Life Sciences- und Chemiebranche nehmen Digitalisierung ins Visier
Kooperationen als attraktive Alternative zu M&A
nattanan23, pixabay.com, CC0
USA führen das M&A-Geschehen in Life Sciences an
US-Unternehmen sind an sämtlichen „Top 10“ der 2017 in der Life Sciences-Branche angekündigten Transaktionen beteiligt – insbesondere auf der Käuferseite. So wurden rund 30 Prozent aller Transaktionen von US-amerikanischen Käufern angekündigt; diese machen mehr als 50 Prozent des gesamten Dealvolumens aus - allen voran der 30 Mrd. US-Dollar Deal zwischen Johnson & Johnson und Actelion Ltd., der im Juni finalisiert wurde.
Kooperationen treiben Digitalisierung in Life Sciences und Chemie an
Als Zeichen für die zunehmenden Digitalisierungsaktivitäten verzeichnet die Life Sciences-Branche einen Anstieg der Software-Deals von 32 im Jahr 2011 auf 85 Transaktionen in 2017. Innerhalb der Chemiebranche wurden in 2017 14 Software-Deals angekündigt.
Beispielhaft hat Johnson & Johnson im vierten Quartal 2017 die Akquisition des deutschen Software-Unternehmens Surgical Process Institute Deutschland GmbH angekündigt, führender Anbieter von Standardisierung und Digitalisierung im Bereich medizinischer Arbeitsabläufe.
Als attraktive Alternative zum M&A-Geschäft sehen inzwischen mehr und mehr Unternehmen im Life Sciences- sowie Chemie-Bereich Kooperationen. Diese schöpfen die Stärken der beteiligten Unternehmen aus und lassen eine nahezu unmittelbare Reaktion auf die dynamischen Marktgegebenheiten zu.
Vir Lakshman, Leiter des Bereichs Chemie und Pharma bei KPMG Deutschland: „Die Digitalisierung ist dabei, die Life Sciences-Industrie nachhaltig und grundlegend zu verändern. Insbesondere Technologieunternehmen geben hier den Ton an. Und zwar durch künstliche Intelligenz und die Analyse von Massendaten. Das ermöglicht die Personalisierung von Behandlungen, die Überwachung des Fortschritts und sogar das Auffinden neuer Heilungsmethoden. Life Sciences-Unternehmen bleibt somit kaum etwas anderes übrig, als sich mit Technologieunternehmen zusammenzuschließen oder zusammenzuarbeiten, um das hohe Tempo der Digitalisierung mitgehen zu können.“
Digitalisierung in der Chemiebranche nimmt Fahrt auf
Kooperationen bieten auch Chemieunternehmen die Möglichkeit, sich die Digitalisierung zunutze zu machen. Chemieunternehmen sehen sich vor der Herausforderung, unter anderem im Bereich „Data & Analytics“ Kompetenzen aufzubauen. Die Bayer AG beispielsweise arbeitet seit September 2017 mit der Robert Bosch GmbH zusammen, um neue digitale Lösungen im Bereich „Smart Spraying“ zu entwickeln. Ziel der Forschungskooperation ist eine effizientere Nutzung von Pflanzenschutzmitteln.
Vir Lakshman: „Die Chemieindustrie, einst ein schlafender Gigant in der Welt der Digitalisierung, wird schrittweise vom Potenzial der Digitalisierung aufgeweckt. Transaktionen in ‚Digital Farming‘ sind dabei nur der Anfang. Führende Chemieunternehmen suchen nach weiteren Technologie-Transaktionen und beleuchten verschiedene Möglichkeiten der ‚Open Innovation‘.“
Konsolidierung am Markt für Agrochemie
Im Chemiesektor wurden in 2017 1127 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 100 Mrd. US-Dollar angekündigt. Damit zeigt sich ein Rückgang im Vergleich zu den Vorjahreswerten (1151 Deals mit einem Gesamtvolumen von 233 Mio. US-Dollar).
Die Konsolidierung am Markt für Agrochemie hält auch in 2017 an. Megatrends wie ein erwarteter Bevölkerungsanstieg auf 10 Milliarden in 2050 führen zu einer um 30 Prozent höheren Nahrungsnachfrage. Chemieunternehmen antizipieren diese Entwicklung und stellen sich mit Übernahmen darauf ein. Die Agrochemie verzeichnet für das Jahr 2017 96 Transaktionen mit einem Volumen von 10 Mrd. US-Dollar, angeführt von der angekündigten 7 Mrd. US-Dollar-Übernahme von Teilen der Bayer AG’s Saatgut- und nicht-selektiven Herbizid-Geschäfte durch die BASF SE.