Hilft Mundschutz gegen das neuartige Coronavirus?
(dpa) Die Masken über Mund und Nase kannte man hierzulande bisher vorrangig vom Zahnarzt oder aus dem Operationssaal. Jetzt verschafft die noch mit vielen offenen Fragen verbundene Lungenkrankheit aus China dem Mundschutz neue Aufmerksamkeit.
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Viele Apotheken berichteten von verstärkter Nachfrage nach Masken wegen des neuartigen Virus, sagte eine Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) - noch bevor in der Nacht zum Dienstag der erste bestätigte Fall bundesweit in Bayern bekannt wurde. In dem Bundesland heißt es jetzt, in einzelnen Apotheken seien Atemschutzmasken ausverkauft. Neben der Grippe, die übrigens ebenfalls tödlich enden kann, geht in Deutschland aktuell offenbar auch Angst vor dem Erreger aus China um.
Eine Notwendigkeit, sich hier selbst vor einer Ansteckung zu schützen, sieht der Mediziner Bernd Salzberger vom Universitätsklinikum Regensburg auch nach dem ersten Fall nicht: «Persönlicher Schutz ist im Augenblick vollkommen unsinnig», sagte der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie der dpa. Die Gesundheitsbehörden kümmerten sich «hervorragend», darauf könnten sich Bürger verlassen.
Die Behörden achten darauf, mögliche Fälle früh zu erkennen, sie zu isolieren und Hygienemaßnahmen zu treffen, um eine Weiterverbreitung zu verhindern.
Sogenannte chirurgische Gesichtsmasken seien eigentlich nicht zum Schutz vor Ansteckungen gemacht, erläutert Salzberger. Vielmehr sollen sie dafür sorgen, dass aus dem Atemtrakt von Chirurgen keine möglicherweise infektiösen Tröpfchen in das Operationsgebiet gelangen. Es mache Sinn, zum Beispiel als Grippekranker eine Maske zum Schutz anderer Menschen zu tragen. «Aber der Schutz vor einer Infektion von außen ist sehr, sehr schlecht damit», sagte Salzberger. Die Wirkung sei nicht besser als mit einem Schal vor Mund und Nase.
Von den aktuellen Bildern aus China dürfe man sich nicht täuschen lassen: Dort würden Masken sowieso sehr häufig getragen, vor allem wegen der Luftverschmutzung, so Salzberger. Der Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin, Lars Schaade, verwies kürzlich auch darauf, dass es in Asien «in gewisser Weise ein Akt der Höflichkeit» sei, als Kranker einen Mundschutz aufzusetzen, um weniger Erreger zu verbreiten.
Im Zuge der Sars-Epidemie 2002/2003 hätten einige Studien für sogenannte FFP3-Masken einen schützenden Effekt nahelegen wollen, sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Charité, Christoph Drosten. «Das waren aber keine normalen Masken, wie man sie in Asien auf der Straße sieht oder bei uns im OP, sondern spezielle Feinpartikelmasken.» Mit solchen Masken könne man im Alltag nicht lange herumlaufen. «Wogegen die normalen Masken schützen, ist vielleicht der häufige Griff an Mund und Nase - also die Schmierinfektion», betonte Drosten.
Wie Salzberger sagt, wird die Lungenkrankheit wohl vor allen Dingen durch Tröpfchen übertragen. Zum Beispiel, wenn einem jemand in einer Entfernung von unter zwei Meter etwas entgegenblase - mit lautem Sprechen, Rufen oder Husten. «Das kann man nicht durch so eine Atemmaske vermeiden.»
Das RKI rät zum Schutz vor einer Ansteckung «ganz besonders in Regionen mit Erkrankungsfällen durch das neuartige Coronavirus» zu guter Händehygiene, «Husten- und Nies-Etikette» sowie Abstandhalten zu Erkrankten. Diese Schritte seien aber auch wegen der Grippewelle «überall und jederzeit angeraten».
Das Institut schätzt, dass mit einem Import «von einzelnen Fällen» nach Deutschland gerechnet werden müsse. «Auch einzelne Übertragungen in Deutschland sind möglich», heißt es seit Dienstag. Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung bleibe «derzeit weiterhin gering».