Smartglasses in der Sterilgutversorgung

Abschlussvorstellung eines Leitmarkt.NRW Projekts

05.06.2019 - Deutschland

Wo Operationsbestecke gesäubert und verpackt werden, wird neben vollkommender Reinheit besonders auf Sicherheit und Qualität geachtet. Das Leitmarkt.NRW Projekt »Smartglasses in der Sterilgutversorgung« testete zu diesem Zweck die Einsatztauglichkeit von intelligenten Datenbrillen (Smartglasses) bei der Sterilgutaufbereitung. Jetzt – zum Ende des Projekts – werden die Ergebnisse auf der med.Logistica vorgestellt.

© Dorothea Hensen/Uniklinik Köln

Smartglasses im Einsatz in der Sterilgutversorgung.

Die Zielsetzung des im Mai 2017 gestarteten Projekts war die Erarbeitung und Umsetzung einer Lösung zur umfassenden Unterstützung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bereich der zentralen Sterilgutversorgung für Kliniken und Krankenhäuser. Hierfür wurde ein Informationssystem erstellt, das die Fachkräfte jederzeit und überall mit aktuellen Informationen und konkreten Unterstützungshinweise versorgt. Das System basiert auf Augmented Reality (AR) Technologien, das heißt Interaktionskonzepte der erweiterten Realität, so dass intelligente Datenbrillen zusätzliche Informationen über die Umgebung oder Objekte einblenden. Der große Vorteil dieser Lösung ist, dass Informationen zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle angezeigt werden und beide Hände jederzeit frei für die eigentliche Arbeit sind. Eine Benutzung von Maus, Tastatur und zusätzlichem Bildschirm wird überflüssig.

Das Fraunhofer FIT kümmerte sich primär um die Entwicklung der Interaktionskonzepte. In den iterativen Prozess wurden konsequent Partner aus der Praxis in Nutzertests eingebunden: »Die Einbeziehung der Endbenutzer ist für unsere Arbeit ein sehr entscheidender Bestandteil. Ohne die Rückmeldung der Endbenutzer könnten wir nicht auf ihre speziellen Erfordernisse eingehen und das Produkt wäre am Ende wohl wenig hilfreich«, so Dr. René Reiners, Projektleiter am Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT in Sankt Augustin. Über die gesamte Laufzeit stand somit die Akzeptanz seitens der Nutzer sowie die Aufgabenangemessenheit der entwickelten Lösung im Fokus.

Zum Abschluss des Projekts wurde die finale Lösung, die auf der Microsoft HoloLens basiert, noch einmal in zwei Praxis-Workshops an der Uniklinik Köln und der WolfartKlinik Gräfelfing vorgestellt. Das Feedback war durchweg positiv und das Forschungsteam des Fraunhofer FIT konnten von den Rückmeldungen aus der angewandten Praxis im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen erneut profitieren. Veronika Krauß, die im Rahmen des Projektes für das User-Centered Design verantwortlich war, fasst zusammen: »Oftmals fehlen im Arbeitsalltag einfach Daten aus unterschiedlichen Systemen in gebündelter Form und präsentiert an der richtigen Stelle. Hierfür braucht es eine robuste IT-Infrastruktur, offene Schnittstellen und genaueres Wissen über den Kontext des Mitarbeitenden. Augmented Reality kann hier sinnvoll unterstützen, zum Beispiel bei der Lagerhaltung und Navigation.« Auch gebe es eine Menge an nicht dokumentiertem Prozesswissen, das nicht ohne Weiteres durch eine Software-Lösung ersetzt werden kann. Wie bei allen anderen Neuerungen in gewachsenen Arbeitsumgebungen gelte hier also unbedingt die Frage nach der Sinnhaftigkeit der ausgewählten Technologie im Arbeitskontext zu beantworten, so Krauß weiter.

Einer der großen Erkenntnisgewinne des Projektes ist, dass intelligente Datenbrillen im Kontext der Sterilgutaufbereitung an gewissen Prozessschritten sehr gut unterstützend eingesetzt werden können. Bisher werden Unterstützung bei der Lagerlogistik sowie beim Packen von Sieben angeboten. Überdies können die Mitarbeitenden Schulungsvideos aufnehmen und abspielen.

Für den tatsächlichen Einsatz im beruflichen Alltag müssen allerdings noch die Eignung aktueller und zukünftiger Datenbrillen aufgrund von Datenschutzbestimmungen und einer Zertifizierung der Soft- und Hardware nach medizinischen Bestimmungen diskutiert werden. Derzeit erfüllt noch keine Datenbrille die Anforderungen an Robustheit und Desinfizierbarkeit für den Gebrauch in der Sterilgutversorgung. Das Projekt gibt am Ende auch Hinweise für die Entwicklung zukünftiger Hardware-Designs und Akzeptanzkriterien.

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