Problematische Anhäufung von Zellschrott in Nervenzellen
Forschungsteam klärt Funktion eines Proteins auf, das bei einer speziellen Demenz fehlreguliert ist
© Markus Damme
Seit einigen Jahren ist bekannt, dass es unterschiedliche genetische Varianten gibt, die für das Protein TMEM106B kodieren. „Je nachdem, welche Genvariante man besitzt, hat man ein höheres Risiko an FTLD zu erkranken oder ein geringeres Risiko. Bislang ist aber nicht bekannt, was diese Varianten im Detail bewirken“, erklärt Dr. Markus Damme, der seit 2013 am Biochemischen Institut der Medizinischen Fakultät an der CAU forscht und lehrt. Forschungsschwerpunkt seiner Arbeitsgruppe ist die Charakterisierung von lysosomalen Proteinen. Lysosomen sind kleine Bläschen in der Zelle und für den Abbau und Abtransport von Zellbestandteilen zuständig. Sie fungieren quasi als Recyclingsystem. „Ziel unserer Forschung ist es, die Funktion der lysosomalen Membranproteine zu klären, insbesondere solcher, deren Fehlfunktion zu Krankheiten oder Neurodegeneration führt.“ Hierzu gehört auch das Protein TMEM106B.
Gestörter Transport von Lysosomen
Um einen Einblick in die zellulären Prozesse zu bekommen, die von dem Protein TMEM160B abhängen, wurden gentechnisch Mäuse erzeugt, denen das Protein fehlte. Beim Vergleich dieser Knockout-Mäuse mit unveränderten Mäusen kam heraus, dass es offensichtlich eine wichtige Funktion beim Transport der Lysosomen in einer Zelle hat. Damme: „Die Lysosomen müssen in Nervenzellen dorthin transportiert werden, wo zellulärer Schrott abgebaut werden muss. Das ist in Nervenzellen besonders kompliziert, da sie lange Zellausläufer, sogenannte Axone, besitzen. Die Lysosomen müssen in den Zellausläufern aktiv transportiert werden. Und bei diesem Transport spielt TMEM106B eine wichtige Rolle.“ Fehlt das Protein, wird weniger „Zellschrott“ abgebaut und sammelt sich an. Dies könnte erklären, so Damme, warum Veränderungen im TMEM106B-Gen die frontotemporale Demenz beeinflussen. Denn es sei bekannt, dass Demenzerkrankungen durch zunehmende Anhäufung von Zellschrott verursacht werden. Eine weitere Beobachtung war, dass diese neurologischen Veränderungen auch motorische Auffälligkeiten nach sich zogen. Um Rückschlüsse auf die Situation beim Menschen zu ziehen, sind laut Damme weitere Untersuchungen notwendig.