Wenn ein „Pilz-Unfall“ das menschliche Leben bedroht
Oliver Kurzai ist neuer Professor für „Fungal Septomics“ der Universität Jena
Dafür ist der 34-jährige Mediziner gerade nach Jena übergesiedelt, um die Professur an der Biologisch-Pharmazeutischen Fakultät der Universität anzutreten. Universität, Klinikum und Hans-Knöll-Institut (HKI) bauen in Jena gemeinsam ein Sepsis-Zentrum auf, das erheblich vom Bundesforschungsministerium gefördert wird.
Pilze - wie die Hefepilze „Candida“ und nicht Champignons und Konsorten - sind seit Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn in Würzburg Kurzais Steckenpferd. Seine mehrfach ausgezeichnete Dissertation (2002) hat er über die Gene geschrieben, die bei Candida die Reaktion auf unterschiedliche pH-Werte steuern. Denn der Hefepilz, der in mehr als der Hälfte aller Menschen vorkommt und eigentlich harmlos ist, erträgt das breite Spektrum von pH-Werten im menschlichen Körper, ohne bei Säureschwankungen darin umzukommen. „Candida verändert seine Gestalt, je nach Bedingung“, vereinfacht Kurzai ein Ergebnis seiner Doktorarbeit. Diese wichtige Erkenntnis wird ihm bei seinen Jenaer Sepsisforschungen ebenso helfen wie seine Würzburger Untersuchungen über Meningokokken. Diese Bakterien, die beim Menschen den Nasen-Rachen-Raum besiedeln, sind sog. „akzidentelle Krankheitserreger“ - ebenso wie Candida. Was lag näher, als beide Arten in den Forschungen zu verknüpfen? Oliver Kurzai tat dies in seiner Habilitation, die er 2008 in Würzburg beendete. Dabei hat der Mediziner ermittelt, dass beide Erreger die von ihnen verursachte Krankheit nicht wollen. Dass beide Erregertypen für den Menschen tödlich sein können, „ist ein Unfall“, erläutert Kurzai. Die Ursachen für diese „Unfälle“ sind unterschiedlich. So sind etwa bei Candida zwar die krankmachenden Eigenschaften immer vorhanden. Allerdings erkennt die menschliche Immunabwehr, hier in Form der Granulozyten in den weißen Blutkörperchen, ob der Hefepilz akut eine Krankheit auslöst oder derzeit harmlos ist. Diese neuen Erkenntnisse Kurzais, dass die filamentöse Form von „Candida albicans“ spezifisch die neutrophilen Granulozyten aktiviert, die vorher als wenig differenziert bei der Infektionsabwehr galten, bildet eine gute Grundlage bei der weiteren Sepsis-Forschung in Jena.
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