Europäisches Start-up-Ökosystem weiter gestärkt
Berlin behauptet zweiten Platz im Städteranking nur knapp
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Trotz des bevorstehenden Brexits konnte Großbritannien seine Spitzenposition innerhalb der europäischen Start-up-Szene behaupten: An britische Start-ups flossen insgesamt 7,2 Milliarden Euro, das sind 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Deutsche Jungunternehmen erhielten 4,6 Milliarden Euro, 7 Prozent mehr als 2017. In Frankreich, das beim Investitionsvolumen den dritten Rang in Europa belegt, stiegen die Start-up-Investitionen sogar um 31 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro.
Im europäischen Städteranking liegt London mit 5,0 Milliarden Euro und einem Zuwachs von 3 Prozent gegenüber 2017 weiterhin auf dem ersten Platz – mit großem Abstand vor den beiden Verfolgern Berlin (2,6 Milliarden Euro) und Paris (2,5 Milliarden Euro). Allerdings droht Paris, die deutsche Hauptstadt zu überholen: Während Berliner Start-ups insgesamt 12 Prozent weniger frisches Kapital erhielten, legten die Investitionen in Paris um 39 Prozent zu. Bei der Zahl der Transaktionen hat die französische Hauptstadt bereits die Nase vorn: Insgesamt 366 Start-up-Investitionen wurden 2018 gezählt, in Berlin waren es 244. London liegt mit 623 Finanzierungen weiterhin vorne.
Auf den Rängen vier und fünf im Ranking nach Investitionssumme liegen München und Stockholm mit 619 bzw. 586 Millionen Euro. Neben Berlin und München kann sich mit Hamburg noch eine dritte deutsche Stadt unter den europäischen Top-10 platzieren – auf Platz 6 (548 Millionen Euro).
Das sind Ergebnisse des Start-up-Barometers der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Die Studie basiert auf einer Analyse der Investitionen in europäische Start-ups. Als Start-ups werden dabei Unternehmen gewertet, die nicht älter als 10 Jahre sind.
„Der Trend zeigt weiter klar nach oben“, beobachtet Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY in Deutschland. „Immer mehr europäische Unternehmen erhalten frisches Kapital. In den meisten großen europäischen Märkten sind die Investitionssummen gestiegen, wodurch das europäische Start-up-Ökosystem weiter gestärkt wurde. Offensichtlich sehen Investoren weiterhin großes Potenzial in diesen Jungunternehmen und ihren Geschäftsideen.“
Besonders augenfällig sei dabei die dynamische Entwicklung in Frankreich, ergänzt Peter Lennartz, Partner bei EY. Und das komme nicht von ungefähr: „Die französische Politik verfolgt das klare Ziel, Frankreich zur Start-up-Nation Nummer eins in Europa zu entwickeln“. Zwar gebe es weniger Mega-Transaktionen, in der Breite sei die Finanzierung von Jungunternehmen aber besser als in Deutschland. Zahlreiche sinnvolle Fördermaßnahmen für junge Gründer wie etwa die unkomplizierte Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen, günstige Kredite vom Staat, massive Steuererleichterungen für Gründer und Investoren oder der Aufbau der „Station F“, dem in Paris angesiedelten Start-up Campus, zeigten, wie ernst Frankreich es mit den Start-ups meint. „Wenn Deutschland nicht aufpasst und nicht noch mehr für Start-ups tut als bisher, werden unsere französischen Nachbarn uns bei der Finanzierung von Jungunternehmen bald überholt haben.“
Starkes zweites Halbjahr
Obwohl sich die Konjunkturaussichten sowohl weltweit als auch in Europa im zweiten Halbjahr 2018 deutlich eingetrübt haben, blieb der Positivtrend ungebrochen: Der europaweite Transaktionswert kletterte in der zweiten Jahreshälfte gegenüber dem ersten Halbjahr um 8 Prozent, die Zahl der Finanzierungen stieg sogar um 11 Prozent. Laut Lennartz ist das Investitionsgeschehen relativ unabhängig vom konjunkturellen Auf und Ab: „Die Art, wie wir wirtschaften und leben, verändert sich derzeit mit enormer Geschwindigkeit. Zu den wichtigsten Treibern dieser Veränderungen gehören junge, disruptive Unternehmen mit innovativen Technologien und Geschäftsmodellen. Die Investoren erkennen gerade in Tech-Start-ups, die auch in Deutschland eine immer größere Rolle spielen, großes Potenzial – und sie sind auch bereit und in der Lage, hohe Summen auf deren Erfolg zu setzen“, beobachtet Lennartz. So stieg die Zahl der Finanzierungen mit einem Volumen von 100 Millionen Euro und mehr im Vergleich zum Vorjahr europaweit von 23 auf 24. Davon fanden 12 Transaktionen in Großbritannien statt, 6 in Deutschland – die übrigen Großdeals verteilten sich auf andere europäische Länder.
Britisches Start-up erhält das meiste Geld
Die größte Finanzierung des Jahres erhielt ein britisches Unternehmen: Der Luxus-Onlinehändler FarFetch sammelte bei seinem Börsengang 583 Millionen Euro ein. Auf den Plätzen zwei und drei folgen mit der Gebrauchtwagen-Plattform Auto1 (460 Millionen Euro) und dem Bekleidungs-Start-up About You (264 Millionen Euro) zwei deutsche Start-ups.
„Deutsche Gründer stehen inzwischen durchaus im Fokus nationaler und internationaler Investoren“, sagt Barth. „Die Millionen-Finanzspritze für Auto1 war die größte Risikokapital-Transaktion des vergangenen Jahres in Europa. Und auch im laufenden Jahr gab es bereits mehrere Transaktionen oberhalb der 100-Millionen-Marke. Der Boom hält also an.“
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