Welchen Weg Protonen in Enzymen nehmen
Erkenntnisse ebnen den Weg zum chemischen Nachbau von Wasserstoff erzeugenden Enzymen
Wie genau bestimmte Algenenzyme Wasserstoff produzieren, war bisher Gegenstand von Spekulationen. Dr. Martin Winkler, Dr. Jifu Duan, Prof. Dr. Eckhard Hofmann und Prof. Dr. Thomas Happe von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) ist es gemeinsam mit Kollegen der Freien Universität Berlin erstmals gelungen, den Weg der Protonen bis ins aktive Zentrum dieser [FeFe]-Hydrogenasen exakt nachzuvollziehen. Das könnte es erlauben, solche effizienten, aber anfälligen Biokatalysatoren chemisch stabiler nachzubauen.

Martin Winkler, Jifu Duan und Thomas Happe (von links) erforschen den Weg, den Protonen in Enzymen nehmen. In der virtuellen Welt können sie den Weg selbst mitgehen.
© RUB, Marquard
Einzigartige Effizienz beruht auf Transportweg
Die Hydrogenasen stellen in ihrem katalytischen Zentrum aus zwei Protonen und zwei Elektronen Wasserstoff her. Die dazu notwendigen Protonen beziehen sie aus dem sie umgebenden Wasser und transportieren sie über verschiedene Zwischenstationen in ihr Inneres. Wie genau der Weg der Protonen durch die Hydrogenase aussieht, war bisher nicht bekannt. „Dieser Transportweg ist ein wesentliches Puzzleteil zum Verständnis des Zusammenwirkens von Kofaktor und Protein, das die einzigartige Effizienz von Biokatalysatoren gegenüber Wasserstoff produzierenden chemischen Komplexen begründet“, erläutert Dr. Martin Winkler, einer der Autoren der Studie aus der Arbeitsgruppe Photobiotechnologie der RUB.
Strukturen von Enzymvarianten aufgeklärt
Um herauszufinden, welche der infrage kommenden Bausteine der Hydrogenase am Protontransport beteiligt sind, tauschten die Forscher sie jeweils einzeln aus. Sie setzten an ihre Stelle testweise eine Aminosäure, die ähnlich funktionierte, und eine funktionslose Aminosäure. So entstanden insgesamt 22 Varianten zweier verschiedener Hydrogenasen. Diese Varianten verglichen die Forscher dann unter verschiedenen Aspekten, so auch ihre spektroskopischen Eigenschaften und ihre Enzymaktivität. „Besonders aufschlussreich waren aber die molekularen Strukturen von zwölf Proteinvarianten, die mit der Röntgenstrukturanalyse aufgeklärt wurden“, so Winkler.
Funktionslose Aminosäuren legen Hydrogenasen still
Je nachdem, an welcher Stelle die Wissenschaftler die Hydrogenase wie verändert hatten, funktionierte die Wasserstoffproduktion nur noch weniger effizient oder gar nicht mehr. „Wir haben so herausgefunden, warum manche Varianten empfindlich in ihrer Enzymaktivität gestört sind und andere wider Erwarten kaum beeinträchtigt sind“, sagt Martin Winkler.
Je näher am katalytischen Zentrum die Aminosäuren ausgetauscht wurden, desto weniger gut konnte die Hydrogenase diese Veränderung kompensieren. Funktionslose Bausteine an empfindlichen Stellen führten zur Stilllegung der Wasserstoffproduktion. „Der so erzeugte Zustand gleicht dem einer Übersättigung durch Protonenstress, bei der sowohl Protonen als auch Wasserstoff in die Hydrogenase eingebracht werden“, erklärt Martin Winkler. „Diesen schon aus Experimenten bekannten, sehr flüchtigen Zustand konnten wir in unserer Arbeit zum ersten Mal stabilisieren und analysieren.“
Wertvolle Grundlageninformationen
Die Studie erlaubt es für die Enzymgruppe der [FeFe]-Hydrogenasen erstmals, die Funktion einzelner Aminosäuren dem Protonentransferpfad zuzuordnen. „Darüber hinaus liefert sie wertvolle Informationen über den molekularen Mechanismus des Protonentransfers durch redox-aktive Proteine und dessen strukturelle Voraussetzungen“, so Thomas Happe.
Originalveröffentlichung
Meistgelesene News
Originalveröffentlichung
Jifu Duan, Moritz Senger, Julian Esselborn, Vera Engelbrecht, Florian Wittkamp, Ulf-Peter Apfel, Eckhard Hofmann, Sven T. Stripp, Thomas Happe, Martin Winkler; "Crystallographic and spectroscopic assignment of the proton transfer pathway in [FeFe]-hydrogenases"; Nature Communications; 2018
Themen
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Mit dem Absenden des Formulars willigen Sie ein, dass Ihnen die LUMITOS AG den oder die oben ausgewählten Newsletter per E-Mail zusendet. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Die Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch die LUMITOS AG erfolgt auf Basis unserer Datenschutzerklärung. LUMITOS darf Sie zum Zwecke der Werbung oder der Markt- und Meinungsforschung per E-Mail kontaktieren. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit ohne Angabe von Gründen gegenüber der LUMITOS AG, Ernst-Augustin-Str. 2, 12489 Berlin oder per E-Mail unter widerruf@lumitos.com mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Zudem ist in jeder E-Mail ein Link zur Abbestellung des entsprechenden Newsletters enthalten.
Meistgelesene News
Weitere News von unseren anderen Portalen
Zuletzt betrachtete Inhalte
BIOTECHNICA zeigt Wachstumsfelder der Biotechnologie auf - Top-Themen: BioServices, Lebensmittel- und Industrielle Biotechnologie

Neue Erkenntnisse über die Gedächtnisbildung bei der Fruchtfliege
Survivin
Sartorius Stedim Biotech und c-LEcta treffen Vertriebsvereinbarung

Möglicher Therapieansatz gegen unheilbaren Blutkrebs - TUM-Forschende entdecken neuen Zell-Mechanismus beim Multiplen Myelom

Wie Moleküle den Embryo vermessen

Wie sich Bakterien an Fasern im Darm festhalten - Zwei verschiedene Bindungen – je nach Strömungsverhältnissen

Stärkesynthese aus Kohlendioxid - Der künstliche Synthese kann Stärke aus CO2 mit einer 8,5-fach höheren Effizienz als die Stärkebiosynthese in Mais produzieren
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ) - Berlin, Deutschland

Toxizitätstest mit Plazenta und Embryo - Embryoschädigende Stoffe bei der Entwicklung von Medikamenten frühzeitig erkennen
