Damit die Medizin sich nicht verflüchtigt: Neue Messtechnik erkennt undichte Arzneiflaschen
Das marktreife Verfahren, das sich auf ganz unterschiedliche Gefäße anwenden lässt, wird von der Firma 3S GmbH auf dem saarländischen Forschungsstand der Hannover Messe vorgestellt.
Ausgehend von einer Anfrage aus einem ganz anderen Bereich, nämlich der Automobilindustrie, wurde das grundlegende Verfahren an der Universität des Saarlandes entwickelt. "Wenn ein mit Flüssigkeit gefüllter Neigungssensor, eine wichtige Komponente vieler Alarmanlagen, fehlerhaft hergestellt wurde und winzige Haarrisse aufweist, wird sein Inhalt im Laufe der Zeit verdunsten. Das muss ein Hersteller schon im Produktionsprozess erkennen, bevor der Sensor eingebaut wird" beschreibt Andreas Schütze, Professor für Messtechnik der Universität des Saarlandes, die Herausforderung für die Industrie. Sein Team hat daher ein Verfahren entwickelt, in dem äußerst empfindliche Gassensoren sofort erschnüffeln, wenn nur ein Tausendstel Gramm einer Flüssigkeit aus einem Gefäß entweicht. "Diese Messtechnik kann am Ende der Produktionskette in vielen Bereichen der Industrie installiert werden, so dass dort das entsprechende Produkt überprüft wird, bevor es das Unternehmen verlässt", sagt Schütze.
Im Unterschied zu anderen Prüfverfahren muss die Messkammer weder ein Vakuum erzeugen noch mit erhöhten Temperaturen arbeiten. Das zu untersuchende Produkt wird einfach nur kurz in die Messkammer gelegt, die nicht viel größer als das Objekt sein muss. Dann wird Luft eingeführt, die mögliche Ausdünstungen an den Gassensoren vorbeileitet. Diese erkennen in Sekundenschnelle, ob eine Verpackung dicht oder undicht ist und erlauben somit eine Einzelprüfung der Objekte. Das patentierte Verfahren ist mittlerweile auch auf die Belange von Pharmaunternehmen und der chemischen Industrie zugeschnitten worden und wird dort sowohl für die Entwicklung der Prozesse als auch für die Endkontrolle eingesetzt. "Ein Unternehmen hat die mit Flüssigkeit gefüllten Arzneiflaschen auf Lecks hin untersuchen lassen und setzt unser Verfahren aktuell zur Kontrolle der Dichtheit ein.", erläutert Thorsten Conrad, Geschäftsführer der 3S GmbH, die als eine Ausgründung der Universität die Technologie vermarktet. Er sieht den Vorteil des Verfahrens nicht nur in der erheblich einfacheren Handhabung und der hundertprozentigen Trefferquote der Gassensoren bei der Qualitätskontrolle. "Die Messtechnik erspart den Unternehmen auch die Kosten und den Imageschaden, der entsteht, wenn fehlerhafte Produkte wieder zurückgenommen werden müssen", meint der Saarbrücker Ingenieur.
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