miteinander sprechen über Möglichkeiten», so Drosten. Er kam etwa auf relativ weit entwickelte Impfstoffe zu sprechen, die für das alte Sars-Virus ausprobiert worden seien. Generell seien all das aber schwierige Entscheidungen.
Im Alltag in Berlin beobachte er immer noch einen «ziemlich sorglosen» Umgang vieler Menschen mit der Pandemie, sagte Drosten. Er sehe weiterhin zum Beispiel Leute vor Kneipen sitzen. Das solle «jetzt mal langsam aufhören», appellierte der Wissenschaftler. Wenn er Verdrängungsmechanismen ausschalte und anfange zu rechnen, müsse er anerkennen, dass es schlimm kommen werde. Das gelte es zu verhindern.
Bei der Suche nach einem wirksam vor der Erkrankung Covid-19 schützenden Impfstoff setzen Forscher auf biotechnologische Verfahren. Dabei wird nicht wie üblicherweise das Virus selbst zur Herstellung eines Impfstoffes benötigt, sondern lediglich seine genetische Information. Das soll zumindest die Zeit verkürzen, die es braucht, um einen Impfstoffkandidaten für die Prüfung in klinischen Studien bereitzustellen.
In der genetischen Information steckt alles, was das Virus für die Herstellung seiner einzelnen Bestandteile - und damit für seine eigene Vermehrung - braucht. Das umfasst auch diejenigen Bestandteile, auf die der Körper bei einer Impfung mit der Bildung von Antikörpern und anderen Abwehrstoffen reagiert.
Die Entwicklung eines Impfstoffkandidaten ist allerdings nur der erste Schritt. Richtig mühsam wird es danach: Die Zulassung und klinische Prüfung des Kandidaten sind die Entwicklungsphasen, die am meisten Zeit verschlingen. Nach Versuchen in Zellen und im Tiermodell sowie der toxikologischen Testung wird die Sicherheit eines Impfstoff-Kandidaten zunächst an wenigen Menschen getestet. Dann folgen größere klinische Studien.
In den USA hat bereits ein Freiwilliger testweise einen möglichen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus injiziert bekommen, wie die zum US-Gesundheitsministerium gehörenden National Institutes of Health (NIH) am Montag mitteilten. Insgesamt 45 gesunde Teilnehmer zwischen 18 und 55 Jahren sollen in den kommenden Wochen an dem Sicherheitstest teilnehmen.
Der Impfstoff namens «mRNA-1273» wird gemeinsam mit der privaten Biotechnologie-Firma Moderna entwickelt. Die erste Testphase habe in «Rekordzeit« gestartet werden können, sagte Anthony Fauci, Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten. Der gesamte Prozess der Entwicklung werde aber voraussichtlich mindestens ein bis anderthalb Jahre dauern.