Potentielle Stellschraube für wirksamere Krebs-Immuntherapien

31.01.2020 - Deutschland

Wissenschaftlern der Biomedical Research Foundation der Akademie Athen (Griechenland), des Instituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) ist es gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam gelungen, in Laborversuchen einen bislang unbekannten Mechanismus nachzuweisen, der die Wirksamkeit von Krebs-Immuntherapien beeinflussen könnte.

Im Mittelpunkt steht der Botenstoff Interleukin-33 (IL-33). Wird die Produktion von IL-33 in regulatorischen T-Zellen im Tumor und in der unmittelbaren Tumorumgebung unterbunden, verringert sich das Tumorwachstum und Immuntherapien zeigen in experimentellen Modellen eine erhöhte Wirksamkeit. Das Verständnis des Mechanismus könnte einen Ansatz zur Entwicklung neuer immuntherapeutischer Ansätze bieten.

Trotz beeindruckender klinischer Erfolge sind Immuntherapien gegen Krebs bei vielen Patienten unwirksam. Hierbei spielen regulatorische T-Zellen, so genannte Tregs, die eine gegen den Tumor gerichtete Immunantwort hemmen können, eine wichtige Rolle. Wissenschaftler der Biomedical Research Foundation der Akademie Athen, des Instituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) konnten nun zeigen, dass ein in den Tregs vorkommender spezieller Botenstoff – Interleukin-33 – eine mögliche Stellschraube für die Funktion der Zellen und für eine künftige bessere Wirksamkeit von Immuntherapien ist.

Regulatorische T-Zellen reichern sich in besonderem Maße im Tumor und in der Tumorumgebung an. Sie üben eine anti-entzündliche Aufgabe aus, indem sie das Immunsystem beruhigen. Diese eigentlich positive Eigenschaft zur Verhinderung überschießender Immunreaktionen ist im Tumor und der direkten Tumorumgebung jedoch kontraproduktiv: Hier sollte das Immunsystem hoch aktiv sein, um den Tumor zu bekämpfen. Die übermäßig vorhandenen Tregs fördern das Tumorwachstum und behindern in vielen Fällen die Wirksamkeit eine Tumor-Immuntherapie.

Regulatorische T-Zellen im Tumor und der unmittelbaren Tumorumgebung weisen im Unterschied zu Tregs in anderen Körperregionen einen besonders hohen Gehalt an dem Botenstoff Interleukin-33 (IL-33) auf. Wie die Forscher nun anhand von unterschiedlichen experimentellen Modellen zeigen konnten, verringert eine Blockade der IL-33-Produktion die hemmenden Eigenschaften der Tregs und führt so zu einem Rückgang des Tumorwachstums und zu einer besseren Wirksamkeit von Immuntherapien. Wichtig für die veränderte Funktion der Tregs dürfte die mit dem Fehlen von IL-33 verbundene vermehrte Bildung des Proteins Interferon-Gamma sein, das immunstimulierende Eigenschaften aufweist.

Der Botenstoff IL-33 könnte also möglicherweise einen Ansatzpunkt bieten, an dem sich die Tregs im Tumor gezielt angreifen und in ihrer Funktionalität verändern lassen. Ein weniger zielgerichteter Angriff auf alle im Körper vorhandenen Tregs kann hingegen zu lebensbedrohlichen Autoimmunreaktionen führen. IL-33 ist somit ein mögliches Ziel, auf das sich künftige Therapien richten könnten, um den Kampf des Immunsystems gegen eine Krebserkrankung zu befördern.

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