IQ-Preis für neuen Tuberkulose-Wirkstoff

01.07.2019 - Deutschland

Für die Entdeckung und Entwicklung einer neuen Wirkstoffklasse gegen multiresistente Formen des Tuberkulose-Erregers wurde das Jenaer Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – mit dem Gesamtpreis des 15. IQ Innovationspreis Mitteldeutschland ausgezeichnet. Das Wissenschaftler-Team erhielt die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung am Donnerstagabend in Leipzig.

: Gesamtsieger des IQ Innovationspreis Mitteldeutschland 2019: v.l: Dr. Steffen Wittmann (HAPILA GmbH), Dr. Julia Dreisbach (Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München), Dr. Florian Kloss (Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie), Dr. Uwe Müller (HAPILA GmbH)

„Der neue Wirkstoff gegen multiresistente Formen der Tuberkulose gibt Millionen Menschen weltweit, die von der gefährlichen Infektionskrankheit bedroht sind, eine hoffnungsvolle Perspektive. Gleichzeitig ist seine Entwicklung ein deutschlandweit einzigartiges Gemeinschaftsprojekt von Wissenschaftlern und Unternehmen, das erst durch die öffentliche Finanzierung durch das Bundesforschungsministerium und den Freistaat Thüringen möglich wurde. Dieses Modell könnte zum Vorbild bei der Entwicklung neuer Medikamente besonders für ärmere Regionen der Welt werden“, begründet Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH, die Entscheidung der Jury.

Der Gesamtpreis des IQ Innovationspreis Mitteldeutschland wird gemeinsam von den Industrie- und Handelskammern aus Halle-Dessau, Leipzig und Ostthüringen gesponsert.

Zum Hintergrund der ausgezeichneten Innovation

Tuberkulose ist mit ca. 1,5 Millionen Todesopfern jährlich die weltweit gefährlichste bakterielle Infektionskrankheit. Seit Jahrzehnten wird die Infektion mit einer Kombination aus vier bis sechs Breitband-Antibiotika über mehrere Monate hinweg behandelt. In der Folge sind multiresistente Tuberkulosestämme auf dem Vormarsch, gegen die heute verfügbare Therapien kaum noch wirken.

Eine völlig neue, hochwirksame Substanzklasse für die Tuberkulose-Therapie haben Forscher des Jenaer Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie entdeckt und gemeinsam mit dem Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie dem mittelständischen Pharmahersteller HAPILA GmbH aus Gera entwickelt. Der Wirkstoff BTZ 043 bindet an ein Enzym, das vom Erregerbakterium Mycobacterium tuberculosis zum Aufbau der Zellwand benötigt wird. Durch die Blockade entstehen Löcher in den Zellwänden und der Erreger stirbt ab. Dank des Mechanismus ist BTZ-043 auch gegen hochresistente Formen wirksam und hat – im Gegensatz zu Breitband-Antibiotika – keine negative Wirkung auf andere Bakterien und Keime im Körper. Der patentierte Wirkstoff ist in Tablettenform gegen Hitze und Feuchtigkeit stabil, was Einsatz, Lagerung und Transport in Entwicklungsländern ermöglicht. In wenigen Jahren könnte BTZ 043 eines der herkömmlichen, resistenzbehafteten Antibiotika einer Kombinationstherapie ersetzen und die Behandlungsdauer deutlich verkürzen. Noch 2019 startet eine erste Phase II-Studie, um die Wirksamkeit an Patienten zu belegen.

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