Springen oder nicht springen: Was sich im Gehirn vor einem Bungee-Sprung abspielt
Erstmals „Bereitschaftspotential“ vor einem Bungee-Sprung aus 192 Metern Höhe gemessen
Surjo R. Soekadar
Surjo R. Soekadar
Das Bereitschaftspotential wurde erstmals 1964 von Hans-Helmut Kornhuber und Lüder Deecke beschrieben, die hierzu unter strengen Laborbedingungen die Hirnströme eines Probanden über hunderte von Fingerbewegungen maßen. Trotz zahlreicher Studien wurde es bisher nie in lebensnahen Situation gemessen: Da die Spannungsverschiebung im Bereich von lediglich einigen wenigen Millionstel-Volt liegt, galten nur Messungen unter Laborbedingungen als möglich.
Insbesondere für die Weiterentwicklung alltagstauglicher Gehirn-Maschine Schnittstellen wollten die Forscher jedoch herausfinden, ob das Bereitschaftspotential auch in Alltagsumgebungen messbar ist. Zudem interessierte sie, ob die für eine Handlung nötige Willenskraft Einfluss auf die Ausprägung des Bereitschaftspotentials hat. Für die Studie erklärten sich zwei semi-professionelle Klippenspringer bereit, ihre Hirnströme vor Bungee-Sprüngen von der 192-Meter hohen Europabrücke bei Innsbruck aufzeichnen zu lassen.
Nach nur wenigen Sprüngen gelang es den Forschern, das Bereitschaftspotential zweifelsfrei nachzuweisen. „Das aktuelle Experiment zeigt einmal mehr, dass sich die Grenzen des technisch Machbaren immer weiter verschieben und Neurotechnologie schon bald zum Alltag gehören wird“, sagt Soekadar. Die geringe Anzahl der Sprünge belege, dass das Bereitschaftspotential vor Bungee-Sprüngen sehr stark ausgeprägt sei, erklärt Nann.
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