Neues Verfahren misst Immunantwort innerhalb von Minuten
Stoyan Dimitrov
T-Lymphozyten wie auch B-Lymphozyten werden vom Körper eingesetzt, um Krankheitserreger zu bekämpfen. Um zu kontrollieren, wie gut die Immunantwort funktioniert, können beispielsweise die von den B-Lymphozyten produzierten und ins Blut ausgeschütteten Antikörper gemessen werden. Für die Bekämpfung vieler Infektionen ist jedoch eine gute T-Zell-Antwort wichtig; auch neue Krebs-Immuntherapien basieren häufiger auf einer T-Zell-basierten Immunantwort, bei der abnormale Körperzellen erkannt und getötet werden. Die bislang verwendeten Methoden zur Überprüfung dieser T-Zellreaktionen sind technisch kompliziert und aufwändig, sie werden deshalb nur begrenzt in Forschung und täglicher Patientenversorgung angewendet.
„Dies könne sich mit dem neuen Verfahren ändern“, sagt Dr. Stoyan Dimitrov, Erstautor der Studie. Die Methode erkenne innerhalb von Minuten die gesuchten T-Lymphozyten, indem sie strukturelle Veränderungen der sogenannten Integrine identifizieren, bestimmter Moleküle an der Zelloberfläche der T-Zellen. „Unsere Methode könnte in hohem Maße die derzeit verwendeten Techniken zur Messung funktioneller T-Zellen ersetzen. Sie ist darüber hinaus viel schneller und einfacher durchzuführen", erklärt Dimitrov. Man habe den Test bereits in einer Studie zur Rolle des Schlafs bei der Immunantwort gegen chronische Infektion mit dem Cytomegalievirus eingesetzt sowie in einer Studie zur Verbesserung der Gelbfieberimpfung, sagt Jan Born.
Bei vielen Infektionen wie Malaria, HIV, Tuberkulose, Herpes und Hepatitis spielen T-Lymphozyten eine Schlüsselrolle. „Doch nur bei Tuberkulose wird die zellvermittelte Immunität derzeit in der Klinik routinemäßig untersucht", sagt Tanja Lange. „Unser neues Verfahren kann breit eingesetzt werden", ergänzt die Wissenschaftlerin PD Dr. Cécile Gouttefangeas. „Es eignet sich auch zur schnelleren und präziseren Überwachung von T-Zell-Immunantworten bei Krebspatienten, um so die Wirksamkeit von neuartigen Immuntherapien zu überprüfen, beispielsweise experimentelle Krebsimpfstoffe oder sogenannte Checkpoint-Blockaden.“ „Zudem könnten mit der Methode effektive tumorabwehrende T-Zellen isoliert, vermehrt und dann im Rahmen eines Zelltransfers als Krebstherapie eingesetzt werden“, sagt Hans-Georg Rammensee.
Originalveröffentlichung
Stoyan Dimitrov, Cécile Gouttefangeas, Luciana Besedovsky, Anja T.R. Jensen, P. Anoop Chan-dran, Elisa Rusch, Ramona Businger, Michael Schindler, Tanja Lange, Jan Born, and Hans-Georg Rammensee; "Activated integrins identify functional antigen-specific CD8+ T cells within minutes af-ter antigen stimulation"; PNAS; 2018