Pfizer plant bei Übernahme von Ratiopharm Ausbau der Produktion

08.03.2010 - Deutschland

(dpa-AFX) Der US-Pharmakonzern Pfizer will Kreisen zufolge bei einer Übernahme des Generikaherstellers Ratiopharm die Produktion ausbauen. Dies habe Jeff Kindler bei seiner Strategiepräsentation vor einer Führungsriege des zum Verkauf stehenden Unternehmens deutlich gemacht, sagte eine mit der Transaktion vertraute Quelle der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Sonntag. "Pfizer-Chef Kindler und sein Team haben am Freitag ihre Pläne vor rund 50 Führungskräften vorgestellt und klar gemacht, dass Ulm als Center of Excellence zum Hauptstandort für das weltweite Generikageschäft von Pfizer werden soll", sagte die Quelle.

Pfizer ist erst 2008 in das Generika-Geschäft eingestiegen. Der Pharmakonzern will mit der Übernahme von Ratiopharm in seiner noch jungen Generikasparte einen deutlichen Wachstumskurs fahren. In den nächsten fünf Jahren verlieren weltweit Medikamente mit einem Volumen von 150 Milliarden US-Dollar ihren Patentschutz. Mit Ratiopharm könnte der Pharmariese Ratiopharm-Produkte in den USA, dem weltgrößten Pharmamarkt, herstellen und vertreiben, wo die Ulmer nicht vertreten sind. Ratiopharm könnte mit Pfizer-Produkten dagegen in Europa wachsen.

Ratiopharm-Geschäftsführer hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt

Durch den Kauf von Ratiopharm würde sich Pfizer im Generikageschäft auf einen Schlag zudem einen hohen Marktanteil sichern. Morgan Stanley-Analyst David Risinger beziffert den Marktanteil von Ratiopharm am deutschen Generikamarkt auf 20,6 Prozent (2008). Zuletzt lag er bei 23 Prozent. Nach Angaben von Sal. Oppenheim kommt Pfizer weltweit auf 1,7 Prozent am Generikamarkt, während der Branchenführer Teva rund 14 Prozent hält und Ratiopharm zuletzt auf 3,6 Prozent kam.

Ratiopharm-Geschäftsführer Oliver Windholz hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, die auch für Pfizer interessant sind: Bis 2014 soll der Ratiopharm-Umsatz jährlich um durchschnittlich acht Prozent auf 2,4 Milliarden Euro steigen. Der operative Gewinn soll auf 530 Millionen Euro klettern, was einem durchschnittlichen Anstieg von 20 Prozent entspricht.

Pfizer verliert seit einiger Zeit durch die Konkurrenz von Generika Umsatz

Pfizer verliert seit einiger Zeit durch die Konkurrenz von Generika Umsatz und versucht, mit Kostensenkungen und Übernahmen gegenzusteuern. Bei dem Pharmariesen läuft 2011 das Patent für den Blutfettsenker Lipitor aus. Das Mittel war 2009 ungeachtet eines Umsatzrückgangs auf 11,4 Milliarden Dollar das umsatzstärkste Medikament weltweit. Der Viagra-Hersteller Pfizer hatte 2009 bereits mehrere Produktlizenzen vom indischen Generikahersteller Aurobindo gekauft. Der vor einigen Monaten neu geschaffen Pfizer-Sparte für Generika waren zuletzt Medikamente mit rund zehn Milliarden Dollar Jahresumsatz zugeordnet.

An diesem Montag soll die isländische Actavis in Ulm vor 40 bis 50 Teilnehmern für ihr Konzept werben. Alle drei Finalisten neben Pfizer und Actavis hatte am 25. Februar bereits der Generikahersteller Teva Pharmaceuticals seine Strategie vorgestellt - hätten Gebote von um die 3 Milliarden Euro abgegeben, bestätigten zwei andere Insider dpa-AFX Meldungen vom 26. Februar. Pfizer sei von Anfang an an einer Übernahme von Ratiopharm interessiert gewesen und habe sich entgegen anders lautenden Presseberichten auch nie aus dem Rennen zurückgezogen, hieß es aus Verhandlungskreisen.

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