Waschmaschinen-Flora: Die Stinker sitzen im Bullauge
Hochschule Furtwangen
„An welchen Stellen einer Maschine kommen welche Bakterien vor? Und welche Faktoren steuern diese Zusammensetzung? Das waren unsere Ausgangsfragen“, erläutert Studienleiter Prof. Dr. Markus Egert, der an der Hochschule Furtwangen am Campus Schwenningen Mikrobiologie und Hygiene lehrt. Mikroorganismen in der Waschmaschine können zwar gerade für Immungeschwächte auch ein gewisses Gesundheitsrisiko darstellen, im häuslichen Alltag sind aber eher andere Phänomene spürbar, wie muffiger Maschinen- und Wäschegeruch.
In der Studie wurden 50 Proben aus 13 Haushaltswaschmaschinen aus dem Großraum Villingen-Schwenningen und Waldshut-Tiengen mit molekularbiologischen Methoden auf die Zusammensetzung ihrer Bakteriengemeinschaft hin untersucht. Beprobt wurden jeweils die Einspülkammer, die Bullaugendichtung, der Pumpensumpfbehälter und Wäschefasern aus einer Testwäsche in der jeweiligen Maschine. Die Nutzer der Maschinen wurden zu ihrem Waschverhalten befragt.
In 13 Maschinen wurden 229 verschiedene Arten von Bakterien identifiziert. Zwischen 30 und 60% der zehn am häufigsten gefundenen Arten pro Probenahmestelle wurden als potentiell krankmachend eingestuft. An jeder Probenahmestelle fand sich eine eigene, typische Gemeinschaft. Generell dominierten Wasserbakterien, auf den Wäschefasern auch typische Hautbakterien. Die höchste Vielfalt von Bakterien zeigte die Einspülkammer.
Das als Ursache von schlechtem Geruch bekannte Bakterium Moraxella osloensis wurde in 9 von 13 Bullaugendichtungen gefunden. Hier zeigte es mit 12,5% auch seine höchste relative Häufigkeit. „Moraxella osloensis ist hart im Nehmen und hält die stark wechselnden Umweltbedingungen in der Bullaugendichtung anscheinend bestens aus. Um Wäsche- und Maschinengeruch vorzubeugen, sollte die Dichtung deshalb regelmäßig gereinigt und die Maschine zum Trocknen offen gelassen werden“, erklärt Egert.
Das Nutzerverhalten zeigte nur in einem Punkt einen signifikanten Zusammenhang mit der Waschmaschinenflora. Eine höhere Anzahl von heißen Waschgängen pro Monat führt wohl zu einer größeren bakteriellen Vielfalt in der Einspülkammer. „Waschen bei 60°C und heißer ist für die Wäschehygiene nach wie vor das Beste. Wärmeabstrahlung an andere Stellen der Maschine kann dort aber vielleicht das Keimwachstum fördern. Hier sind weitere Studien nötig. Die Waschmaschine hält sicherlich noch viele mikrobiologische Überraschungen bereit“, so Egert.
Originalveröffentlichung
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Biotechnologie, Pharma und Life Sciences bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.