Start-up geht Zecken an den Kragen
Norden Vaccines will Impfstoff gegen Zecken entwickeln
Michael Hust/TU Braunschweig
Ein Impfstoff gegen die Zecke selbst statt diverser Mittel gegen die Vielzahl von Erregern
Zecken sind Spinnentiere, die während ihres komplexen Lebenszyklus Blut unterschiedlicher Tierarten aufnehmen. Dabei können sie zahlreiche Infektionserkrankungen übertragen. Am bekanntesten sind die durch Bakterien verursachte Borreliose und die durch Viren verursachte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Weitere Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden, sind zum Beispiel das Rocky-Mountain Fleckfieber, das Krim-Kongo-Fieber, die Tularämie (Hasenpest) oder durch Parasiten übertragene Krankheiten wie Babesiose. Eine Herstellung von Impfstoffen gegen alle dieser Krankheiten wäre nicht praktikabel.
Doch es gibt eine andere Möglichkeit, den Folgen eines Zeckenbisses zu entgehen. Denn erst bei der Blutaufnahme kann es zur Übertragung von zahlreichen Infektionserkrankungen kommen. Nach dem Biss benötigt die Zecke 24 bis 36 Stunden, bis sie das Blut aufnehmen kann. In der Zwischenzeit kämpft sie gegen das Immunsystem und die Blutgerinnung des Wirts. Deshalb wollen die Braunschweiger einen Impfstoff gegen das Tier selbst als Überträger der Krankheit entwickeln. Bestimmte Proteine im Speichel der Zecke verhindern zum Beispiel die Blutgerinnung oder den Juckreiz an der Bissstelle. Die Wissenschaftler wollen nun einen Impfstoff entwickeln und testen, der zu einer Immunantwort führt, um diese Proteine im Zeckenspeichel zu erkennen und zu neutralisieren.
Der lange Weg vom Forschungsergebnis zum Medikament
Das entsprechende Forschungsprojekt an der Abteilung Biotechnologie der Technischen Universität Braunschweig wird derzeit mit Go-BIO Fördermitteln von mehr als zwei Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt. Das hochkompetitive Go-BIO Programm fördert explizit die Ausgründung von Firmen für die Weiterentwicklung von Forschungsergebnissen zu konkreten Medikamenten.
Die aktuellen wissenschaftlichen Fortschritte haben das Gründerteam nun zum nächsten Schritt veranlasst, um die praktische Herstellung des Impfstoffes angehen zu können.
Stimmen zur Gründung
"Die anstehenden Arbeiten bis zur Klinischen Prüfung sind an einer Universität allein nicht mehr zu leisten, deshalb sind wir für den Gewinn des Go-BIO-Wettbewerbs sehr dankbar, der uns die weitere praktische Umsetzung unserer Ideen in einem Start-up ermöglicht", meint Geschäftsführer Dr. Karsten Fischer.
Mitgründer Dr. Leander Grode von der VPM GmbH kommentiert: "Wir freuen uns sehr, bereits in dieser frühen Phase des vielversprechenden Projektes eingebunden zu sein. Von der Qualität der Forschungsergebnisse sind wir beeindruckt und glauben fest an den Erfolg des künftigen Produktes."
"Wir im Norden ‚können‘ weltweit ausstrahlende Biotech-Hochtechnologie - das möchten wir auch mit dem Namen ausdrücken", kommentierte Mitgründer Professor Michael Hust von der TU Braunschweig.
Mitgründer Professor Stefan Dübel, Leiter der Abteilung Biotechnologie an der Universität, bemerkt: "Der Biotechnologie-Standort Braunschweig wächst wieder signifikant, und die langjährige Förderung des Technologietransfers an der TU Braunschweig trägt Früchte."
Professor Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung am Science Campus Braunschweig-Süd, an dem sich das Start-up angesiedelt hat, meint: "Wir freuen uns sehr, dass sich die Norden Vaccines GmbH für Braunschweig entschieden hat - diese Neugründung stärkt unseren Standort als Hotspot der Infektionsforschung in Deutschland und eröffnet uns vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit und zum Austausch von Know-how in der Impfstoffforschung.“
Gerold Leppa, Wirtschaftsdezernent der Stadt Braunschweig: „Diese erneute Ausgründung eines Start-ups aus der TU Braunschweig heraus zeigt, dass der Wissens- und Technologietransfer in Braunschweig sehr gut funktioniert. Sie zeigt auch: Der Standort Braunschweig ist neben der vielbeachteten Mobilitätsforschung auch in anderen Fachrichtungen Spitze. Insbesondere die Biotechnologie hat durch den Science Campus Braunschweig Süd an Stärke gewonnen und birgt großes Potenzial für den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Braunschweig. Mitgründer Prof. Stefan Dübel setzt sich seit Jahren mit großem persönlichen Engagement für die Übertragung von Forschungsergebnissen in die Wirtschaft ein und hat sich große Verdienste um den Standort Braunschweig erworben.“
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