Rippenfellkrebs: Neuer Mechanismus der Ausbreitung entschlüsselt
So ist es in manchen Fällen nötig, zum Beispiel bei der embryonalen Entwicklung oder bei der Wundheilung, dass Zellen, die eigentlich fest an einem Ort verankert sind, wandern können. Dazu wird ein komplexer Veränderungsprozess innerhalb der Zelle eingeleitet, der dies ermöglicht. Er wird als epithelial-mesenchymale Transition (EMT) bezeichnet. Durch die EMT verändern die Zellen ihre Eigenschaften und auch ihr Aussehen. Vormals epitheliale Zellen, also Zellen, die reich an Zellkontakt und daher unbeweglich sind, verwandeln sich in mesenchymale Zellen. Das sind Zellen, denen feste Zellverbindungen fehlen und die daher wandern und sich ausbreiten können.
Michael Grusch, Molekularbiologe am Institut für Krebsforschung und Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien sowie einer der beiden Studienleiter erklärt: „Die EMT spielt eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Metastasen und bei der lokalen Ausbreitung. Gerade bei den aggressiven Formen des Rippenfellkrebses konnten wir sehen, dass die Tumorzellen im Aussehen mesenchymalen Zellen sehr ähnlich sind. Wir haben nun in der Kulturschale untersucht, welche biologischen Signale dazu führen, dass die Krebszellen die Eigenschaften dieser mesenchymalen Zellen annehmen.“
Die Forscher konnten dabei zeigen, dass die EMT beim aggressiven Rippenfellkrebs von definierten Signalen ausgelöst wird. Konkret sind das eine Gruppe von sogenannten Fibroblasten-Wachstumsfaktoren (FGF2) und Epidermale Wachstumsfaktoren (EGF). Diese Signalstoffe binden an Rezeptoren an der Oberfläche der Tumorzelle und leiten das Signal zur Veränderung ans Zellinnere weiter. Karin Schelch, Institut für Krebsforschung der MedUni Wien, Mitglied des CCC und Erstautorin der Studie: „Sind FGF2 und EGF im Spiel, wird die Tumorunterart aggressiver.“
Signalblockade als neuer Behandlungsansatz
In einem weiteren Schritt zeigten die ForscherInnen, dass die Tumorzellen ihre aggressiven Eigenschaften wieder verloren, sobald sie in Kontakt kamen mit Substanzen, die die Wirkung von FGF2 und EGF blockieren. Mir Ali Reza Hoda, Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien und des AKH Wien, Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC) der beiden Institutionen sowie der zweite Studienleiter: „Unsere Ergebnisse tragen dazu bei, die Erkrankung besser zu verstehen. So könnten sich durch die Blockade dieser Signale neue Behandlungsansätze für bestimmte aggressive Formen des Mesothelioms ergeben.“
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