China ist der am stärksten wachsende Biotechmarkt der Welt und derzeit bereits auf dem 5. Platz

26.03.2010 - China

Im Zuge einer umfassenden Analyse weltweiter Biotechnologieunternehmen hat Novumed Life Science Consulting kürzlich eine exklusive Studie zu therapeutischen Biotechnologieunternehmen in sieben Ländern der Asien-Pazifik Region durchgeführt. China steht dabei momentan weltweit auf Platz fünf der größten Biotechstandorte hinter den USA, Großbritannien, Deutschland und Australien. In den vergangenen Jahren haben staatliche Anreize, geringe Lohnkosten und gut ausgebildetes Personal eine Zunahme an kleinen innovativen Biotechnologiefirmen ausgelöst; China entwickelt sich mit großen Schritten vom Produktions- zum Innovationsstandort. Vor allem aus zwei Gründen gilt China schon lange als attraktiver Pharmamarkt. Erstens stellt die Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen ein immenses Kaufpotenzial dar, wobei besonders die aufstrebende Mittelklasse über die nötige Kaufkraft verfügt, um sich westliche Medikamente leisten zu können. Zweitens machen die geringen Lohnkosten das Outsourcing von Produktion, Forschung oder Dienstleistungen sehr attraktiv. Schon lange bieten chinesische CROs (contract research organisations) diverse Dienstleistungen von der kombinatorischen Chemie, dem High-Throughput-Screening bis hin zu präklinischen Tests an. Aber wie steht es um die Innovationskraft der chinesischen Wissenschaft? In einer exklusiven Biotechnologiestudie analysierte ein neunköpfiges Team der Novumed Life Science Consulting über 4.470 asiatische Biotechnologiefirmen. Der Fokus lag dabei auf kleinen Unternehmen mit weniger als 600 Mitarbeitern und eigener Medikamentenentwicklung. Nicht betrachtet wurden Unternehmen, die ausschließlich pharmazeutische Dienstleistungen oder Diagnostika anbieten und nur innovative Unternehmen, die eigene Therapeutika entwickeln wurden beschrieben. Die Novumedberater mussten mehrere Hearusforderungen meistern, da es vergleichsweise wenige und ungenaue Quellen gibt. Zudem waren die Informationen auf Firmenwebseiten unzureichend, oftmals falsch oder nur auf chinesich verfügbar. Novumed setzte daher chinesischsprachige Analysten ein und führte viele Nachforschungen direkt vor Ort in China durch. Durch direkte Gespräche mit vielen Unternehmen wurden Informationen zur Unternehmensgröße, Finanzierung und detailliertem Status der R&D Pipeline gesammelt, welche ein in diesem Detail bislang einzigartiges Bild der chinesischen Biotechlandschaft zeichnen. In Asien folgt China bei der Gesamtzahl der durchgeführten Forschungsprojekte hinter Australien auf dem zweiten Platz und verweist dabei andere asiatische Länder, wie Korea und Japan auf die hinteren Plätze. Darüber hinaus ist eine Großzahl chinesischer R&D Projekte in fortgeschrittenem Stadium. Mehr als die Hälfte der Projekte sind bereits in klinischer- oder der Zulassungsphase. Der Fokus der chinesischen Medikamentenentwicklung liegt derzeit auf Infektionskrankheiten. Insgesamt stellen Small Molecules die Mehrheit der pharmazeutischen Wirkstoffe dar, wobei die Zahl der biologisch hergestellten Medikamente stetig zunimmt. Die kompetitive Positionierung Chinas ist das Resultat mehrerer Faktoren, von denen einer der wichtigsten die großzügige staatliche Finanzierung ist. „Die chinesische Regierung investiert sehr stark in die High-Tech Parks und fördert zudem Biotech Start-Ups“, wie Gina Jiang vom Pharma und Biotech Center Peking Novumed bei einem Treffen in Shanghai mitteilte. Heute gibt es in China etwa 50 so genannte Freihandelszonen oder High-Tech Parks, von denen fünf speziell auf Life Science spezialisiert sind. Diese Parks bieten neuen Unternehmen Räumlichkeiten und die nötige Infrastruktur um schnell operativ zu werden. In Kombination mit der großzügigen Finanzierung durch die chinesische Regierung wurde so die Grundlage für eine schnell wachsende Biotechnologieindustie geschaffen. Der Anteil chinesischer Unternehmen aus sämtlichen Industrien stieg im Fortune 500 Ranking von 36 Unternehmen im Jahre 2008 auf 57 im Folgejahr. Dies ist der beeindruckende Beweis für die stark steigendende Bedeutung der chinesischen Unternehmen in der Weltwirtschaft. Mit einiger Verzögerung ist diese Entwicklung nun auch in der Biotechnologie erkennbar. Nationale wie internationale Investoren strömen zu Konferenzen und Partneringforen um in vielversprechende chinesische Biotech-Newcomer zu investieren. Gepaart mit den staatlichen Finanzierungsmöglichkeiten bildet sich eine solider Strom an frischem Geld der den kleinen Biotechnologieunternehmen ein attraktives Umfeld bietet. Die chinesische Biotechnologie erscheint zudem auch preislich sehr attraktiv. „Man kann fünf Unternehmen in China zum Preis von einem in Europa finanzieren“, meint Peter Bissinger, Partner bei Innovis Investments. „Das nenne ich gutes Risikomanagement“, so Bissinger weiter. Ein wichtiger Faktor, der die Innovation in China vorantreibt, sind die gut ausgebildeten chinesischen Forscher, die oft im Westen ausgebildet wurden und dort oft bereits Praxiserfahrung gesammelt haben. Nicolas Milonas, CEO von China Acropolis Recruitment, meinte gegenüber Novumed „eine große Zahl an Chinesen kommt nun wieder zurück aus den USA und der EU. Diese Leute sind talentiert, gut ausgebildet und werden die Produktivität und Qualität der hiesigen Unternehmen verbessern.“ Diese Kombination aus staatlicher Infrastruktur, privater Finanzierung und gut geschultem Personal sind ideale Bedingungen um sich zu einem bedeutenden Pharma-Hotspot zu entwickeln. Große westliche Pharmafirmen haben bereits reagiert und sind stark in China vertreten. Allein Bayer hat mehr als 30 Verkaufsbüros und Produktionswerke im Lande wie Liam Condon, geschäftsführender Direktor der Bayer Health Care China Novumed auf einem Meeting im Zhangjiang High-Tech Park erläuterte. „China ist inzwischen der weltweit drittgrößte Markt für den Bayer-Konzern und wir fragen nicht ob China unsere Nummer eins werden kann, sondern wann das passieren wird.“ Bei aller Euphorie gibt es jedoch noch viele Herausforderungen für ausländische Investoren, um in China erfolgreich zu sein. Obwohl viele aussichtsreiche Unternehmen identifiziert werden konnten, so gab es auch einige Firmen die weder ein solides Geschäftskonzept noch eine schlüssige Strategie präsentieren konnten. Die Unterschiede zwischen einzelnen Firmen waren in Anbetracht der ähnlich umfangreichen staatlichen Förderung sehr überraschend. Zudem bleiben patentrechtliche Fragen und der Schutz geistigen Eigentums in China immer noch verbesserungsfähig. Eine grosse Herausforderung sind auch nach wie vor die Übernahmen chinesicher Unternehmen. Diese befürfen teilweise immer noch staatlicher Bewilligung und es gibt viele Beispiele, in denen der Verkauf oder ein Investment von der Regierung erfolgreich verhindert oder langjährig verzögert wurde. Ohne Zweifel hat China jedoch ein besonders großes Potenzial als Biotechnologiemarkt. Gerald Chan, der Mitbegründer der Morningside Group, einer Hong Kong basierten Investmentfirma, meinte zu Novumed in Shanghai: „Die biopharmazeutische Industrie in China hat sich mit einer nie dagewesenen Geschwindigkeit entwickelt. Diese ist weltweit beispiellos und wird sich vermutlich auch in diesem Maße nicht noch einmal wiederholen. Es ist wahrlich einer der aufregendsten Märkte überhaupt.“

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