Viele Erkrankungen des Gehirns sind genetisch miteinander verwandt
VSRao, pixabay.com, CC0
Die groß angelegte, internationale Studie des Brainstorm Consortiums, eines Zusammenschlusses mehrerer Arbeitsgruppen der Harvard University und des Massachusetts Institute of Technology, analysierte nun Daten zum Genom von rund 265.000 psychiatrischen und neurologischen Patienten sowie 785.000 gesunden Menschen. Untersucht wurde, ob Erkrankungen mit bestimmten genetischen Merkmalen miteinander zusammenhängen. Für die aktuelle Studie wurden gemeinsame Erbanlagen von fünfzehn neurologischen und zehn psychiatrischen Erkrankungen überprüft. Von der MedUni Wien kam Datenmaterial von Patienten mit Essstörungen aus der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Die Studienautoren setzten drei Schwerpunkte der Untersuchung: So wurden die psychiatrischen und neurologischen Krankheiten als jeweils eigene Gruppe betrachtet und dann im Vergleich zueinander. Das zentrale Ergebnis: Es gibt bei einigen psychiatrischen Erkrankungen große genetische Gemeinsamkeiten, wodurch das Risiko sich erhöht, im Fall einer Krankheit auch an der entsprechend korrelierten zu erkranken. Das gilt für Schizophrenie, depressive Episoden, bipolare Störung, Angststörung und ADHS. Nicht aber für das Tourette-Syndrom und Autismus. Diese wiesen kaum genetische Korrelationen auf. Depression und Angststörung wiederum sind genetisch eng verwandt, auch wenn die Symptome unterschiedlich sind. Dasselbe gilt für Magersucht und Zwangsstörung, sowie für Schizophrenie und bipolare Störung.
Resultat des zweiten Schwerpunktes ist, dass neurologische Erkrankungen sich gemäß der Studie allgemein stärker in ihrer Gruppe voneinander genetisch unterscheiden. Die dritte Schwerpunkts-Analyse zeigte, dass sie sich auch von den psychiatrischen Störungen genetisch unterscheiden, mit Ausnahme der Migräne. Da fanden sich Korrelationen mit ADHS, Tourette-Syndrom und depressiven Episoden. Die Studie zeigte also, dass es bei speziellen genetischen Anlagen zu Überlappungen kommt, wodurch die traditionellen diagnostischen Klassifikationen neuerlich in Frage gestellt werden. Ebenso kann man anhand des Materials erkennen, dass genetisch korrelierende Erkrankungen, zum Beispiel Psychosen, ähnliche Symptome aufweisen, die sowohl bei Schizophrenie als auch bei Alzheimerdemenzen auftreten.
Karwautz erklärt: „Diese Genom-Analyse mit erstmals relevant hohen Fallzahlen ist eine gute Basis für eine Verbesserung der psychiatrischen Klassifikationsmodelle mittels einer neurobiologisch fundierten Diagnostik. Es freut mich als Forscher im Rahmen meiner Arbeit an der MedUni Wien zu dieser weltweiten Anstrengung beitragen zu können“.
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Die Diagnostik ist das Herzstück der modernen Medizin und bildet in der Biotech- und Pharmabranche eine entscheidende Schnittstelle zwischen Forschung und Patientenversorgung. Sie ermöglicht nicht nur die frühzeitige Erkennung und Überwachung von Krankheiten, sondern spielt auch eine zentrale Rolle bei der individualisierten Medizin, indem sie gezielte Therapien basierend auf der genetischen und molekularen Signatur eines Individuums ermöglicht.
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