Morphosys muss Durststrecke überwinden
Erstes eigenes Mittel in Sicht
(dpa-AFX) Das Biotechnologieunternehmen Morphosys leidet unter einer beendeten Kooperation mit dem schweizerischen Pharmakonzern Novartis. Im zweiten Quartal sanken die Erlöse und Ergebnisse des TecDax -Unternehmens. Doch dem Konzern winken neue Einnahmequellen. Mit seinen Medikamentenkandidaten sieht Chef Simon Moroney sein Unternehmen "hervorragend positioniert", wie er am Donnerstag sagte.
Im zweiten Quartal sank der Umsatz wegen der ausgelaufenen Kooperation mit Novartis um fast ein Drittel auf 8,1 Millionen Euro. Experten hatten hier mit noch deutlich weniger gerechnet. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs der Verlust um mehr als die Hälfte auf 24,1 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Minus von 23,5 Millionen Euro.
Optimistisch stimmt Moroney und seinen Finanzchef Jens Holstein vor allem die Aussichten auf eine baldige Vermarktung des Antikörpers Mor208. Dies wäre das erste hauseigene Medikament des Unternehmens. Die Bayern hoffen, mit dem Mittel, das aktuell noch an Blutkrebspatienten getestet wird, in zwei Jahren auf dem US-Markt sein zu können. Ein Zulassungsantrag werde für Ende 2019 ins Auge gefasst, sagte Holstein in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Die US-Medikamentenbehörde FDA hatte dem Mittel bereits den vielversprechenden Status "Therapiedurchbruch" verliehen, womit Mor208 Aussicht auf eine beschleunigte Zulassung hat. Wann ein entsprechender Antrag für Mor208 in Europa gestellt werde, sei noch nicht entschieden, sagte Moroney am Donnerstag auf einer Analystenkonferenz anlässlich der Quartalszahlen.
Inzwischen hat Morphosys erste Schritte für die künftige Vermarktung des Mittels unternommen und in den USA eine eigene Gesellschaft gegründet. Bis 2020 soll in den USA ein Team von 80 bis 110 Mitarbeitern für die Vermarktung von Mor208 aufgebaut werden. Damit steigen allerdings auch die Kosten des Konzerns. Dies dürfte sich aber erst wesentlich ab 2020 niederschlagen, so der Finanzvorstand.
Ohnehin hatte Morphosys bereits wegen seiner gut gefüllten Medikamentenpipeline, die eine intensivierte Forschung notwendig macht, auf höhere Kosten eingestellt. Dies geht zunächst zulasten der Gewinne.
Erst kürzlich hatte Morphosys eine neue Zusammenarbeit mit Novartis besiegelt. Gemeinsam wollen die Unternehmen an einem Neurodermitis-Wirkstoff forschen. Das bringt Morphosys und seinem Entwicklungspartner Galapagos Meilensteinzahlungen in Höhe von 90 Millionen Euro. Der Konzern erhöhte deshalb seine Prognose für das Gesamtjahr. Diese Ziele wurden nun bestätigt. Demnach wird der Umsatz bei 67 bis 72 Millionen Euro liegen und das Ebit soll minus 55 bis minus 65 Millionen Euro betragen.
Die Morphosys-Aktie war nach der Bekanntgabe der Novartis-Kooperation auf ein 18-Jahreshoch gestiegen. Am Donnerstag jedoch schauten die Anleger zunächst nur auf den ausgeweiteten Verlust: Das Papier stand am Nachmittag mit rund 5 Prozent im Minus bei 108,80 Euro.
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